Berg, Fluss & Tal

Naturgedichte, die zwischen Berg und Tal spielen.

Hochjoch-Hospiz & das eintausendneunzehnte Gedicht

Auf dem Weg zur Hochjoch-Hospiz

Im Whiteout

Nachdem der Himmel beschloss, sich einzuweißen
Schien der Erdgeschosshorizont in ihn zu gleißen
Und die Unendlichkeit rückte näher

Im Unerreichtsein schlief die Welt wie verwunden
Nur Gesichtsloses ward miteinander verbunden
Und die Unendlichkeit drückte zäher

Bis zu dem Punkt, wo alles Weiß / nicht Zustand, sondern Schicksal ist
Und jedes Ziel zum Gegenschlag / mit ungestümen Willen frisst

Kein Weg, der sich zur Richtung zieht
Beregelt dieses Nicht-Gebiet

Ein eisiger Wind kristallt: "Lebensgefahr!"
Es entschwebt alle Regung
So haltlos
So bar

Abstieg & das neunhundertfünfundsiebzigste Gedicht

Sulden

Am Gipfel

Es scheitert der Blick am Nebel des Grauens
Ausgehöhlt scheinen die Pfeiler des Schauens
Nur wattige Bedeutungsleere, die Konturen ausgesaugt
Abgestumpfte, dumpfe Schwere, alle Farben ausgelaugt

Voll ergraut dräut der Ausblick und mir is'
Als schaut vom Hirn ich nur zur Iris
Was noch folgt, ist weiße Wand

Trüb vom Dunst verschlucktes Land
Des' Goldpanorama mir heute verwehrt

Was sattsam das Moll dieses Dramas ernährt

Düsseldorfer Hütte & das neunhundertvierundsiebzigste Gedicht

Düsseldorfer Hütte bei Sulden

Auf der Payer-Hütte

Ich sitz auf der Hütt' vom Payer
So wie in 'ner Bütt und seier'
Launige Gedichte ab

Auch wenn ich auf gut Dreitausend
Nur auf fremde Kosten hausend
Sicher nix zu sagen hab

Juli-Eis & das neunhundertdreiundsiebzigste Gedicht

Juli Eisreste in Südtirol

Outdoorwear oder Der mit dem Wolf skint (Sterben in den Bergen II)

Hans, du Wolfshaut!
Dir vertrauten:
All die noch nicht Aufgetauten.

Pericolo & das neunhundertzweiundsiebzigste Gedicht

Sterben in den Bergen (und eine Frage zur Nachlassverwaltung)

Wenn ich mit zerborst'nem Rückgrat
mir erspar die Gondelrückfahrt
Könnte sie – sollt ich so sterben
meine Braut als Hinfahrt erben?

Oasen & das neunhundertsiebzigste Gedicht

Bergflora

Substrat des Überragenden

Tödlich grau
Im Nahbeschau
Ist der Fetisch
Majestätisch
In die Höhe rag'nder Gipfel
Sehr gewöhnlich
Zeig'n die Höh'n sich
Als von kleinen
Schottersteinen
Üppigst überstreute Wipfel

Die fanden sich schon auf den Straßen
Eh unsre Lust auf Höh'n entfacht

Wie oft hat das, was wir besaßen
Ein neuer Standpunkt schön gemacht

Tabaretta & das neunhundertachtundsechzigste Gedicht

Blick auf den Ortler

Wegzehrer

Auf den Pfiff vom Murmeltier
Griff ich zu dem Urquell-Bier
Durch der Schluchten Schlund zu laufen
Ist kein schlechter Grund zum Saufen

Bergsteiger & das neunhundertsiebenundsechzigste Gedicht

Standfeste Kuh in Südtirol

Der Weg nach oben

In der Nabelschnur des Mutes
Stockt nun alle Blutzufuhr
Jeder Ahnung schwant nichts Gutes
Rundherum droht Absturz pur

Und kein Schritt lässt Dich passieren
Und Durchlitt'nes ignorieren
Eins nur hilft dich anzutreiben:
Deine Angst hier steh'nzubleiben

Ortler & das neunhundertsechsundsechzigste Gedicht

Ortler Normalrouteeinstieg

An für Sich(t)

... nur für Sportler ist der Ortler

Doch sobald die Nebelschwaden
Seinen Gipfel blickdicht baden
Ist der Berg, kaum zu verhehlen
Nur für Blinde zu empfehlen

Victoriafälle & das neunhundertsiebenundfünfzigste Gedicht

Victoriafälle

Die Victoriafälle

Zu diesem Thema sagte schon
Der Forscher David Livingstone
Begeistert schöne Worte

Nun sehe ich vor Orte:
Es stürmt aus des Sambesi Regen
In einem fort hervor die Gischt
Erfrischt die Welt mit forschem Segen
Derweil sie stumm nach Worten fischt

Und als Sprachloser steh ich vorm tosenden Toben
Und wünschte, ich könnt' es wie Livingstone loben

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