Reisen

Globetrottergedichte und andere Verse vom Reisen und Unterwegssein.

Grundwasserpool & das zweitausendfünfhundertachtundachtzigste Gedicht

Moosacher Badeparadies auf der Baustelle der Unterführung an der Dachauer Straß

Ripostegedicht auf "Die drei Spatzen" von Christian Morgenstern

Wenn im Frühling, zusammengeschweißt vom Eis,
Erst der Hans, dann der Franz, dann der Erich auftauen,
Fragt jeder den andern, ob er's vielleicht weiß:
"Wo zum Teufel sind unsere Frauen?"
Und jeder gibt zu, nu, er weiß grade nicht.
Das führt uns zu einem ganz neuen Gedicht:

Die drei Spätzinnen von Morgan Sternenchrist

Irene, Helene und Ines
Sagen zu sich: "Ich verdien es!"
So lang stand der Gelege Pflege
Jeglichem Entspann'n im Wege -
Diesen Winter wellnesst man,
Fliegt vom Heimgeäst von dann'n
In die Sonne Korsikas
Und ihr Chor singt: "So'n Spaß
Hatten wir schon lang nicht mehr -
Nächst' Jahr flieg'nwa wieder her!
Und es fehlten uns, ganz ehrlich,
Weder Hans, noch Franz, noch Erich!"

Die prob'n ihr'n Zusammenhalt
So Po an Po, nur schweinekalt.
Da im Warmen ihre Damen
Laben sich an Pappelsamen
Und auf Sonnenliegen liegen,
Nichts von der Saison mitkriegen,
Nein, rein
Gar nichts von ihr'n Kerls in der Kälte erahnen -
So flanieren die Mädels im Mediteranen.

"Stopp! Jeder Satz ist Betrug, denn es weiß jedes Kind,
Dass Spatzen – Strich - Spätzinnen keine Zugvögel sind!"

Gut, wer zwanghaft solchen Regeln glaubt
Halt mangels Mut sich selbst beraubt;
Zum Aufspür'n neuer Möglichkeiten
Genügt's die Flügel auszubreiten!

Doch wer mag, kann Satz für Satz parier'n -
Und friert dann fest als Spatzenhirn.

Ja, der dröge Standard fetzt sich meist
Mit dem Wandlungsvermögen vom Spätzinnengeist ...

Will dein Nest dich zum Stillstand verdammen, so wehr dich!
Oder friere - zusammen mit Hans, Franz und Erich.

Wanderndes Eis & das zweitausendfünfhundertachtzigste Gedicht

Eisfläche vorm Schloss Nymphenburg

Nein, also jetzt bitte nicht allen Ernstes ein verärgertes Bahngedicht?!

Herr, gib mir die Geduld zurück
Für Zugverzögerungen!
Kaum hör ich was von SEV,
Bin ich von Zorn durchdrungen,
Mein Gleichmut ist verletzlicher
Als Eintagsfliegenjungen -
Gern wär ich bei 'nem Zugausfall
Ein wenig ungezwungen.

Ich frag dich, was würd Jesus tun
(der soll ja recht viel wissen)?
Wie pflegt der Mensch sein In-sich-Ruh'n,
Wenn die Geduld zerschlissen?

Thalkirchner B. & das zweitausendfünfhundertneunundsiebzigste Gedicht

Thalkirchner Brücke

Umstiegsappetit

Der Umstiegsbahnhofappetit
Drängt flau mir durch den Magen.
Wär ohne Zwischendurchgebäck
Die Welt noch zu ertragen?

Komm, eine Brezn nehm ich mit
Vom Bäcker vis-a-vis!
Der zaubert mit durch ihn erweck-
ter Magen-mag-Magie!

Regatta Regatta & das zweitausendfünfhundertdreiunddreißigste Gedicht

Olympia Regattastrecke bei Oberschleißheim

Kurzurlaubspläne (trotz Erkältungssaison)

Allein mit meinem Hustenreiz
Puste ich mich in die Schweiz
Und
Auf 'nem Glitsch von Bronchienschleim
Schlitt're ich dann wieder heim.

Potsdamer Drache & das zweitausendfünfhundertdreizehnte Gedicht

Am Drachenhaus auf dem Bornstedter Höhenzug, am Nordrand der Potsdamer Parkanlage Sanssouci,

Rast (Am Drachenhaus)

Ich schlürfe unterm Drachen aus:
Mein Tassenglück Kaffee.
All die Entspannung gibt's frei Haus,
Der Kuchen schmeckt juchhe!

Die Ungeheuer picken starr
Mir unbemerkt im Nacken.
Ich weiß es wohl, doch nimm's nicht wahr,
Will nur verstärkt entschlacken.

Wasserburg & das zweitausendfünfhundertsechste Gedicht

Große Kunstausstellung in Wasserburg

Aufenthaltsamkeit

Wie beeinheimischt schlurf ich die Straße entlang -
Die ich einfach mal Poststraße nenn.
Bin völlig bereinigt vom Sightseeingzwang,
Weil ich alles bereits bestens kenn.

Außer: die richtigen Namen der Straßen,
Der Gassen, der Winkel und Leute …
Ich merk sie manchmal, doch immer in Maßen -
Als Kurzgesprächsrüstzeug fürs Heute.

Die mir so verblieb'nen Erkenntnismomente
Will ich mir enthaltsam bewahren
Als das vom Alltäglichen sauber Getrennte.

Dann schaff ich's zum Stammgast seit Jahren.

Mirabellgarten & das zweitausendfünfhunderterste Gedicht

Der Garten von Schloss Mirabell in Salzburg

Urlaubsgefühle

Mancherlei Profanes krallt im Urlaub sich Gewicht:
Die Gastfreundschaft der Menschen, dieses ganz besondre Licht!

Das füllt nicht nur ein Storyboard, das fühlt man ganz real -
Nur ist solche Empfindsamkeit zuhause marginal.

Alles neigt zur Inflation, ist erst das Eis gebrochen.
Die Wertigkeit bleibt später Lohn für jene zwei, drei Wochen.

Perlebucht & das zweitausendvierhundertachtundachtzigste Gedicht

Kitesurfer an der Büsumer Familienlagune Perlebucht

Kurzflug (Zugfahrt Meldorf-Itzehoe)

Ein Flugzeug äußert still Protest,
Als sich der Zug erhebt.
Ich halte mit den Augen fest,
Was dort am Boden klebt:
Felder, Wälder, Schrebergärten,
Zum Finale: der Kanal.

Dann senkt alle Zuggefährten
Erdanziehungskräft'ger Stahl.

Die Zeit, da Überwindungssieger
Sich auf den flieg'nden Teppich wagen
Ist kurz. Und kühl moniert der Flieger
Herab: "Ich wollte grad schon sagen …!"

Ankerplatz & das zweitausendvierhundertsiebenundachtzigste Gedicht

Ankerplatz am Büsumer Hafen

Büsum ohne Maps

Der Meerzugang gibt sich umfährend
Und fernab blökt ein Kahn ...
Dich wünsche ich mir selbsterklärend,
Denn ich hab keinen Plan.

Doch mein Fremdeln mit den fremd'sten Städten
Währt nur einen Fixpunktaugenblick.
Hernach kann sich Übersicht in ihnen betten -
Das passiert nach mir selbst nicht erschließbarem Trick.

Dann schlägt sich in gewohnte Bahnen
Meine verhilfloste Ziellosigkeit.
Es ist ein zum Wissen geleitendes Ahnen -
Kurz scannen, erkennen - schon is man soweit:
Da Eiskrem, hier Fischbrötchen, dort geht's zum Meer!

Als kennte die Stadt man von irgendwoher.

Gleitfliegerschlaf & das zweitausendvierhunderteinundachtzigste Gedicht

Fliegender Lemur (Galeopterus variegatus) im Bako Nationalpark Bako-Nationalpark bei Kuching / Sarawak

Heimrück(en)kehrersorgen (Reprise zum Gedicht "Sarawak")

So war ich denn - nach dreißig Jahr'n -
In Sabah und in Sarawak.
Sollt' ich noch mal so fleißig spar'n,
Kehr' ich zurück als Sabberwrack.
Oder ist's für mich als Menschgerät
Nicht sehr viel früher schon zu spät?

Ach, über den Plänen großer Reisen
Wähn ich längst die Geier kreisen!
Wie viele der säumig gebliebenen Fahrten
Darf ich bei okayer Gesundheit erwarten?

"Ausreichend genug", möchte ich mir entgegnen,
"Aber sei drauf gefasst, Kerl: Es könnte mal regnen ...!
Also, spar dir dein kack Hohes-Alter-Gelaber:
Du warst jetzt in Sarawak, warst auch in Sabah
Und die Hälfte der Welt würd 'nen Teil deiner Sorgen
Sich gern mal drei Stunden als Zuversicht borgen!"

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