Denk es in Handschweiß, denk es in Plastik –
Weiß wohl, du denkst: Scheiß Gedankengymnastik!
Das gräuliche Vergilben
Der Computertastatur,
Der Chor der Hausstaubmilben
In Ritzen dort singt, nur
Es hapert an Verständlichkeit:
Auch digital herrscht Endlichkeit.
Denk’s in Accounts-, Clouds- und Updates-Verwalten –
Weiß wohl, du denkst: Das bleibt ewig erhalten!
Ein weiteres schönes Gedicht zum Preise Heidelbergs (Following Hölderlin)
Heil den Zwerg in Heidelberg!
Die Leud‘ da sind von Fach und Werk:
Schau, schaukelnde Stühle! Kuck, kuckende Uhren!
Vom Gemüt reinste Lichkeit für Winzkreaturen.
’ne Spur geeisten Banns entsteht,
Wenn man statt weg viel sophisch geht.
Hölderniedlichst wird’s Städtchen zur Miniatur –
Hier schicken wir Minni und Manni zur Kur!
Hei, del Berg und ei, der Daus!
Ganz unverwandt steht da ein altes Gedicht,
Das in mir fremder Sprache spricht,
In dem unwiderlegbare Vaterschaft ruht –
Und doch in all der Outputflut
Mir völlig unerfindlich bleibt.
Sei es, dass man jetzt verbindlicher schreibt,
Sei es, dass mich dieser Abstand verstört,
Weil noch nicht daran gewöhnt,
Dass ein Text sich so entwöhnt
Und allein sich selbst gehört.
Wo zackig Skischuhschnallen schnappen
Da zwingt man zwanglos Füßelein
In die Schmerz-Haft von Salomons Fangeisen-Schlappen
Den herzlosen Klumpen aus Plastikgestein
Und kläglich grüßt das Murmeltier
Denn Schnee-Not wurmt den Schwung der Skier
Erst schabt man rum auf Eis(en)platten
Kratzig ratternd mit Gestöhn
Um dann im Sulz-Schnee zu ermatten
Doch wenn wer fragt, sag: Ist das schön!
Vierte Auftragsversewoche 2021: Gewünscht wurden Gedichte zu den Themen Angst vor dem weißen Blatt, Discounter, Kratzbäume, Joggende, Porzellanservices und atomare Endlagerung.
Discounter & Mängel
Du magst sie miesgelaunt gern dissen,
Doch ich würd die Discounter missen,
Durch die manch Kontoeingangsflaute
Ich umstandslos wie satt verdaute.
Mich labten Sonderangebote
Ganz ohne ne besondre Note.
Nur
In die Mangel, der’n „der“-Pendant ich so entkommen,
Werden reziprok die Lieferanten genommen.
Drum nährt sich der Plan, nochmals umzuentscheiden,
Eröffnen sich mir wieder weitere Weiden.
Aus der milchgesichtigfahlen Masse
Ragen sie wie Alhambren empor.
Es strahlt ihr Charakter im stillen Geprasse,
Es ist ihre Gegenwart reiner Komfort.
Sie umschillert die lässigste Würde
Und versagt ihrem Einfluss den Tusch.
Kein Geltungsbedürfnis befällt sie als Bürde,
Weil ihr Selbst so verständlich ist, ganz ohne Pfusch.
Im Überhast nannt ich uns Geistesverwandte,
Doch bin nur ein Mensch, der das Original kannte.
Ein ungepflegtes Freundschaftsband
Baumelt unehrenhaft über Leere –
Wie schnell nach dem Stimmbruch der Wortbruch stattfand,
Wie entleert unsre Blutsbrüderehre!
Wir hätte um Alles dagegen gewettet,
Dass unser unbeugsamer Anstand nicht rettet,
Was uns so gesetzlos verband.
Doch war es im Endeffekt logisch zu glauben,
Die Hektik der Jugend wog, es zu erlauben,
Dass man sich des Netzsogs entwand.
Erste Auftragsversewoche 2021: Gewünscht wurden Gedichte zu den Themen Yoga, Serienbingen, Netflix, Geschwurbele, E-Mobilität, Marilyn’s Army, Hochzeitsfotografen und Fanfiction.
E-Mobilität
Dass nun die E-Mobilität
All jene Igel niedermäht,
Die stoisch darauf eingestellt,
Dass ihn’n Gefahr entgegenschnellt
Bei gellendem Motorenlärm,
Und nun umrahmt sind von Gedärm,
Gemahnt uns, letztlich im eignen Int’resse,
Ans Mindestmaß für Lernprozesse:
So lahm du auch lernen magst, unterbiet nie
Das Tempo der Automobilindustrie!