Wind & Wetter

Wenn Wetter, Wind und Tageslicht sich als Gedichtthemen aufdrängen ....

Mittenwaldrand & das zweitausendfünfzigste Gedicht

Winteridyll bei Mittenwald

Im Regen

Windeweich geklopft
Wirbeligst beschopft
Widerstand, wenn's tropft
Glauben an das Gute

Froststurmeingetränt
Trostkur angegähnt
Kosmossure wähnt
Mich auf andrer Route

Where the World is Melting & das zweitausendfünfundvierzigste Gedicht

Eingang zur Ausstellung "Ragnar Axelsson. Where the world is melting." im Kunstfoyer der Versicherungskammer München

Piteraq (am Eismeerbeach)

Auf der Masse im Jenseits acht arktischer Staaten
Lastet achtzig Prozent aller Nacht.
Dort, wo achtsame Spalten auf Wanderer warten,
Zahlt das Unbarmherz bargeldlos Pacht.

Doch auf schmelzenden Schilden voll gleißendem Licht
Braut ein Lab, wenn's durchtränkt wird vom Eise.
Es knarzt die auf Hoffnung beharrende Schicht
Und ein Gletscherkalb geht auf die Reise.

Jeder Eisluftsturz tobt in die Beiläufigkeit,
Entgrimmt sich gewiss bis zur Tagesschauzeit,
Unerbittlich durchfährt uns belebender Frost
Und alles wird sichtbar. Und alles ist lost.

Bella Tola & das zweitausendeinundzwanzigste Gedicht

Auf dem Weg zum Bella Tola Lift im Gebiet St. Luc/Chandolin

Ins Ungespurte

Wenn Weichheit immer leiser klingt
Und sanfte Einschlafweisen singt,
Will ich von Seelenruhe schwafeln,
Am Tisch der Esoterik tafeln ...
Schon wollen mich alle Bäume umarmen,
Es schreibt jeder Schneeflockenfall meinen Namen!
Und mich verschlingt der Pulverschnee,
Dessen grundkühle Sprache ich plötzlich versteh ...

Forêt-Waldabfahrt Grimentz & das zweitausendzwanzigste Gedicht

Einstieg zur Forêt-Waldabfahrt in Grimentz

Aber gut

Die Sonne gleißt vom Firnschneemeer,
Wo Frische, Wärme, Licht sich mischen -
Ob solch vereister Schönheit Herr
Will Gott sich selbst ein Loblied zischen,
Mit dem er seine Güte preist
(er ist - wie wir - betrunken meist).

Diese Pracht über tödliche Zonen zu weiten,
Anstatt in von Menschen bewohnbaren Breiten,
Zeigt: Er liebt uns nicht wirklich - er lockt uns ins Eis,
Sind wir auf die Wunder der Firnschneewelt heiß!

Am Zenit unsrer Treu zollen wir dann Tribut,
Grollen: "Gott hat's echt drauf - voll brutal, aber gut!"

Dreigestirn & das zweitausendfünfzehnte Gedicht

Marienplatz im München, Skyline

Flaute

Für die paar Zentimeter, die wir uns bewegen,
Ist noch keine Entfernung vorhanden.
Wir veratmen die Lüftchen, sobald sie sich regen,
Ohne Aussicht, an Ufer zu landen.
Ob Sonne, ob Wind unsre Körper auslaugt -
Für uns fühlt sich's an, als sei's gleich.
Nun haben wir so lang die Nautik gepaukt,
Doch leben wie einst hinterm Deich.

Verödeter Arm & das zweitausendelfte Gedicht

Auf einer Isarinsel am Flauchersteg

Pfützenpoem

Es ist so, dass die Pfütze von Wolken erzählt -
Bloß in 'ner recht schmutzigen Sprache.
Euch geht's darum, welche Vokabeln man wählt,
Um die Durchsichtigkeit jeder Lache.

Es mag sein, dass so manches den Himmel verfehlt,
Aber stört's die Beschreibung von Wasser?
Wie lang man nun umständlich Umlaute zählt -
Das Ergebnis ist auch nicht viel nasser.

Maximilian I. Zeigefinger & das zweitausendvierte Gedicht

Das Reiterstandbild von Kurfürst Maximilian I. am Wittelsbacherplatz - Ausschnitt mit Theatinerkirche

Zum Ausbleiben der Auffrischungsimpfung (Winterferiensonne)

Sonne, du Geizhals, ist dir nicht bekannt
Wie winters dein schöner Schein streichelt dies Land,
Das finster von Unbill und Frösten gemolken?

Klar, du insistierst: "Das liegt nur an den Wolken,
Die frech vor die Huld meines Strahlspotlights wandern!"
Ja, ja, ne, is klar: Schuld sind immer die andern ...

Zigarettenpackung & das eintausendachthunderteinundachtzigste Gedicht

Kamel in den Sahara Dünen bei Erg Chebbi

Scirocco

Im Süden von Marokko schreit
Die Wüste nach mehr Trockenheit.
Das hört dann auch die Sonne
Und liefert eine Tonne.

Sonnenanbeter & das eintausendachthundertachtzigste Gedicht

Schmuckelemente in der Medersa in der Médina von Fez

Hoffe, hoffe weiter!

Noch fällt in Frühherbstsonnenstrahlen
Die schöne Wärme nieder.
Gedanklich schon im Rückzug, aalen
Sich frosterahn‘nde Glieder
Im Abschiedsspiel der Farben,
Das trotz geschloss‘ner Augen
Wir vollends in uns saugen.

Dann fressen uns die Raben.

Ait Benhaddou & das eintausendachthundertdreiundsechzigste Gedicht

Ausritt

Mein Kamelreiterschatten schwebt
Über das wärmste Orange,
Da statt Wüste die Milde lebt -
Sanft verrührt zur pastelligen Wohlfühlmelange.

Die Abendsonne zähmt ins Schnurr‘n:
Grellness und Dürre wie Hitze.
Sie schlurfen träge in den Spur‘n
Des Biests, das ich besitze.

Mein Kamelreiterschatten rauscht
Zum Rückweg mondbemalt.
Das Lichterspiel hat ausgetauscht
Und meine Seele strahlt.

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