Liebe und Beziehung

Klassische und sehr unklassische Liebesgedichte.

Halbmast & das eintausendvierhundertsiebenunddreißigste Gedicht

Licht mast vom Olympiastadion München

Der letzte Geck

Beehren Sie, Fräulein, mich baldigst zum Tee
In meinem verheerenden Balz-Separee?!
Wo der Kitsch meiner Kissen aus Plüsch und aus Samt
Schon selbst nicht mehr wissen will, woher er stammt.

Hier wirkt noch des alten Stils vorletzte Chance,
Hier wirbt noch der Wirklichkeit Resteleganz,
Hier stirbt unvollendet mein Dasein als Geck,

Sirrt "Darling, Darjeeling?". Und dann ist es ...

Adalbertstraße & das eintausendvierhundertvierunddreißigste Gedicht

Frühlingsabend über der Adalbertstraße in der Maxvorstadt

Wonnentage

Es tummelt sich Pracht in so einfachen Dingen -
Wie zögernde Knospen und Sahneverschlingen,
Das hummelumsummenste Frühlingserwachen,
Ein zungenspitzfindiger Schmaus für den Rachen,
Die Rundungen sonnenprall mundender Beeren,
Das vor einem Fick mit den Blicken Verzehren
Und was diese Liebe noch sonst mit uns macht,
So ungestüm einfach - führt's schlichtweg zur Pracht!

Hasi & das eintausendvierhundertsiebenundzwanzigste Gedicht

Seychellen Flughund

Niedliches Liebesgedicht (ganz ohne Beteiligung von Menschen)

Ein Osterhas im Lostopf saß,
Im Arm mit einer Niete.

Ihr Los zum Hauptgewinn verlas
Des Abends Aphrodite.

A la Mouche & das eintausendvierhundertsechzehnte Gedicht

Am Anse A la Mouche auf Mahe

Paartanz@theBeach

Ich stapf mit meiner Seelenruh
Gemächlich durch den Sand,
Verschaff durchs Fehlen beider Schuh
Mir Zutritt zu dem Land.

Welch Weisheit wohl die Weissheit birgt
Vom frisch gewasch'nem Sand?
Ich zähl nur das, was sie bewirkt
Mit dir hier, Hand in Hand.

Ottica & das eintausenddreihundertneunundsiebzigste Gedicht

In der Altstadt von Trient

Bei Tirol

Weil i a wenig (immerhin!)
An Italiener ähnlich bin,
Schwärmt Trudchen (unter Alkohol):
Gell, Alois, du tust'ma wohl!

Auf der Sendlinger & das eintausenddreihunderteinundsiebzigste Gedicht

Auf der Münchner Einkaufsmeile Sendlinger Straße

Der Schwerversetzte

Ich kann wohl nicht genug
Auf meine Uhr heut schau'n,
Dein Kommen in Verzug
Als faktisch zu versteh'n.

Ich wittere Betrug
Und suche doch Vertrau'n,
Wenn forschend ich beguck'
Der flotten Zeiger Dreh'n.

Ich kann heut nicht genug
Das Trostlose beschau'n.
Ich schau' und blick' und guck' -
Und würd' viel lieber seh'n.

Heimweg & das eintausenddreihundertsechsundfünfzigste Gedicht

Beim Hotel Järvisydän an den Saimaaseen

Atmung im Winter

Nichts als kalte Luft im Schädel,
Die die wärmeren Gedanken
Harsch in ihre Schranken
Weist.

Weh, darinnen friert mein Mädel,
Die als längster Wunsch von allen,
Nun bedrängt von Eiskristallen,
Langsam zur Idee vereist.

So entschwindet mir das Mädel -
Nichts als kalte Luft im Schädel.

Valamo & das eintausenddreihundertdreiundfünfzigste Gedicht

Kloster Valamo

Die Erweckung

Ach, jeden Tag verdöste ich
So reiz- und rauschlos klösterlich -
Ich konnte mich zu nichts erheben,
Trudelte nur so durchs Leben
Und vertändelte die Zeit
Mürrisch mit Enthaltsamkeit.

Dein Esprit erlöste mich,
Denn mit dir entblößte sich
Mir eine Arche voll Erstreben.
Der sei mein verschnarchtes Leben
Fortan vollkommen wie vollends geweiht
Mit Hingabe und Frömmigkeit.

Olymp 7 & das eintausenddreihundertdreiundzwanzigste Gedicht

Häuserfront Olympisches Dorf in München

Windiger Vorschlag

Der Wind selber ist gar nicht zu sehen,
Nur durch die, die sein Dasein bewegt.

Keine Fahne gelangt je zum Wehen,
Wenn kein Lüftchen durch Sichtfelder fegt.

So mag beides ja durchaus bestehen,
Aber niemand wird ihrer gewahr.

Und von daher mein Vorschlag: Wir gehen
Durch das Leben fortan als ein Paar.

Herbstzeitenglischer & das eintausenddreihundertste Gedicht

Englischer Garten

Ripostegedicht auf Hermann Hesses "Im Nebel".

Mer Han Nässe: Im Regen

Balsam, im Regen zu wandern!

Gemeinsam vom Schirme behütet,

Wird durch die Hauchnäh' des jeweilig andern,

Das furchtbare Wetter vergütet.

Wenn's turtelt unterm Prasseldach,

So legt auch dies Gedicht nah,

Legt jeder noch in Nähe nach

Und scheint zu mehr verpflichtbar ...

Wahrlich, im Regen zu gehen,

Macht nur den Verwegenen Spaß,

Die überall Sinnenglück sehen;

Normale Leut' werden nur nass.

Balsam, im Regen zu wandern!

's würd feucht, tät man sich jetzt entzwei'n.

Man rückt lieber ran an den andern,

Mit Schirm entsteht Charme von allein.

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