Alter, Tod & Abschied

Gedichte über das Älterwerden, den Lebensabend, Krankheiten. Und den Tod.

Kurort & das hundertneunundsiebzigste Gedicht

Kurpromenade Baden-Baden

Abschied von Baden-Baden. Erholt, natürlich.

Kurpromenade

Alle wollen sich hier erholen
Hier erholen wollen sich alle
Alte toll'n herum wie Fohlen
Promenier'n mit frohem Schalle
Dass sich dran die Jungen laben
Solche Restzeit noch zu haben

Selig streckt sich der Spazierweg
Uns wohlgefällig das Altern zu mildern ...
Spröde Pragmatik nennt das vielleicht Irrweg

Doch krönt den Genuss ja sein Wird-nichts-Verhindern

Späte Ehren & das hundertvierundsechzigste Gedicht

Die Fantastischen Vier beim GEMA-Fest

Und noch ein Nachtrag zum 28-Jahre-auf-einen-Preis-Warten.

Sehr geehrte Juroren

Gebt mir die Preise, aber gebt sie mir leise
Es gibt jetzt nichts mehr zu bejubeln
Es ist nur Pietät, die euch elendig spät
Veranlasst, an mir Lob zu hudeln
Längst ist alles vergeben, doch nichts ist verzieh'n
Das, was ich mir verdiente, habt ihr nun verlieh'n

Franz Josef Strauß & das hundertfünfunddreißigste Gedicht

Helsinki Tervasaari

Am Flughafen hat man Zeit, aber keine neuen Fotomotive. Daher noch etwas Herziges aus Helsinki.

Leichte Ziele

Wie konnte euch DAS grad berühren?
Da lasst ihr euch zum Händewaschen
Ins frisch polierte Bad entführen
Mit prall gefühlten Jackentaschen!?

Ihr tänzelt satt
Ich seufze matt
Weil ihr im Punkt Ergriffenheit
So gänzlich glattgeschliffen seid

100 Tage & das hundertzweiunddreißigste Gedicht

Helsinki Achterbahn

100 Tage des neuen Jahres - und meiner Slam-Abschiedstour sind vergangen. Schnell, finde ich. Ein Foto aus Helsinki als Blick zurück.

Hundert, immer schon

Verwundert
Blick' ich auf die hundert
Nunmehr schon vergang'nen Jahre
Die ich im Gewirr der Strecken
Stimmungstiefen abzustecken
Durch die Republiken fahre

Vermindert
Gleichwohl ungehindert
Schleichen sich die Schlussakkorde
An die unverändert breiten
Hürden der Beständigkeiten
Fähig zum Tyrannenmord

Verwundet und vermint
Sind Weggefährten, Wege
Was nur dem Stillstand dient
Der tatverblassten Hege

Drei Monate & das hundertundfünfzehnte Gedicht

Wald Marienbad

Drei Monate der Abschiedstour sind rum. Bleiben noch neun Monate und keinerlei Gründe zur Trauer.

Drei von zwölf

Für nur ein Viertel Abschied vergieß ich keine Träne
Fünfundzwanzig Prozent? Also, ... nee!
Is' nich ma ein Drittel, errechne ich, gähne
Das dauert noch viel, viel zu lang, eh ich geh
Es zieht sich und zieht sich - wie ein Stalaktit, ich
Habe den Eindruck, es geht nicht vorbei
Die Hälfte der Hälfte - dann noch mal das selbe
Die Restzeit vergärt schon zur "Tschüss!"-Narretei

Und ist die erst geschluckt, kau ich weiter hier, gähne
Dann ist mir der Abschied doch längstens vertraut
So lasse - wie heute - ich ab von der Träne
Sei das Häuschen am Wasser für andre gebaut

Es fällt ein Abschied uns fast leicht
Wenn trotz der Zeit
Die Endlichkeit
Nie vollends der Bewusstheit weicht

Leaving Potsdam & das achtundneunzigste Gedicht

Potsdams Park Sanssouci

Und noch ein letztes lyrisches Mitbringsel aus Potsdam.

Im Garten

Das alles hier hatte mal einen Namen
Fest verstrebt pferchten Lettern den Grundbesitz ein
War'n dem Platz in der Welt jener nötige Rahmen
Um zeitlich befristet ein Ich-Reich zu sein

Nun nistet ein Schwalbenpaar in diesem Bogen
Der war vielleicht mal ein O, war vielleicht Konsonant
Wohl zig mal bebrütet, noch öfter durchflogen
Stand hier mal ein Name, den jemand gekannt

Olten & das siebenundachtzigste Gedicht

Olten Schützi Poetry Slam

Eine Bühne wie gemacht für ...

Tage, da wir

Tage, da wir unbescholten
Wohlgemut durch Olten tollten
Bis uns die Äbtissin'n grollten
Dass wir uns verpissen sollten

Jahre später Schreibtischtäter
Schunkelnde Familienväter
Trunken unter grau'n Girlanden
Tauchschein letztes Jahr bestanden
Krass gut drauf und Maske auf
Dinge nehmen ihren Lauf

Längst ist versunken, was wir wollten
Sagen: Rosebud, meinen: Olten

Easy Isar & das zweiundachtzigste Gedicht

München Isarauen

Die zweite zweitägige Tourpause, die zweite Erkältung. Warum muss man sich gerade dann, wenn man sich erholen sollte, am dreckigsten fühlen? Zumindest das Isarufer hat sich von einer freundlichen Seite gezeigt, den folgenden Text aber nicht verhindern können.

WeltLebenArschloch

Hallo, altes Arschloch Leben!
Magst du mir wieder Saures geben?
Das schier mich in die Knie zwingt
Und scheue Euphorie durchdringt
Bis von dem Takt der Niederschläge
Ich zermartert, lull und träge
Kraftlos und berapplungsmüde
Letztlich optimismusprüde
Niederstrecke meine Waffen?!

Denkst du echt, das könnt'st du schaffen?

Anstatt mich hier ständig zu terrorisieren
Solltest du endlich die Welt korrigieren!
Die auch vom Trog des Daseins frisst
Und so wie du ein Arschloch ist

Wartburg & das neunundsiebzigste Gedicht

Wartburg Eisenach

Pflichtprogramm Eisenach: Einmal zur Wartburg hoch. Die Ursprungsslamlocation.

Die Sehnsucht der Steine

Eh die Wartburg Burg ward, war sie
Unbehauner Fels und quasi
Wie der Berg, den sie heut krönt

Manches Werden wird bestöhnt:
"Was soll das Gewese? Ich hab doch das Meine!"

Sieh dein Mühsal als Dienst für
Die Sehnsucht der Steine

Anmerkung zum Genus: Heute wird Mühsal nur noch als Femininum verwendet, früher konnte Mühsal indessen auch ein Neutrum sein.

Dresden & das zweiundsiebzigste Gedicht

Altstadt Dresden

Der Slam in der Scheune Dresden. Top 3 der am häufigsten von mir besuchten Poetry Slams. Ab gestern Vergangenheit.

Verlustig

Heut hat im Gewühl auf den Brühlschen Terrassen
Mich sang- wie auch klanglos die Wehmut verlassen
Da stand ich nun plötzlich allein im Gewühl
So elendig fröhlich, ganz ohne Gefühl

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