Poolsnack & das zweitausendvierhundertsechsunddreißigste Gedicht

Antillengrackel mit Beute

Pro Probieren

Mein verpanikter Blick in Speisekarten
Flickt sich zäh sein Menu. Wie lang wird der Wirt warten?
Immer gibt es dort Worte, die mir nicht bekannt,
Ich berechne die Werte, die rechts lauernd am Rand -
All das drängelt in meine Entscheidung mit rein,
Bis zur drohenden Frage: "Was darf's denn dann sein?"

Das Spielfeld zu groß und die Felder zu zahlreich -
Den Einsatz verlier'n durch die flascheste Wahl? Leich-
ter wär's mit der Einsicht, dass man noch entdeckt

Und nicht vorab wissen kann, was uns noch schmeckt.

Böig auffrischend & das zweitausendvierhundertfünfunddreißigste Gedicht

Varadero Beach nach stürmischer Nacht

Kurzode an das Langzeitgedächtnis

Wenig lässt sich wiederholen,
Vieles lässt man besser ruh'n.

Vieles lässt sich wieder holen,
Wenig lässt dich besser ruh'n.

A Ent Orange & das zweitausendvierhundertvierunddreißigste Gedicht

Im Parque Josone, Varadero

Gefühlte Übersetzung von You'll never walk alone

Fänd ne Wahl für uns statt
Was uns Herzenswunsch sei
Neben WLAN und Handy-Vertrag

Ätz nicht rum, doch bleib stur
Dass ne Handvoll Korn reicht
Als der Sold für uns pro Tag

Vollkorn heißt Gewinn'n
Weil Korn wächst an Ähr‘n
Wir sind nicht konsumverdorb‘n

Weil Korn, weil Korn
Ob im Brot, ob als Schnaps
Es gefällt uns Volk als Lohn

Es gefällt uns Volk als Lohn

Transferstaffage & das zweitausendvierhundertdreiunddreißigste Gedicht

Haus auf der Straße nach Mantanzas

Taxifahrt am Morgen, stadtauswärts

Das Höhenflugrausch-artige,
Fremdstädtisch Taxifahrtige
Lässt den Tanz der Verkehre genießen.

Das Einsaugen von Athmosphären,
Als wenn sie Augentauchgrund wären -
Bald ganz in sich zerfließen ...

Bei geöffnetem Fenster, vom Fahrtwind gekühlt,
Hat sich mir die Stadt in die Arme gespült.

Tagesausblick & das zweitausendvierhundertzweiunddreißigste Gedicht

Varadero Beach

Calle 62, Meerseite

Erst wenn jedes Korn im Korps beschließt:
"Wir sind heute doppelt seidig!"
Ist jener Punkt erreicht - da fließt
Um Knöchel Sand. Fast gleit' ich
Durch dessen Weichheit, schrittverführt -
Gewahr, wem Ehre hehr gebührt.

An dem bekannten Strandabschnitt
Stand der Belag, den ich durchschritt,
Im monumentsten Schmeidesaft
Von sanftigster Bestreichelkraft.

Vollendet als mehlgleicher, sämiger Sand -
Oh, was für'n füßelnd Allerhand!

Jibacoas Küste & das zweitausendvierhunderteinunddreißigste Gedicht

Küste neben dem Strand von Jibacoa

Wissen und Kissen in Umlautlaune

Manch Herren enden ungeküsst,
Manch Länder harren unbeküstet -
Welch Schicksal härter? Wenn ich's wüsst' ...!
Manch schicker Saal ward arg verwüstet.

Durchhalteparolen & das zweitausendvierhundertdreißigste Gedicht

Fassade im Zentrum Havannas

Prince of Neverland

Irgendwo bestürmen Katastrophen
Schon die Vororte meiner Saisonfröhlichkeit.
Irgendwo triumphieren schon wieder Doofen -
Und man darf nicht vergessen: Wir sind nur zu zweit.

Irgendwo wird mit maßlosem Blutdurst
Die Höhe der Schmach schon behechelt.
Und du schwafelst noch immer von Mut, Wurst?!
Überall wirst du immer belächelt!

Ich weiß, du glaubst im Nach-wie-vor
Schlicht nie an Niederlagen -
Sagst: "Irgendwann fällt noch ein Tor!"
Und stellst dich keinen Fragen.

Traumstrandsaum & das zweitausendvierhundertneunundzwanzigste Gedicht

Varadero Beach

22.04.2024

Bin ein gefühltes Meilenweit azurnen Sand durchwatet.
Der Schöpfer frug: "Dies Traumstranddings - war's das, um das ihr batet?".

Ein Schwarm von Schwärmen Kleinerfisch eröffnet sich als Pforte.
Die Sonne strahlte willenlos. Ihr fehlten auch die Worte,

Da ich im steten Storchengang die Meile abgeschritten.
Die Euphorie im Höchstform. Nur die Pelle hat gelitten.

Fast hüfthoch hat das Wasser mich fast samtenweich verschlungen.

Und ein beseelter Evergreen hat tief in mir gesungen.

Alle Möwen Evelyn & das zweitausendvierhundertachtundzwanzigste Gedicht

Möwe @ Varadero Beach

Ripostegedicht auf das Buch "Lob der Faulheit" von K. Kusenberg

Evelyn Dahm, 15. VII. 61 (eine Signatur)

Im Buch der Faulheit, Evelyn,
Hast du nicht viel gelesen!
Du bist, drum gibt’s auch nichts zu süh'n,
Hierzu zu faul gewesen.

Was bringt man im Detail noch bei
Den'n, die schon alles kennen?
Vom Drang nach Überbieterei
Gilt's hier sich doch zu trennen!

Im Faulsein kann nur Meister sein,
Wer nie danach gestrebt.
Denn jeder Eifer schläft gleich ein,
Sobald man Faulheit lebt.

Es gibt ja durchaus viel Facetten,
Die zu beleuchten wären -
Doch braucht dies Zeit, die wir gern hätten,
Um Faulheit zu vermehren.

Wer sagt, er sei besonders faul,
Macht sich sogleich verdächtig.
Wer wirklich faul ist, hält sein Maul -
Des so Verübtens mächtig.

Ich glaube, Evelyn begriff,
Dass Faulheit dem entschwindet,
Der sie verwöhnt mit letztem Schliff,
Sich bis zur Krönung schindet.

Drum hat sie auch das Buch markant
Als ihr Revier markiert -
Doch ganz im Sinne, was drin stand,
Den Inhalt ignoriert!

Parque Josone & das zweitausendvierhundertsiebenundzwanzigste Gedicht

Im Parque Josone, Varadero

Eine Kosmosfülle Gutgemeintes

Eine Kosmosfülle Gutgemeintes
Erstreckt sich in die Gassen.

Durch der Fassade Gipspracht scheint es:
So müsst'es halbwegs passen,
Dass Motivation und Erfolg sich mal küssen!?

Der Überstrich fordert: Sie müssen, sie müssen!

Doch nichts passiert. Nein, der Verfall
Ermächtigt sich hier überall
Der quasi unbenutzten Stadt
Und plündert das gemachte Nest
Für das so schmuck garnierte Fest,
Das niemals stattgefunden hat.

Alle Rechte bei Ute Kratzer, die das Gedicht im Rahmen der Kuba-Spendenaktion 2024 erstanden hat.

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