Städte

Gedichte über Städte und Städtenamen.

Malecón & das zweitausendeinhunderteinundsechzigste Gedicht

Am Malecón in Havanna

Eine lyrische Transformation als kuba-schwabinger Übersetzung der Texte der Dichterin Luz de Cuba

Prächtige Lady (Suntuosa Dama)

Du sperrst dich immer noch unverschämt gegen die Zeit,
Doch bist stets für Besucher zu lächeln bereit
Und küsst sie mit wispernden Winden vom Meer,

Unter Gittern von Balkonen, vor barocker Fassade 
Und im tiefsten Innern pocht dein Herz vor Begehr-
En derer, die innig dich lieben, nur schade:

Sie werden dich verlassen, Havanna,
Oh du prächtige Dame, Havanna!

Ich liebe dich mit aller Verbundenheit,
Von Geburt an Kokon, Brut von Freude und Leid.
Durch Buntglasfenster geschienene Blüten,

Zum Seufzen der Menschen, der Pflastersteinmythen
Einer Palme, die unter den Sturmböen ächzt.
Das kristallklare Meer, das türkisfarben lechzt,

Flüstert Sprichwörter reizvollster Intensität,
Wenn verführerisch lächelnd dein Mondschein verweht
Alle Nebel, was mich zum Bolero einlädt 

Im Regen von Sternen, Gestirnen, gedreht
Fallen Drosseln, Kolibris, Hügelketten,
Verführerisch lächelnd, mich in Dir zu betten,

Du Schöpferin von solchen tropischen Reizen,
Ohne dabei mit Gefühlen zu geizen,
Havanna, oh meine prächtige Lady,

Havanna, Havanna, Havanna!

Stadshus-Laute & das zweitausendeinhundertzweiundvierzigste Gedicht

Statue des schwedischen Dichters und Songwriters Evert Taube vorm Stadshus Stockholm

Strünke zu Planken (I. Variation über Stockholm)

Stockholme und Rutenstängel,
Mastenstämme, Ästeprengel,
Zweigleinstocher, Stäbchenstiele -
Baumverwertungsarten: viele.

Rhein-Herne-Kanal & das zweitausendeinhundertneunte Gedicht

Blick vom Gasometer Oberhausen auf den Rhein-Herne-Kanal

Aber, aber ... oder: Gerade ihr?!

Über Oberhausen lästern
Kellner aus verlausten Nestern.

Bratislava & das zweitausendfünfundneunzigste Gedicht

Blick auf Bratislava vom UFO

Lässiges Bratislava

Im Verlangen nach baren Besonderheiten
Entleert sich von Schiffen die Menschenfracht,
Hastig füllen sich die Speicherkarten
Mit den spürlichsten Spuren vergangener Zeiten.
Verwehrt bleibt das Ständchen geschliffener Pracht:
Zu unterjustiert
Harrt, was interessiert,
Lädt ein, nicht zu viel zu erwarten.

Santiago de Cuba & das zweitausenddreiundneunzigste Gedicht

in der Altstadt von Santiago de Cuba

Santiago de Cuba (von der Rooftopbar betrachtet)

Santiago klingt wie ein Verbrechername,
Nach 'nem Schurken mit reinem Gewissen.
Der verkneift sich die Schimpfwörter vor einer Dame -
Die Manieren nicht vollends verschlissen
Und im Innern die Sehnsucht nach schöngeist'gem Leben,
Nach Porch, Poesie und Pompon,
Im Schoß eines Lichts, das sich müht zu vergeben,
Wenn Läuterung bricht den Kokon.

Der Schwitzkasten früherer Notwendigkeiten
Verrohte gewöhnlich den Ton.
Mag Santiago auch niemand zum Tisch mehr geleiten,
Versöhnt man sich mit seinem Sohn.

Trinidad & das zweitausendsiebenundachtzigste Gedicht

Blick auf den Plaza Mayor von Trinidad

Trinidad (ich muss dich lassen)

Es prägt das Städtchen Trinidad
Der maximal mögliche Sättigungsgrad
Eines Ortes bezüglich Musik
(und das macht man auch zügig publik).

So tönt im Städtchen Trinidad
Ein scheinbar unbändiger Band-Apparat
Sein Guantamemuchachandante
(und improvisiert durchs Bekannte).

Man lässt das Städtchen Trinidad
Nie, wie man's zu Beginn betrat,
Da das Wippen im Fuß sich noch hält
(selbst wenn längst wieder Schneeregen fällt).

Nachmieter & das zweitausendsiebenundsiebzigste Gedicht

Einer der von neuen Mietern genutzten Stadtpaläste Havannas

Havannas Paläste in der Wiederverwertung

Es ist, scheint's, die Gerechtigkeit
Nicht sehr erpicht auf stilgerecht.
Zunächst vergeht doch sehr viel Zeit,
Dann muss es schnell geh'n - oft wird's schlecht.

Man schaut auf alter Prachts Verfall
Als das, was wir erstritten -
Verwittert mit im Abgasschwall
Längst ausrangierter Schlitten.

Man restauriert ein Überall
In stets zu kleinen Schritten
Und überhört den Widerhall,
Wie hart man einst gelitten.

Bewerten wir Gerechtigkeit
Bisweilen etwas ungerecht -
So, weil halt Optik sehr laut schreit,
Wenn man zu viel an Schönheit blecht.

Viñales Downtown & das zweitausendachtundsechzigste Gedicht

Abend stimmung am Ortsausgang von Vinales

Viñales

Im Spalier des Schaukelstuhls
Liest man per Blick die Predigt,
Das Licht taucht in die Blütenpools.

Es stellt das Dorf in Einigkeit
Die Uhr'n auf Feierabendzeit,
Und alles ist erledigt.

Neustadt am Morgen & das zweitausendachtundfünfzigste Gedicht

Bremen Neustadt am Morgen

ABC - eine Brise Bremen

Aber Bremen cieht

... in manchen Straßen aus wie Bremen.
Das simmert in, von anderstadt nicht abgeruf'nen Schemen.

Vielleicht hat von dem Lebertran tatsächlich wer genippt
Und eine Hanseladung Pansen ins Quartier gekippt.

Vermutlich ist's nur Tourikram
Und Raufasertapete,
Doch mich becirct der rare Charme
Vom Reichtum kleiner Knete.

Scharnitz, Ortsausgang & das zweitausenddreiundfünfzigste Gedicht

Erster Ausblick auf dem Wanderweg zum Isarursprung

Zum Isarursprung

Nicht schon in Scharnitz "war'n Witz!" sagen!
Mal'n Wahnsinnsmarsch statt gar nichts wagen?
Wenn, ohne car zur Isarquelle -
Fahr Rad zu der Karwendel-Stelle!

Seiten

RSS - Städte abonnieren