Ist der Fluss die komplette Nacht weitergeflossen?
Wie hat dann der Nebel sich auf ihn gesetzt?
Sag, wie viel Unumkehrbares wurd' schon beschlossen
Und welche Entscheidung fiel bloß so zum Test?
Legt der Fluss sich vielleicht in der Dunkelheit schlafen,
Da ja niemand mehr noch seine Strömung bemerkt?
Hilft die schwadige Suppe der Verpuppung von Larven?
Wird letztlich der Strom zu 'nem Bächlein verzwergt?
Hat der Fluss heut' vielleicht seine Strömung verpennt -
Und nun kommt er ihr nicht hinterher?
Es bleibt mancher zurück, wenn die Zeit derart rennt.
Doch wir treffen einander im Meer ...
Chinesische Shophouses säumen die Straßen
Und alles geleitet zum breitbraunen Fluss.
Ein Blechkrokodil mahnt uns (die's lange vergaßen):
Dem Dschungel dient jedes Motiv als Genuss.
Das Ur- unsrer Wälder gilt scherbenbesiegt -
Doch die Fallzahlen prahlen mit Splittern.
Die Spatzen bezetern, dass niemand mehr fliegt
Im Geblitze von leeren Gewittern.
Zwischen Rückzug und Aufbruch wird so viel gedeutet
Und im Fort lauern greise Kanonen.
Vielleicht wird noch manches Mal Manches erbeutet,
Doch die Stadt, sie beschränkt sich aufs Wohnen.
Und der Rauch der verlegenen Streetmarket-Stände -
Er verfliegt ohne weitere Noten.
Doch der Strom, er verbirgt noch zu schreibende Bände -
Darum bleibt weiters Vorsicht geboten!
Die Berggipfel strahlen aus vielfacher Ferne,
Wenn sie trotz Aprilhochs noch schneebedeckt sind.
Im Sommer ersteigt man Erhabenheit gerne
Und ist ob der leichten Erreichbarkeit blind -
Doch das Gondelgedöns rattert bloß Blasphemie!
Klar, so groß wie die Berge, das werden wir nie -
Jedoch unerreichbar woll‘n wir sie nicht nennen!
Nach Fahrscheinkauf rauf richten wir die Antennen
Nebst den Mitgliedschaftsantrag für unsern Verein.
Im April gilt: Was abweist, ist Weis/sheit allein!
Jeder Burgaufstieg japst sich in mir zur Gewissheit:
Das war jetzt wahrscheinlich das vorletzte Mal!
Vom Tal hoch, ein präherzinfarktischer Schiss schreit ...
Ohje, dein Geächze klingt heut schon final!
Eiskalt fräst in Schläfen und Nacken der Schweiß sich -
Da merkst du Cretin: Du bist längst nicht mehr 30,
Doch hängst pubertär dich in viel zu viel rein!
Wenn alles jäh abstürzt, dann soll's halt so sein ...
Du kannst diese Stadt höchstens einmal noch retten -
Das reicht keiner Welt, diesen Braten zu fetten!
Und all dein Geschaff'nes wird so rasch vergeh'n ...
Ich liege bar in einem Strom -
Nur Himmelblau und Wolken.
Beim Reset auf mein Erstgenom
Werd ich vom Fluss gemolken.
Ein sprudelnd Dudeldiedelei
Bespült und kühlt mein Köpfchen high -
Nur Himmelblau und Wolken.
Und nun ersäuft's mir allen Reim
Im murmelndgurgelnden Daheim -
Nur Himmelblau und Wolken.
Es umströmt und umströmen mich Reinheit und Klarheit
Wie göttlich zur Wurzel gereichende Wahrheit -
Nur Himmelblau und Wolken.
Bis Narrenhandwerk, ungeübt,
Den Fluss zu solch Erkenntnis trübt,
Das stolz zu dies erlaubt sich glaubt
Und sich im Raubbau selbst beraubt,
Im Immergrau der Wolken.
Ausarbeitung/Fortsetzung vom gleichnamigen Text vom 22. Juli 2022