Herbst

Herbstgedichte!

Schlossparkkanal & das zweitausendfünfhundertzweiundzwanzigste Gedicht

Gondel im Schlosspark Nymphenburg

Eine Busfahrt bei Regen

Der Bus, er durchrädert ein Pfützengespritze,
Feuchtneblig erblinden die Scheiben.
Die vom Sommer noch kürzlich beschienenen Sitze
Erklammt neues Kühl, um zu bleiben.

Es wird Herbst, schreit die tropfnasse Kondensation.
Es bleibt sommerlich, kontert mein Hoffen.
Doch die Busfahrerdurchsagen ändert ein Ton,
Der macht mich bedenklich betroffen.

Ich bestelle dem Sommer zehn Comebackabsichten,
Mit Lieferzeit zwei bis drei Wochen.
Bis dahin mag Regen sein Unheil verrichten,
Den Sommer zur Abheftung lochen.

Es wird Herbst, hört man's Frühchen der Dunkelheit plärren.
Es bleibt sommerlich, schnauz' ich zurück.
Werd' mich mit viel Beharr gegen's Aufgeben sperren,
Bewahr' meine Rolle im Stück
"Eine Busfahrt bei Regen".

Ich mag mich deswegen ja gar nicht beklagen,
Werd' weiter vom Hof der Gewissheit verjagen,
Was Schlusspunktesetzer in Hetze platzieren.

Noch geht die Fahrt weiter, kann so viel passieren ...

Fälle im Regen & das zweitausenddreihundertfünfundvierzigste Gedicht

Iguazu-Fälle von der brasilianischen Seite einen Tag vorm Rekordhochwasser

Herbst in der Rückschau

Da wir durchstolpern Nebelbänke
Im farblos späten Jahr,
Durchquer'n wir holprig manche Senke,
Die gar nicht offenbar.

Die bare Undurchsichtigkeit
Umsorgt die Welt mit Milde.
So sind wir über manches Leid
Im Frühling erst im Bilde.

Da wir im Rückblick uns beseh'n
Zurückgelegte Strecke,
Begreifen dann, wie uns gescheh'n
Im Grau der Wolkendecke.

Verheilte Wunden schmerzen nicht,
Vererbt vom Ungewussten.

Sie lindern sich zum Unterricht,
Den wir verwinden mussten.

Alle Rechte bei Tom Droste, der das Gedicht im Rahmen der Rio-Spendenaktion 2023 erstanden hat.

Wittelsbacherplatz & das zweitausendeinhundertachtundsiebzigste Gedicht

Fotoausstellung am Wittelsbacher Platz

Münchner Spätherbstsommertag

Hochselig sprüht Genügsamkeit,
Wo Münchner heut flanieren,
Sprotzt vor gesotten satter Zeit,
Hilft feist beim Herbst-Negieren.

Und jeden freut's in Warteschlangen
Brav sich einzureihen.
Klar, teuer wird's, doch s'wird auch langen!
Keinesfalls zu zeihen
Wär, dieses werte Wetterglück
Nicht vollends auszunutzen
Und dann der Wolkenfront verzük-
Kungssturköpfig zu trutzen!

Durch München schwelgt der schöne Schwur:
Es kann uns nichts passieren!
Jed Dämpfer lädt zur Wellnesskur,
Zum ungestüm Flanieren.

Grote Markt & das zweitausendeinhundertdreiundsiebzigste Gedicht

Der Große Markt in Brüssel

Bilanz im Herbst

Gülden streicht der Seelenpinsel
Mit der weichsten Quaste
Und erwärmte Blattgerinnsel,
Sprungbereit vom Aste,
Fangen seine Farbe ein.

Ich wollt dieses Jahr noch küssen,
Ehe es mir blindet,
Dass man's in den Zeitenflüssen
Einst auch wiederfindet,
Ihm noch etwas Glanz verleih'n!

Doch schon ruht im späten Licht
Weisheit wider Ehrgeiz,
Schnurrt in Schönheit: Sorg dich nicht,
Jedes Jahr birgt mehr Reiz!

Middle of E & das eintausendneunhundertsiebenundfünfzigste Gedicht

Essener Hauptbahnhof

Vor abermals verregneten Scheiben

Und mit jedem herbstnen Regenfall
Berichtigt sich mein Blick.

Verschwommen tropft sich auf ein Wall,
Ein unvernomm‘ner Klick
Linkt zurück ins Graueinst - nunmehr ein Idyll.
Behauptet als Raubein, steh stad ich und füll
Die Welt in den Mauern von zu kalten Scheiben
Wie ein verzwergtes Jenseits auf.
Jenes lässt vom Elan sich längst schlechter vertreiben -
Ich nehm‘s als Alter gern in Kauf,
Da das Jetzt wie zum Trotz sich mit Unverstand schmückt,
Eine kindliche Bootsfahrt mich stärker entzückt.

Bis ich dämmrig mich mit diesem Fazit versöhn:
Mein Leben war - nicht ist - noch schön.

Nachtsonne & das eintausendneunhundertdreiundzwanzigste Gedicht

Sahara Dünen bei Erg Chebbi

Novembersonne

Im Herbst schaut die Sonne nur brummelnd herunter:
"Ick komm heut nur wegen dem Licht!"
Schon geht sie im Rücken der Häuserwand unter -
Die scheint mir jetzt doppelt so dicht.

Die Häppchen bemüh'n sich den Fakt auszublenden:
Der Hauptgang fällt weiterhin aus!
Die Startformation ist schon ready zu wenden -
Im Schlepptau verebbt ihr Applaus.

Sonnenanbeter & das eintausendachthundertachtzigste Gedicht

Schmuckelemente in der Medersa in der Médina von Fez

Hoffe, hoffe weiter!

Noch fällt in Frühherbstsonnenstrahlen
Die schöne Wärme nieder.
Gedanklich schon im Rückzug, aalen
Sich frosterahn‘nde Glieder
Im Abschiedsspiel der Farben,
Das trotz geschloss‘ner Augen
Wir vollends in uns saugen.

Dann fressen uns die Raben.

Ring Ost & das eintausendfünfhunderteinundachtzigste Gedicht

Lärmschutzwände am Münchner Autobahnring Ost

Lichtbad

Der Herbst verkürzt die Sonnenstunden
Auf allenfalls zwanzig Minuten.
Man muss auf den Spaziergangsrunden
Sich dementsprechend sputen,
Die im Licht gespeicherte Wärme zu tanken,

Eh wir zurück zur Schwermut wanken.

Josephsburg & das eintausendfünfhundertsiebenundsiebzigste Gedicht

Blick auf St. Michael in Josephsburg/Berg am Laim

November

Schon kommt die Sonne nur noch auf Besuch,
Bleibt die Gästecouch über Nacht leer -
Das Jahr verschlägt einfach die Seiten im Buch
Und man findet den Einstieg nicht mehr.

Die Schatten lang,
Dein Schritt wird schwerer
Und alle Wege sind schon leerer.

Planegg & das eintausendfünfhundertdreiundsechzigste Gedicht

Brücke über die Würm bei Planegg

herbstleuchten

Dem Strahlen der Herbstsonne Aufprallfläche sein,
So aalen wir uns ins Shakern mit dem Tag.
Der begonnene Aufruhr scheint schmächtig und klein:
Aufgebäumt
Warm durchschäumt,
Von Düsternissen leer geräumt -
Der Park war noch nie so sehr Park.

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