Hölderlin & das dreihundertachtundsechzigste Gedicht

Altstadt Tübingen.

Altstadt Tübingen.

Der Hölderlin

Ach, hol dich doch der Hölderlin!
Du Hasenheld auf Heroin
Willst prompt 'ne grade Linie zieh'n?
Bist grad vier Wochen trübnisclean!

Denk dir, ich habe kein Christkind geseh'n!
Und wenig Verbindliches ist im Entsteh'n ...
Warst du nicht viel zu häufig hier
Als nicht gebuchtes Musketier?
Unsre Niederschlagsmenge schluckt kein Kokain!

Schon holt er dich, der Hölderlin ...

Tübingen & das dreihundertsiebenundsechzigste Gedicht

Blumenpracht an der Eberhardsbrücke Tübingen

Herbstverleugnende Blumenpracht an der Eberhardsbrücke

Lars

Es trifft die stets zuerst
Die am stärksten sich wehren
Die sich emsig beherzt
An dem Willen verzehren
Aus der Teilnahmetaubheit sich sichtwärts zu strecken
Und die Außenwelt drängen, mal sie zu entdecken ...

Doch es bleibt dann dabei, dass sie niemand hier kennt -
Eine Chancenverwertung von hundert Prozent:
Sie war'n ja niemals vorgeseh'n
Sind so geseh'n auch nie gescheh'n

Es gerät ihr Abschied doppelt dumpf
Kein Gnadenbrot und kein Triumph

Was ich je erlangte - es gehörte auch ihnen
Obschon sie ja niemals in Greifnähe schienen
So soll denn mein Stolz denen ohne Gedenken
Mal ab und an ein Lächeln schenken

Hauch des Winters & das dreihundertsechsundsechzigste Gedicht

Belo Tsiribihina

Nun wäre das erstgesetzte Ziel geschafft: 366 Gedichte für die 366 Tage des (Schalt)Jahres. Da aber das Ziel auf 500 Gedichte aufgestockt wurde, kann nun nicht der Stift beiseite gelegt werden, sondern muss sich gesputet werden - 134 Gedichte in den restlichen zweieinhalb Monaten...! Und weil diese kalt zu werden drohen, hier ein Foto aus dem Westen Madagaskars - vor drei Wochen aufgenommen und schon sehr weit entfernt.

Hauch des Winters

Plötzlich beugt sich das Jahr
Und will nicht mehr leben
Und es hat sich beinah'
Jedes Blatt aufgegeben
Es entglänzt sich das Grün
Und zerzaust sich ins Gilben
Den Dichtern entflieh'n
Die romantischen Silben ...

Mählich türmt sich der Eindruck von Straße und Dreck
Und in vier bis fünf Wochen ist alles hier weg
Was der Frühling an zartigste Zweiglein getrieben
Wird von Fußtritten klobigstem Schuhwerks zerrieben

Für vier Monate wird dann der Film angehalten ...
Und die Leinwand im spärlichen Restlicht erkalten

30 Jahre unzerstörbar & das dreihundertfünfundsechzigste Gedicht

Marilyn's Army 2016

Irgendwie im Nachhall der Afrikareise untergegangen: Das neue Album "Dies ist nur 1 Test" zum 30jährigen Bandjubiläum von Marilyn's Army. In diesem Jahr zwischen den ersten 160 Auftritten und 360 Gedichten entstanden. Eigentlich ein Wunder - welchem hier mit einem weiteren Songtext vom Album gehuldigt sein soll. Album anhören!

Im Einsatz

Dort ist der Strand, dort ist das Boot
Wir beobachten den Strand
Dort ist der Strand, dort ist das Boot
Wir beobachten das Boot

Was soll ich sagen, wenn der Assistent fragt:
Bist Du Dir sicher, dass noch was passiert?
So etwas lässt sich leider nie vorausahn'n
Aber irgendetwas stört mich hier

Ich bin mir sicher, dass noch was passiert
Ich bin mir sicher, dass noch was passiert
Ich bin mir sicher, dass noch was passiert
Ich bin mir sicher

Dort ist der Strand, dort ist das Boot
Wir beobachten den Strand
Dort ist der Strand, dort ist das Boot
Wir beobachten den Strand
Und beobachten das Boot

Hannover Hauptbahnhof & das dreihundertvierundsechzigste Gedicht

Denkmal Ernst August von Hannover

Dem Landesvater.

Ernst August von Hannover

Wie königlich! Im Ernst, ich glaube
Nie sah ich so 'ne schöne Haube
Wie dort am Ernst, dem August hier
Ein Augenschmaus auf jenem Tier
Das taugussleicht er just bereitet
Und ernst wie einst plus hochgestellt
Den Fluss der Autobusse leitet
In einer staufrustreichen Welt

Singen & das dreihundertdreiundsechzigste Gedicht

Denkmal in Singen

Beinahe inflationär: ein zweites Singen-Gedicht!

Lied von Singen

Da kann ich mal ein Lied von Singen
... schon fällt's vor Ort mir nicht mehr ein!

Die Leut', wo uns Musik beibringen
Sind oft mit ihrem Lied allein

Hohentwiel & das dreihundertzweiundsechzigste Gedicht

Singen Hohentwiel

Auch wenn noch ein paar Madagaskar-Reprisen hier veröffentlicht werden, muss dieses Gedichttagebuch dem Umstand Rechnung tragen, dass ich bereits knapp zwei Wochen zurück bin im herbstlichen Deutschland und auch schon einige Tour-Stationen abgereist bin, die sich in der Warteschlange stauen. Z. B. Singen.

Romantische Zugfahrt

Von Singen bis nach Immendingen
Hatte ich sein Dingen drinnen

Der Halt in Engen war vergnüglich
Und meine Reiterei vorzüglich

In Hausach sagte ich "Gut Nacht!"
Und mein rosiger Hintern - er lächelte sacht

Aye-Aye-Appetizer & das dreihunderteinundsechzigste Gedicht

Aye-Aye auf Aye-Aye-Island

Nun wartet nur noch das Aye-Aye auf ein zoologisches Lemurengedicht. Aber das benötigt noch etwas Zeit. Hier nur ein Appetizer.

Aye to Ai

"Hei, du Ei!" sprach das Aye-Aye,
"Bist du nicht der Ai Weiwei?"
"Mei, und du bist ein Aye-Aye?!"
Freute sich Herr Ai Weiwei
Das sei fei - und beide geiern:
"Lass uns unsre Ei-Heit feiern!"

Hernach sagten sich Bye-Bye
Ai Weiwei und das Aye-Aye

Rückreise & das dreihundertsechzigste Gedicht

Madagaskar Stilleben

Abschied von Madagaskar und den Seychellen. Über Abu Dhabi.

Vom anderen Ufer

"Weh mir, Emir,"
Sprach ich panisch, "Piraten!

Aus den arabischen Emiraten

Alle Welt bangt vor ihr'n
Rabiaten
Taten und Matern an Patern!"

Da war der Rat vom Emir:
"Lieber Rabbi, eh dir

Die Art der Piraten 'nen Alptraum bereite:
Die Jungs sind seit Samstag auf unserer Seite!
Selbst gläubigste Räuber treibt stets, so gelob' ick
Gewinnmaximierend Gesinnungsaerobic!"

Wiesellemur & das dreihundertneunundfünfzigste Gedicht

Wiesellemur

Und in der letzten Madagaskar-Woche tauchte dann doch noch ein zusätzlicher, noch nicht von einem Gedicht bedachter Lemur vor meiner Kamera auf. Auf welche Weise, erklärt sein Ged/sicht.

Der Wiesellemur (Englisch: sportive lemur)

Nur der drolligen Pupillen wegen
Sollt' man nicht den Willen hegen
Den Schlafkloß aus dem Astlochschacht
Hinauszustoßen - gleichwie sacht!

Ach, achteten wir den nachtaktiven
Tagesablauf des sportiven
Wiewohl meist ruhenden Wiesellemuren
Würden wir ihn kaum auf unseren Touren
Egoman entzückungssüchtig
Einmal kurz, beglückt und flüchtig
Aus dem Schlaf ins Helle stupsen
Dann in unsren Fokus schupsen

Sein Blick irrt halbgar: "Was'n los?!"
Mit Augen, die gar doppelt groß

Da gluckst die Hingerissenheit
Ob solch massiver Niedlichkeit

Werter Wiesellemur, verzeih'n Sie die Störung
Die Ihnen laut Murren nur wenig gefällt
Doch dient dieses Opfer durch Optik-Betörung
Versöhnlichst dem inneren Frieden der Welt!

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