Haus & Heimat

Gedichte, die dem Thema Heimat und dem Zuhause sowie der Wohnung nebst Interieur zuzuordnen sind.

2018er Reste & das eintausendeinhundertdritte Gedicht

Reste von 2018 im Olympiapark

Zum Tee

Ein Vorratsschrank mit Möglichkeiten
Stand lang bei uns im Flur.
Der schien uns ständig zu begleiten,
Als wartete er nur
Auf neues Dorthin!, frische Spuren.

Nun gibt's den Schrank nicht mehr.
Und lustlos flüstern die Auguren:
"Wir glauben, er war leer!"

Victoria Viharamahadevi Park & das eintausendzweiundneunzigste Gedicht

Buddha Statue im Viharamahadevi Park in Colombo

Weihnacht

Als wär'n wir noch nicht eingeschult,
Dackeln wir durch der Tage Schablone -
Im schönsten Sinn von abgespult.
An jedem Klimbim prangt ein "Geht halt nicht ohne!".

Und überall
Liegen Babys im Stall.

Als wär'n wir wissensresistent,
Umarmen wir warmherzig uralte Lieder.
Wenn erst die vierte Kerze brennt,
Kehrt auch jeder Brauch völlig unbrauchbar wieder.

Und überall
Liegen Babys im Stall.

Als wär'n wir vor Vergessen blind,
Erscheint uns der Trott in perfekt schnurr'nden Gleisen.
Und jährlich grüßt das Christuskind
Auf den unsere Wagenburg schmückenden Weisen

Und überm Stall
Beginnt fast schon das All.

- Mehr Gedichte zu Weihnachten & Ostern -

Kroko & das eintausenddreiundachtzigste Gedicht

Krokodil am Yalla Nationalpark

Die Entscheidungskinder

"Hängst du heut die Leiche ab?", hat Mama gefragt.
"Mach's doch selber", mault' der Knab, "wenn's dir nicht behagt!"
"Willst du wieder mir zuwid're Widerworte geben?!
Ganz wie der Papa? Mein Kindchen, häng dich doch daneben!
Du versprachst, den kalten Mann baldigst zu entsorgen!"
"Mach ich auch!" "Dann sag mir, wann!" "Weiß nicht. Vielleicht morgen."
"An dem Haken könnte längst schon eine Lampe hängen -
Nacht und Tag werd ich dich, Sohn, zur Entscheidung drängen!"

Felsentempel & das eintausendeinundachtzigste Gedicht

Im Felsentempel von Dambulla

Die Gentrifizierung

Ein bisschen Heimat lasst mir noch
In euren neuen Metropolen!
Ich machte mich schon klein und doch
Wurd' das wertlos mir Teure
Zum Unnutz das eure -
Im Rausch der Option mir gestohlen!

Kandy & das eintausendachtundsechzigste Gedicht

Poya Parade in Kandy

Lea likes Airbnb

Nach dem Räumen der Räume von alten Geschichten
Ziehen neue Mieter ein
Auch die werden träumend, sich einrichtend, dichten
Und bald so alt wie alle sein

Spreehafen & das eintausendvierundfünfzigste Gedicht

Spreehafen

Auf Abstand

Wie könnt ich dir mehr als nur undankbar sein
Da ich dich von außen betrachte?
Wir war'n wie aus Volldampf im Mittenhinein
Und opferten nichts dem Verdachte

Mancher Zustand drängt nicht, ihn als Glück zu versteh'n
Und versinkt dann im Zuselbstverständlich
Wir trudeln fast lieblos durchs Weitergescheh'n

Und markieren Versprechen als endlich

Ulft & das eintausendvierunddreißigste Gedicht

DRU Cultuurfabrik in Ulft

Wiederaufbaublues

Bröckelte bloß etwas etwas Putz von den Mauern
So wär's wert, dass wir's überstehen
Doch hinter der Staubwand ist nur ein Bedauern
Und keinerlei Haus mehr zu sehen

Vent & das eintausendachtzehnte Gedicht

Ewiger Schneerest in der Rofenschlucht

Ripostegedicht auf "Ein alter Tibetteppich" von Else Lasker-Schüler

Der neue Balkanlaminat

Die Paneel'n, auf den'n wir liebend uns bahren,
Sind wilde Laminatbulgaren,

Die polnische Schwarzarbeit emsig verband
Mit der räudigen Note vom Billiglohnland.

Unsre fugenversunkenen Körper saugt auf
Jener holzimitatige Maserverlauf.

Süßer Lamisohn auf Sockelleistenklammerthron,
Ob nun Kunststoff uns federt oder Holz - hey, was soll's?!
Wenn Plank' an Planke ein Bund uns verknüpft?
(Und auch versiegelt ist er schon!)

Globetrotter & das neunhundertsechsundzwanzigste Gedicht

Bei Globetrotter München

Der neue Mitbewohner (mit Gewehr in die WG)

Wir wollten ihm den Room vermieten
Doch er begann uns oomzunieten
Ganz ohne Chance zur Gegenwehr
Das fanden wir ja nich so fair!

- Mehr Gedichte über Mord und Totschlag -

Thun & das neunhundertsiebzehnte Gedicht

Thun

Auf früher vertrauteren Straßen

Auf früher vertrauteren Straßen
In alten Gedanken zu geh'n
Erkennend noch, was wir vergaßen
Geblendet vom Zwischengescheh'n

Und stolpern wir über die Brüche
Mit denen uns Schicksal verdaut
Geleiten uns traute Gerüche
Und Blutbahnen unter der Haut

Doch es sinkt immer stärker ins Schwinden
Das Gefühle, man kehre zurück
Zu winzig wird das, was wir finden
Zu spurlos das kindliche Glück

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