Alter, Tod & Abschied

Gedichte über das Älterwerden, den Lebensabend, Krankheiten. Und den Tod.

Tegernsee revisited & das dreihundertundachte Gedicht

Tegernsee

Ripostegedicht zu "Überlass es der Zeit" von Theodor Fontane.

Übernimm es mal selbst

Ja, doch die Zeit ist auch irgendwann rum!
Dann stehste da, Theo, und denkst dir: "Tja, dumm ...

Hätt' ich beizeiten mal etwas gedrängt
Mich durch all die andern nach vorne gezwängt

So wäre auch ich mal zum Zuge gekommen!"
So haben sich alles die andern genommen

Denn leider hat all deine Zeit-vergeht!-Thesen
Von denen, scheint's, irgendwie keiner gelesen

Und kommt dir das Glück all der andern zu Ohren
Erscheint dir Entgang'nes gleich doppelt verloren

Berlinische Galerie & das dreihundertunddritte Gedicht

Eingang Berlinische Galerie

Museale Sehnsüchte.

Das Mus der Dinge

Was hab'n wir nicht alles schon tot hier begraben?
Und nichts hallt noch nach, bist du, Freund, nicht Museum
Doch du bist nicht Museum - Museum? Du nicht
Wir zwäng'n uns in engste Erinnerungswaben
Und all unsre Bilder und Schilder, die Wildheit
Fall'n eine Welt später nicht mehr ins Gewicht

Seebrücke & das dreihundertunderste Gedicht

Seebrücke Heringsdorf Usedom

Abschied von der Insel.

Letztes Mal auf Usedom

Gebückt und an Krücken auf Seebrücken geh'n
Sich über die Aussicht entzücken: "Ach, schön ...!"
Entrückt das Bestehen des Glückes erseh'n -
Die näher gerückte Zurückfahrt bestöh'n

"Also, nächstes Jahr fahren wir wieder hier her!"
Und dann bleibt ein Stück auf der Seebrücke leer ...

Blick nach oben & das zweihundertsechsundneunzigste Gedicht

Blick vom Eibsee

Laszives Massiv.

Die Abwesenheit von Wasser

Es scheut sich der Tag zwar, die Nacht zu berühren
Doch lässt sich das Nichts schon im Blinddarm verspüren
Selbst gröbste Selbstverständlichkeiten
Lümmeln sich auf beiden Seiten

Man wird's dir mit berstenden Grenzen erklären
Mit der Tendenz zum Ungefähren ...

Doch ist's, dass die Fülle der Schönheit nur blitzt
Weil in ihrer Hülle ihr Abwesen sitzt

Eibsee, zum Zweiten & das zweihundertfünfundneunzigste Gedicht

Eibsee

Stille Wasser sind tief.

Karrieretief

Ich war mal important im Exportgeschäft
Then i ended up in a Start-Up ...
Ach, schenkt mir ein Lächeln, wenn ihr mich mal trefft!
Weil ich schon so lang drauf gespart hab ...

Drückfahrt & das zweihundertsiebenundachtzigste Gedicht

Blumenmeer am Grazer Hauptbahnhof

Idylle am Grazer Hauptbahnhof. Später wurde es ungemütlicher.

Der Zuggereiste

Die von Platznot befohlene Sitzposition
Lähmt mir alle Glieder von Anbeginn schon
Verfinstert mir seither das Dasein per Dauer
Und blinzelt gerissen zum dräuenden Aua!

Die despotische Herrschaft des Unausgestreckten!
Der aus Muskelfleisch tränende Drang nach Bewegung ...
Diese fiese Gewalt am in Ketten gesteckten
Körper in regungslos tauber Erregung
Der in die Polster rückenschwitzt
Als Plattgedrückter grollt. Und sitzt.

Krypta & das zweihundertachtzigste Gedicht

Totenwächter im Völkerschlachtdenkmal

Totenwächter im Völkerschlachtdenkmal.

Anteil

Wenn schon Blues, sag, wessen Tränen
Woll'n wir in den News erwähnen?

Leipzig Völkerschlacht & das zweihundertneunundsiebzigste Gedicht

Völkerschlachtdenkmal in Leipzig nach Wolkenbruch

Wuchtig, donnernd, wuchtig, wuchtig - Völkerschlachtdenkmal in Leipzig nach Wolkenbruch.

Stirb Langsam, Teil Nichts!

Das furorlose große Seniorenmenu
Es strotzt vor Geschmack eines "Tout est perdu"
Und eigner Überkommenheit

Man kleckert sich lecker durch kleine Portionen
So lange wir über der Erdkruste wohnen
Wenn der Mund auch schon voll ist - das Schlucken braucht Zeit!

Die vergebliche Hege des Ausgedienten
Schwingt zwischen Gewohnheit und Liebhaberei
Im Fond des nach etlichen Brüchen geschienten
Hechelnden Lächelns nach Ehrungenbrei ...

Doch kommt da nix, ohweiohwei!

Nein,
Mit drei Mai Thai und Heiteitei
Wirbt man nun frech um unser Lob
Berechnet Erbanteile, grob

Grillrost & das zweihundertvierundsiebzigste Gedicht

Isarauen

Grillzonen und Räucherkammern in den Isarauen.

Was bleibt

Begrabt mich zwischen zwei Semmelhälften auf den Grillplatzbereichen der Isarauen!
Dort mag ich die Marinaden ausbaden und wampenfetttriefend ein T-Shirt einsauen
"Ach, Scheiß! Das gibt 'nen Megafleck ...!"
Ich weiß. Der geht auch nicht mehr weg.

Badewasser & das zweihunderteinundsiebzigste Gedicht

Isarwehr

Spielverderber an der Isar.

Dogmendog

In Sommerfrischen denke nicht / an Kirchen im November!
Weil deren Todesnähe ist / durch Phantasie nicht dämmbar
Lass dir kein X für's U andreh'n
Setzt auch die Welt aufs Schnellversteh'n
Und schreibt auf Fassaden "Hier: Vier dünne Risse!"
So steht es im Sketch-Bxch, ist gleichsam Kulisse
Bleib das, was du denkst - wenn auch alles vergisst
Dass längst noch nicht November ist

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