Spielfeld & das eintausendneunhundertsiebenundzwanzigste Gedicht

Fußballfeld an der Straße der Kasbahs

Die Hüpfburgschlitzer

Wir hielten die Luft an vor Staunen
Und sind glatt darunter erstickt -
Solch muntere Unfälle zeigen: Die Launen,
Nach denen die Welt tickt.

Ein gnädiger Wind ordnet unsre Kaldaunen -
Dass niemand die Milz hier vergisst.
Die Welt hält die Luft an vor Staunen,
Hat uns schon (fast) vermisst.

Oase & das eintausendneunhundertsechsundzwanzigste Gedicht

Oasenstadt an der Straße der Kasbahs

Oase

Ein hier nicht zu Vermutendes, das kündigt sich nicht an.
Die Wut treibt so Verbündete: "Wir glauben schlichtweg dran!"

Trilobit & das eintausendneunhundertfünfundzwanzigste Gedicht

Aufbereitete Fossilien an der Straße der Kasbahs

Ausdrücklich

Dank der Kraft der Saftmaschine
Schafft ich, Frank, der Apfelsine
Einen Trank voll Vitamine
Auszupressen und rasch in 'ne
Karaffe zu tanken.

Der Maschine mag ich hierfür ausdrücklich danken.

Fläche & das eintausendneunhundertvierundzwanzigste Gedicht

Kamele in der Sahara bei Erg Chebbi

Der Drücketaler

Alle Welt scheint gewillt, mich grad zu zerreiben -
Da verpiss ich gechillt mich, in sehr dünnen Scheiben.

Denn die entkommen dem Radar
Und niemand checkt mehr, wo ich war.

So versteckt, werd ich all ihrem fordernden Rauschen
Aus dünne gemachter Gemütlichkeit lauschen.

Nachtsonne & das eintausendneunhundertdreiundzwanzigste Gedicht

Sahara Dünen bei Erg Chebbi

Novembersonne

Im Herbst schaut die Sonne nur brummelnd herunter:
"Ick komm heut nur wegen dem Licht!"
Schon geht sie im Rücken der Häuserwand unter -
Die scheint mir jetzt doppelt so dicht.

Die Häppchen bemüh'n sich den Fakt auszublenden:
Der Hauptgang fällt weiterhin aus!
Die Startformation ist schon ready zu wenden -
Im Schlepptau verebbt ihr Applaus.

Klappe! & das eintausendneunhundertzweiundzwanzigste Gedicht

Filmklappen-Denkmal bei der Filmstadt Ouarzazate

Ripostegedicht auf den Text "Knackig, knackig" im Stil der "Ein Mensch"-Gedichte.

Knacker-Pschor

Ein Knack hat rückwärts eingeparkt
In einen Möbelpacker,
Sich in sein Rückgrat eingehakt
Als Soundtrack alter Knacker.

Der Knack war vordem lang versackt
Im Nacken von 'nem Hacker,
Fraß Knackwurst wie auch Knäckebrot
Und plagte dessen Bäcker.

Der Knack kam immer ungefragt,
Erzwang sich die Kontakte
Zu Knabe, Dackel oder Magd
Und macht' aus ihn'n Beknackte.

Der Knackpunkt war: Manch Tagwerk klang
Wie abwracknahe Plackerei!
Da ward ein Klacks zum Klagesang
Dank der Gebälke Knackerei.

Ein andrer Knack, der mehr auf Zack,
Beschränkte sich auf Macker,
Die abgefuckt, zu Knast verknackt,
Gebrandmarkt als Verkacker.

Manch wack'rer Drugsverschach'rer
Darbt im Zellentrakt alleine -
Der labt sich an der Distraktion
Des Knackens seiner Beine!

In der totalen Reizarmut,
Da tut ein nackter Knacks schon gut
Wie ein makabrer Gag
(und ungestrecktes Crack).

Wo manchen das Beknacktsein ätzt,
Wird anderorts es wertgeschätzt -
Und drauf doch jeder stracks erkennt,
Weshalb man letzt're "Knackis" nennt!

Offenbach & das eintausendneunhunderteinundzwanzigste Gedicht

Am Büsing Palais von Offenbach

Shitstormgefährdetes Städtegedicht (verfasst auf der Regio-Rückfahrt von Offenbach)

Offenbar 'nen schlechten Tag
Hatte Gott bei Offenbach!
Führte dann ein Harnstau
Seine Hand bei Hanau?
Und ward Aschaffenburg nicht doch
Hervorgepresst durchs Afterloch?
Gibt's da noch Ärg'res, führt's durch
Das kerkergleiche Würzburg!

Da wir schon genug an solch Abgründchen leiden,
Schwor'n wir, die Besuche von München zu meiden!

Alternatives Ende:
Es versöhnt, dass sobald wir solch Müll übersteh'n,
Wir schon die Schönheit Münchens seh'n!

Isenburger Schloss & das eintausendneunhundertzwanzigste Gedicht

Isenburger Schloss in Offenbach

Offenbach

Ging heut mit aller Offenheit
Durch Offenbach spazieren -
Wo manche Strass' "Komm, hass mich!" schreit
Und Kids nach Ghettos gieren.

Vorfreude hat schon oft verletzt:
Die Allmacht vom Klischee.
In die schon alles übersetzt,
Bevor ich's selber seh.

Auf freien Blick zu hoffen, ach,
Gilt nicht allein für Offenbach!

Chefchaouengasse & das eintausendneunhundertneunzehnte Gedicht

In der Medina von Chefchaouen

Späte Parade

Unabwendbares zu schlucken, hat Gewohnheit mich gelehrt,
Bevor ich mich verweigerte, fand ich's auch nicht verkehrt.
Die Enden jeder Möglichkeit will ich hier nicht bestreiten -
Und doch erlischt die Erntechance nach eignen Jahreszeiten.

Im Immerforten horten sie Standarderträge und -güten.
Es rottet im Verworfenen die Sehnsucht rarer Blüten.

Indigo & das eintausendneunhundertachtzehnte Gedicht

In der Medina von Chefchaouen

Indigo

Blau ist eine stille Farbe,
wie ein klarer Höhlensee.
Violett ihr zarter Knabe,
Doch voll Ungestüm in spe.

Indigo will im Vermitteln
Weiter in die Tiefe geh'n -
Mit der Kraft von je zwei Dritteln
Sich ins letzte endlos dehn'.

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