Autor & Schreiben

Gedichte über das Schreiben, das Dichten und das Autorendasein.

Milbertshofen II & das zweitausendfünfhundertfünfundneunzigste Gedicht

Am U-Bahnhof Milbertshofen (U2)

20 Minuten Wartezeit

Ich bin zwanzig Minuten an Buswartezeit
Ganz ohne grantig zu werden bereit,
Mit ideenreichen Schreibzeugs zu überleben.
Ich selbst stehe, schriftführend, etwas daneben
Mit dem Hauptaugenmerk auf die Zeiger der Uhr.

Nein, da lässt sich nichts drängen
Zu schnelleren Gängen,
Solche Renitenz ist mir verständlich - nur
war es halt
Schon sehr bald
Schweinekalt.

Sieh an, sieh da, da kommt der Bus -
Was er im Grunde noch nicht muss!
Knapp zehn Minuten früher kann
Ich drinnen warten - guter Mann!

Nach zehn Minuten an Buswartezeit
War dies Gedicht bereits freundlich bereit
Sich zu beenden.

Nun, ich bin sein Fan, denn
Was hätte man sonst wohl beschreiben noch sollen?

Ich war ja zur Hälfte schon fertig mit Wollen!

Schlossrückseite & das zweitausendfünfhundertsechsundsiebzigste Gedicht

Rückseite von Schloss Nymphenburg

Unsicherer Bühnenact

Wir werd'n uns nach der Pause seh'n,
Sofern Sie nicht nach Hause geh'n.

Wasserführung & das zweitausendfünfhundertzweiundsiebzigste Gedicht

Wasserlauf im Schlosspark Nymphenburg

Nach der Premiere

Das Aufatmen sinkt in den See
Vom " … is' doch gut gelaufen!"
Es singt in mir, derweil ich dreh'
Vom Freudvoll-mich-Besaufen.
Die Haken und das Unbequeme
Bewirkten ja zurecht,
Dass ich mich nicht vom Wissen lähme:
"Bisher lief's niemals schlecht!"

Platzkonzert & das zweitausendfünfhundertneunundzwanzigste Gedicht

Platzkonzert der Wiesnwirte vor der Bavaria

Bei den nächsten Versuchen

Dieses Gedicht hab ich schon mal geschrieben
Als eine Lösung für jenes Problem.

Scheint, es ist nicht sehr viel hängengeblieben …
Aber vertrau ich dem zweiten Poem?

Schlafenszeit & das zweitausendvierhundertsiebenundneunzigste Gedicht

Eingangsportaluhr der Blutenburg

Das Gerüst

Wenn ihr Clowns euch schlafen legt,
Muss ich aufbau'n, unentwegt,
Das Gerüst; muss prüfend schauen,
Ob der Lift zum Morgengrauen
Sicher funktioniert, dass die
Liebe Sonne irgendwie
Ihren Weg ans Firmament
Absolviert. Derweil ihr pennt.

Ich erschaff zur Schlafenszeit,
Eskortiert von Wachsamkeit,
Das Gerüst vom neuen Tag.
Einfach, weil ich euch so mag.
Würd ich nicht um euch mich sorgen,
Verseleer wär euer Morgen!

Doch dass ich dann dösend den Tag zu nichts nutze
(verrichteter Pflicht gemäß hab ich ja frei),
Es müßigt euch zu einem Runtergeputze:
Ihr bezichtigt mich schlichtweg der Tagträumerei!

Rhinozerosvogel 2 & das zweitausendvierhunderteinundsechzigste Gedicht

Zwei Rhinozerosvögel am Ufer des Kinabatangan im malaysischen Bundesstaat Sabah auf Borneo.

Rhinozeros Hornbill, near threatened

Ich hab zwei der letzten 500 geseh'n -
Jetzt gilt es mich selber zu schützen!
Denn wenn die 500 bald gänzlich verweh'n,
Kann ich dem Gedächtnis noch nützen.

Diese liebschaftbesiegelnde Paarturtelei
War die letzte von 250.
Vielleicht entspringt dem Akt ein Ei
Und entbrütet sich ihm noch ein Künftig.

Auch möglich, dass es der Welt noch zerbricht.
Um so nötiger scheint's, dass ich's heute bedicht':

Es ist flatternd geschehen. Und ich war dabei.
Die 500 letzten - und davon gleich zwei!

Old State Mosque & das zweitausendvierhundertachtundvierzigste Gedicht

Masjid Bahagian - Alte Staatsmoschee Kuching

17. Juni 2024, abends

Welche Art von Gedichten geziemt sich's zu schreiben
An der Türschwelle einer Moschee?
So rein von dem Lautbild her will es mich treiben
Zum stimmigen "Allah olé!".

Doch rein ob des Bilderverbots lass ich's bleiben,
Denk vollüberzeugt ein "Och, nee …".
Es zwingt mich ja niemand, Gedichte zu schreiben
An der Türschwelle einer Moschee.

Tulpig & das zweitausendvierhundertneunte Gedicht

Tulpenblüte im Botanischen Garten München

Dichtungsplatz

Ich sag‘s dir (ungefragt), mein Schatz,
Ein Dichter braucht nen Dichtungsplatz!
Bei klarer Luft, im warmen Lichte
Wird er gewahr dem Versgeschichte,
Auf das er faul sich niederfläzt:
„Erzähl, Natur, was du mir rätst!“

Des muntren Baches Murmelklirren,
Der Summinsekten brummig Schwirren,
Die Heiterkeit der Vögelein,
Das Und-so-weiter flößen ein,
Dass ich hier weilend Zeile tanke.

Am Schreibtisch juchz ich später: „Danke!“

Fremdkörper & das zweitausenddreihundertachtundzwanzigste Gedicht

Blick auf den Campanile vom Kloster San Giorgio Maggiore

2.328 - das verschwundene Gedicht (Eine Wiedergutmachung)

Wo ist nur die Zwei-drei-zwei-acht?
Wer hat da was mit ihr gemacht?
Stahl jemand sie im Schutz der Nacht -
Hat grad ein Nichtsnutz frech gelacht?

Ab jetzt wird jeder Text bewacht!
Hab ich zunext mit Wut gedacht.

Dann ward ich lieb und gut und sacht
Und schrieb, was ich nun hier betracht:

Text Numero 2-3-2-8.

San Rocco & das zweitausenddreihundertdreiundsechzigste Gedicht

Im Saal der Scuola Grande di San Rocco

Endschloss

Welche Schlüsse zieh ich aus Schlössern ...

Ich müsse mich räumlich verbessern?

Den Hausstand unendlich vergrößern,
Die Manufakturwahl verbessern?

Mein Ziel sollte sein, die Pokale zu mehren,
Die vielgestalt horten die royalen Herren.
Auch die Spannhaken-Ösen, Vokale zu dehnen
Sollte ein Größenwahn-Nahender kennen.

Ich falle auf, ich falle ab
Beim Was-ich-kauf und Was-ich-hab.

Vielleicht, einst wendet sich das Los?
Hab ich gehofft vor manchem Schloss.

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