Kleidung

Gedichte, in denen Kleidungsstücke die Protagonisten sind.

Badeseeaussicht & das zweitausendvierhundertneunundachtzigste Gedicht

Ausblick auf dem Weg zum Fohnsee

Ultra Windfrisch

Mein T-Shirt riecht, als hätte man's
Mit einem Hund gewaschen,
Als trüg's 'nen kotverschmierten Schwanz
In unsichtbaren Taschen!

Versprach denn nicht die Packung,
Die den Weichspüler enthielt,
'Ne windfrische Durchschmackung,
Die jed' Wäschestück durchprilt?

Es mag ja sein, aus einem Heim
Für vollgeschiss'ne Hunde
Weht solch ein kaltes Windchen beim
Vollzug der Nachtwachrunde.

Dann wäre das Versprechen "windfrisch"
Nicht mal komplett gelogen.
Und doch hat die Verpackung, find isch,
Mein Käufer-Ich betrogen!

Badetag & das zweitausendvierhundertsechsundzwanzigste Gedicht

Varadero Beach

Dem Sonnenbrillenglas

Du bist ein wahrer Star-Artist,
Tünchst Scheenet um in "scheener".

Wie schau und blau ditt Meer grad ist -
Ditt ahnt da draußen keener!

Altöttinger & das zweitausenddreihundertachtundneunzigste Gedicht

Süße Auswahl in einem Supermarkt in Altötting

Sommer der Bäuche

Dies wird der Sommer der Bäuche
Und Nabelbeschauung!

Es trennt meinen Blick nur 'ne hautdünne Schicht
Vom Därmegeschläuche
Der Damenverdauung -
Mein lüsternes Schmachten kühlt nun dies Gedicht.

Wie sollt ich den Flaum deiner Unterbauchwölbe
Mich nicht durchwehend wähnen?
Wie mündete nicht ich im Auch-nur-das-sölbe! ?

Beim letzten Sehnendehnen
Dem Triebe-Trubel abzuschwör'n
Entgegen bisheriger Bräuche?

Steht da als Option. Und ich wählte sie görn.
Doch nicht in 'nem Sommer der Bäuche.

Fontana con bambino & das zweitausenddreihundertsiebzigste Gedicht

Fontana con bambino am Piazza Garzeria in Padua

Trag isch!

Die Wechseljahremode
Wächst in deiner Kommode
Und verhext das "Klar, ey, trag isch!"
Zum next big thing called "Wie praktisch!"

Oide Wies'n & das zweitausenddreihundertundzwanzigste Gedicht

Im Museumszelt der „Historischen Gesellschaft Bayerischer Schausteller e.V.“

Zwischengeschlechtliches

Wie hab ich seibernd dreingeluchst,
Wo sie statt unter- ungebuxt
Ihr wabernd "so ist recht"-Geschlecht
Reich frei entfaltet ausgeflächt,
Als sei 'ne Reihe von Rekorden
Für neue Ären einzunorden.

Hab so stark drauf- wie dreingeäugt,
Dass jetzt voll Gram mein Blick sich beugt
Und nach solch warmen Halten sucht,
Die spaltenarme Zeit verflucht -
Als sei die Folge von Genüssen,
Dass Weitre weiters folgen müssen,
Um seinen Pegel auch zu halten
(und in der Regel geht's um Spalten).

Doch heut, vor dir zu sehr bebuxten
Schaff ich's nicht mal zur verdrucksten
"Magst du dich ma auszieh'n?"-Frage
Für die Mild'rung meiner Lage.
Ich witt're hier klar ein Gebiet,
Das unenthüllt mich runterzieht -
Anstatt du's mit dem Büxlein tust!

Worauf des Glücks Verzückt-Sein fußt.
Magst du gemäß solch' Sehnen
Die Hosenbünde dehnen?

Model & das zweitausendzweihundertdreiundfünfzigste Gedicht

Nicole Eisenman. What Happened im Museum Brandhorst

Crossover-Ripostegedicht zu Tucholskys "Das Ideal" und den Heidi-Klum-Rant von Roger Willemsen.

Der Ich-Handel (The I-deal/Dimunitiv von "selten")

Ja, das möchste:
Du willst bei der Challenge heut voll überzeugen,
Dass all jene andren dich neidisch beäugen
Und Heidi kreischt fleischig vor Scheineuphorie,
Du hätt'st krass Personality
Und die Fashionwelt wird sich schon bald darum reißen,
Dich auf ihren Kampagnen willkommen zu heißen.

Du schwebst vom Walk auf Wolke Sieben,
Bist dabei ganz du selbst geblieben,
Gibst dich dem Netz in Gänze hin
Als mega! Influencerin,
Bekommst von dort so viel zurück:
Ein tausendfach geteiltes Glück.
Ja, das möchste.
Aber,
in Wahrheit wirst du voll verheizt
Im Tollhaus, das mit Chancen geizt,
Verkackst im Kreis beknackter Grazien,
Verlacht als Wackelkandidatin,
Die beständig, unbändig und flehentlich flennt
Vor gemeinen Designern, die eh keiner kennt.

Letztlich fehlt dir das Foto zum Model-Champ,
Du hoffst noch auf das Dschungelcamp
Und hangelst fesch von „Au!“ zu „Au!“
Durchs Dickicht dich vom Trash-TV.

Doch wie sehr man sich auch engagiert,
Dass man sich dann noch etabliert
Vorm bösen Ansturm erster Fältchen
Das
Ist seltchen.

Leinenzwang & das zweitausendeinhundertsechsundvierzigste Gedicht

Vor einem Supermarkt in Aland

Vererbliches

In meines Vaters alten Hosen
Misslingen alle eitlen Posen.

Da grient ein Schwall von Disrespekt
Im Dom des Feuilletons,
Ein All verschalt unangesteckt
Vom feu des Perignons.

Da spricht wahllose Ahnung: „Spiel dich nicht so auf!“,
Doch in solcherlei Hosen nehm ich das in Kauf.

Bachstelze & das zweitausendeinhunderteinundvierzigste Gedicht

Bachstelze in Aland

Zu spät gelieferte Werbeslogans: Lob des Matelots

Es wird unangefochten der Matelot
Sehr zielelegant uns geflochten aus Stroh
Als ein Stilgarant über der Haarpracht Verzierung,
Die Bonvivance übende Chapeaunisierung!

Pommerngalione & das zweitausendeinhundertsiebenunddreißigste Gedicht

Galionsfigur der Pommern im Hafen von Mariehamn

Aspekte der Hutfertigung (eine Erinnerung an Lindenberg)

Mit Hitz‘ und Druck am Ziehstand schrumpft
Ins Drittelsein der Stumpen.

Wo ein Detail mit Feinschliff trumpft,
Bleibt Größe Maß der Lumpen.

Hutmuseum & das zweitausendeinhundertzweiundzwanzigste Gedicht

Deutsches Hutmuseum in Lindenberg im Allgäu

Hutmachertricks

Man schleift mit einer Haifischhaut
Die Filzschicht zum Velours.

Wer das sich unter Wasser traut,
Veredelt jede Schur.

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