Körperteile

Jedem Körperteil sein Gedicht ...

Durchblick & das zweitausendvierzigste Gedicht

Blick auf Schloss Spiez

Zum Loch im Schritt meiner Lieblingsbuxe

Es leistet die Hose grad da sich ein Loch,
Wo auch meine Unterbux leckt.
So zeigt sich falthaarig ein Sackstückchen noch,
Obschon rundum doppelt bedeckt.

Doch, Freunde, vielleicht gibt's im Rund dieser Welt
Zehn Menschen, den'n solche Entblößung gefällt!?
Die mit jener Entdeckung Schwung
Nebst Mannschaftsportsbegeisterung
Beschließen, zum Team sich zusammenzuschließen,
Und mit mir trainieren das Fußbälleschießen!?
Wir hangeln uns von Sieg zu Sieg
Hin zum Gewinn der Champions League!
Und in Interviews wird oft gefragt, wie es kam,
Dass sich diese Mannschaft formierte -
Dann wühle ich just den Teil Sack aus der Scham,
Der einst durch mein Hosenloch stierte.

Ein Augenblick Hoden - wie kurz auch - vermag,
Den Lauf aller Bälle zu ändern ...
Zeig dich unbeeindruckt von Moden und trag
Mit Stolz den Verfall von Gewändern!

Nur du konterst bar der Erkenntnis vom Zweck:
"Jetzt echt: Diese Hose - wirf endlich mal weg!"

Massenevent & das eintausendneunhundertneunundneunzigste Gedicht

Badende Saatkrähen im Eiskanal

"Hast du eigentlich zugenommen?" (Mein Fett)

Ich habe mir so manches Pfund
Aus Faulheit angefressen
Und doch noch nie - aus gutem Grund -
Den Bauchumfang gemessen.
Längst bläht mein Körper, schwartenreich,
Sich feist aus seinem Rahmen,
Schlaff schwabbelt er sich, butterweich,
Zum Schauplatz welker Dramen.
Die Unform grölt manch Garstigkeit
Zwäng ich die Plumpheit in mein Kleid -
So resigniert an mir auch die
Kühnste Positivity,
Denn dieser Body flockt grad aus
Mit prallbrutalem Optikgraus!
Da wölbt die Wampe sich hervor
Als Walleibinselschmer,
Presst schmatzend sich durch jedes Tor
Aus schmalzdurchduns'nem Meer.
Es speckt der Wanst sein Zellulied,
Die Fleischigkeit zu gerben -
Die ratlose Ästhetik zieht
Als letzten Vorschlag: "Sterben!?"

Das scheint weise, denk ich leise,
Als ein Ziel von meiner Reise -
Kann doch grad ich fettes Schwein
Dann der Welt Entlastung sein!

Klappe! & das eintausendneunhundertzweiundzwanzigste Gedicht

Filmklappen-Denkmal bei der Filmstadt Ouarzazate

Ripostegedicht auf den Text "Knackig, knackig" im Stil der "Ein Mensch"-Gedichte.

Knacker-Pschor

Ein Knack hat rückwärts eingeparkt
In einen Möbelpacker,
Sich in sein Rückgrat eingehakt
Als Soundtrack alter Knacker.

Der Knack war vordem lang versackt
Im Nacken von 'nem Hacker,
Fraß Knackwurst wie auch Knäckebrot
Und plagte dessen Bäcker.

Der Knack kam immer ungefragt,
Erzwang sich die Kontakte
Zu Knabe, Dackel oder Magd
Und macht' aus ihn'n Beknackte.

Der Knackpunkt war: Manch Tagwerk klang
Wie abwracknahe Plackerei!
Da ward ein Klacks zum Klagesang
Dank der Gebälke Knackerei.

Ein andrer Knack, der mehr auf Zack,
Beschränkte sich auf Macker,
Die abgefuckt, zu Knast verknackt,
Gebrandmarkt als Verkacker.

Manch wack'rer Drugsverschach'rer
Darbt im Zellentrakt alleine -
Der labt sich an der Distraktion
Des Knackens seiner Beine!

In der totalen Reizarmut,
Da tut ein nackter Knacks schon gut
Wie ein makabrer Gag
(und ungestrecktes Crack).

Wo manchen das Beknacktsein ätzt,
Wird anderorts es wertgeschätzt -
Und drauf doch jeder stracks erkennt,
Weshalb man letzt're "Knackis" nennt!

Hassan II. Moschee & das eintausendachthunderteinundfünfzigste Gedicht

Hassan-II.-Moschee in Casablanca

Casablanca - ein Annäherungsversuch II

Was latzt man als Glatzkopf im Abendbasar
Für ein Fass voll Sackhaar? Bezahlt man da bar?

Isarhochwasser & das eintausendachthundertfünfunddreißigste Gedicht

Isarhochwasser

Badenbaden!

Die Fingerkuppen durchfurchende, dellige Rillen
Mahnten an, weiter in Wellen zu chillen,
Sei langsam nicht mehr angesagt.

Mal langsam!, hab ich mir gedacht.

Gebührt es der in Akademikerkrei-
Sen durchweg verfemten Handwahrleserei
Mein Baden als bad zu beschimpfen,
Verunfairzuglimpfen?
Die Finger zu rümpfen
Ob planschender Nymphen?

Ich verbat meinem Aber, derart gläubisch zu sein,
Und bestimmte im Brustton des Brustschwimmers: Nein,
Mich kümmert nicht der Spitzen Rat!

Und fortgesetzt hab ich mein Bad.

Heupferd & das eintausendachthundertsiebzehnte Gedicht

Heupferd am Ufer der Amper

Sechste Auftragsversewoche 2021: Gewünscht wurden Gedichte zu den Themen Schnitzelbrötchenverleih, Riesenrad, Scheißwetter, Geheimratsecken, Megastau und Ghosting.

Die Geheimratsecken von J. W. G.

Der ob seiner Reim-Art
Geschätzte Geheimrat
Enthüllte mir haarlose Ecken.
Dort schien im Geheimen
Der Ursprung von Reimen
Sich unbedeckt kühn zu verstecken.

Und dessen beeindruckt erarbeite ich
Mir seither 'ne maßlose Glatze.
Doch trotz des Gefühls, ich verbesssere mich,
Vergrößert sich nur meine Fratze.

Schiefen & das eintausendsiebenhundertsiebenundneunzigste Gedicht

Bei Übersee am Chiemsee

Ripostegedicht zu "I love your smile" von Shanice

Dein Lächeln (ist alles, was ich brauche)

Mein Zehennagel und dein Lächeln -
Sie wär'n ein wunderschönes Paar!
Die Restkörper prägt Nebensächeln -
Im besten Falle unsichtbar.
Ach, herzlich klein wär mein Int'resse
An der Ödnis deiner Fresse,
Gäb's nicht unter deiner Nase
Jene rettende Oase:

Dein Lächeln. Ich liebe dein Lächeln.

Die Lippen und Mundinnenwinkel
Könnt als Rahmen ich ertragen -
Aber weit'rem Schöngetrinkel
Möchte vorab ich entsagen!
Ach, ließest du dich operieren
Und vom Ballast separieren,
Weil niemand dein Gesicht vermisst -
Das einzig Liebenswerte ist:

Dein Lächeln. Ich liebe dein Lächeln.

Dies Lächeln ohne die Visage
Ist des Begehrens Kernessenz!
Doch mit Mogelpack-Verarsche
Betrügt dein Lächeln seine Fans:
Sag, wer hat denn bloß, in aller Welt,
Den ganzen Humbug mitbestellt?!
Ich denke, ich müsste in einem fort speien,
Glänzte da nicht vor den Karieszahnreihen:

Dein Lächeln. Dein Lächeln,

Welches wohltuend-himmlische Ruhe verspricht:
Denn Deppen, die lächeln, rappen nicht!

Doch liebt dich, Lächeln, um nichts misszuverstehen,
Nur ein einziger Nagel von meinen zehn Zehen!

Werraidyll & das eintausendsiebenhundertfünfundneunzigste Gedicht

Blick auf die Werdchen-Insel von Eschwege

Haariges

Um-ein-Haariges lockte das Knapp ans Geschehen
Und es kräuselte Schrecken
Um haarscharfe Ecken.
Jetzt glättet sich's kammstramm fürs nächste Verdrehen.

Regenersatz & das eintausendsiebenhundertneunzigste Gedicht

Hofbühne E-Werk Eschwege

Fett katern

Du verknarzte Morgenfresse
Starrst mich an mit Quallenblick!
Schwemmhaut zeigt an mir Int'resse,
Attributet mich mit dick.

Im Gequelle brütet wohl
Immer noch der Alkohol.
Abscheu beißt mir ins Genick:
"Alter, is dein Leben sick!"

Bis dann gnädig aufs Verpfuschen
Strahlen meiner Dusche duschen.

Alsbald strafft zum halb so wild
Sich mein braves Spiegelbild.

Sudelfeld & das eintausendsiebenhundertzweiundsechzigste Gedicht

Im Sudelfeld unterm Wendelsteingipfel

Mit dem falschen Bein Aufstehen

Mir tut mein falsches Bein heut weh
Und ist auch gar nicht, wie ich seh,
Wie mir versprochen amputiert -
Man fragt sich "Was'n da passiert?
Wie kam denn wohl das abpe Bein
Zurück in meine Hüfte rein?"

Der Plan, mich beinfrei auszuruh'n,
Beginnt nun frech mir wehzutun.
Phantomschmerz als Gefahr war klar -
Doch nicht so einmal hier, mal da -
Das ist mir alles zu abstrakt:
Gleich morgen wird es abgehackt.

Seiten

RSS - Körperteile abonnieren