Kunst & Inbrunst

Gedichte zur Kunst und der künstlerischen Inbrunst nebst dem entsprechenden Leiden.

Fundbüro Wuppertal & das zweitausenddreihundertundachtzehnte Gedicht

DB-Fundbüro in Wuppertal, von neuen Bewohnern gefunden

Zu lang geschwiegen

Zu lange schweigen
Heißt: Rhythmus vergeigen,
Abseits zu landen vom einstigen Reigen

Zu lang zu schweigen
Bedingt abzusteigen,
Heißt: Weißheit verbeigen,
Zertretene Zehchen,
Heißt: irgendwie sich ohne Nirgends verlier'n,
Dringt letztlich gesetzlich als Leerstand ins Hirn
Und kommt zum Ende nicht zur Ruh.

Trotz Likes zeigt sich dann Blut im Schuh.

Neuer See Tiergarten & das zweitausenddreihundertundfünfzehnte Gedicht

Film auf dem Neuen See im Berliner Tiergarten

Im Widerstreben

Ich werde womöglich mich nie dran gewöhnen,
Dass man sich an alles gewöhnt.
Sollt' ich denn dem Pool der Gewohnheiten höhnen,
Wenn alles in mir klagend stöhnt?

Karstadt Dresden & das zweitausenddreihundertundsechste Gedicht

Fassade vom Karstadthaus Dresden

Meer und Horizont

Und im Ozean des Wissens, nicht zu genügen,
Strecke ich meine Haifischflosse empor.
Oh, schon brandet Protest, sich ein wenig zu fügen! -
Im etwas zu einig erscheinenden Chor.

Es entrüstet die Jury mein Raubfischgebahren -
Ja, war denn ihr Votum nicht deutlich genug?!

Gleich wird sich ein Meerjungfraugirl mit mir paaren -
Als all der Unendlichkeit schönster Betrug!

Capitolio & das zweitausendzweihundertvierundsiebzigste Gedicht

In der Wandelhalle vom Capitolio von Havanna

Im Visier

An meiner Pläne Flipchart harrt
Das Tschechowsche Gewehr.

Verspür ich solch Gefährdungsgrad?
Ich würde sage: sehr.

Es flötet sein "Zu spät, zu spät!"
Mein Kuckuck gegens Ändern.
Und ich diktier, was er mir rät,
Noch nie gehörten Sendern.

Café mit Meerblick & das zweitausendzweihundertneunundsechzigste Gedicht

Strandbar vom Las Dunas am Cayo Santa Maria

Grauer Vogel von hinten

So ein mattgrauer Vogel von hinten
Ist kein gleich begeisterndes Fotomotiv.
Dennoch zückt zuckbereit eure Flinten
Und erweckt die Beachtung, die allzu tief schlief!

Oft schwelt in dem uns Abgewandten
Der Docht von noch entfernter Kunst!
Man spürt im früh ins Bild Gebannten:

Künft'ge Faszination ist im Kern unterunst.

Kubaspecht & das zweitausendzweihundertsechzigste Gedicht

Kubaspecht - Endemit der Großen Antilleninsel Kuba

Des Anspruchs Los

Ich bin wahrscheinlich
Allzu kleinlich -
Das tut mir selbst am meisten leid!

Manchmal wein ich,
Scheint's auch peinlich
Um die Welt verschmähter Zeit.

Alle Rechte bei Annika Blanke, die das Gedicht im Rahmen der Kuba-Spendenaktion 2023 von mir gekauft hat.

Westendstraße & das zweitausendzweihundertfünfzigste Gedicht

Gebäude der alten Augustinerbrauerei in der Westendstraße

Ermüdungsbrüche

Ich suhle und besudel mich in Ungewöhnlichkeit,
Stöhn immer etwas langgeweilt und falle aus der Zeit.

Ach, könnte ich für irgendwas
Mich zweimal interessieren!
Ach, fänd ich mal an etwas Spaß
Nach lebenslangem Gieren!

Kenn keinen Unterscheidungsgrad
Von Lebensqualitäten.
Mir ist egal, worauf ich wart -
Es kann sich nur verspäten.

In mir verschwendet, ohne Not, sich unaufhörlich Leben.
Doch wird's mich bis zu meinem Tod, sehr unbeeindruckt, geben.

Palazzo Mocenigo & das zweitausendzweihundertsiebenunddreißigste Gedicht

In der Textil- und Parfumausstellung im Palazzo Mocenigo in Venedig

Taktstock

Ich drille wie ein Dirigent,
Der die hinter ihm spielende Welt gar nicht kennt,
Die meinem Blick ergeb'nen Werke
(und lob das Ausmaß meiner Stärke) -

Tu dies vielleicht verlor'n.

Ich schaue nie aufs Publikum,
Nenn es ungestüm vorschnell mal bräsig, mal dumm,
Doch leb davon, ihm zu gefallen
(als schwierigster Sollwert von allen) -

Die Muse spielt dort vorn.

Adria & das zweitausendzweihundertdreiunddreißigste Gedicht

Die Adria bei Lido di Jesolo im Februar

Auf dem Nullmeterturm

Von dem Punkt, ab dem man das Meer sehen kann,
Gilt für mich alles als Strand.
Und dass man auf sowas nie zählen kann, Mann -
Das hab ich auch schon erkannt!

Wo niemals Erfüllbares Horizont ist,
Mühst du's vergebens zum Fakt.
Ich steh, derweil du noch Entfernungen misst,
Hier schwimmbereit, einsam und nackt.

Mein Leipzig & das zweitausendzweihundertzweiundzwanzigste Gedicht

Mein Leipzig lob ich mir - Leuchtreklame in der Leipziger Innenstadt

Der Kauz

Im Kreuzfeuer der Rückschlagsalven
Hör ich dich Witze reißen.
Für dich zählt's erst als Überfall, wenn
Sie sich in dir verbeißen.

Das hältst du durch, gibst du dir vor
Und schießt ein frühes Anschlusstor -
Na klar wirst du verlieren.

Aber gegen dein Lachen
Lässt sich auch nichts machen -
Man kann's nicht ignorieren!

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