Parque Central & das vierhundertfünfundfünfzigste Gedicht

San José Parque Central

Die Distinguierten

Wir schlendern umher wie durch sichere Zeiten
Als würd die Verlässlichkeit niemals gestutzt
Wir geben uns achtlos, wir schreiten und gleiten
Und selbst die Galoschen sind immer geputzt

Polizei und auch Policen
Blieben immer ungenutzt
Wir, die wir uns sorglos hießen
Haben jeder Angst getrutzt

Was für uns gegolten
Gilt schon längst nicht mehr
Unreinheit und Wolken
Reimen immer näh'r

Narrenhände
Schreiben schon
Unser Ende
In ihr Droh'n

Keiner
Sah
Die Ge-
Fahr

Wir schlendern umher wie durch sichere Zeiten
Als würd die Verlässlichkeit niemals gestutzt
Wir geben uns achtlos, wir schreiten und gleiten
Und selbst die Galoschen sind immer geputzt

San José & das vierhundertvierundfünfzigste Gedicht

Fremd hier!

Ständig ruft die Stadt mir zu:
"Oller Stubenhocker, du!
Wir schwurbeln rum im Trubelzwang
Und du, du streunst nur stumm hier lang!"

Gelingt's mir noch, mich auf die Gassen
Gar auf die Gässchen einzulassen?
Die Auslagen sind ...interessant
Zum Einstieg viel zu unbekannt
Und letztlich schafft die fremde Sprache
Fast mätzchenhaft 'ne Zugangsbrache

Und doch - das wird sich integrieren
Einfach immer reinspazieren...!

Toronto & das vierhundertdreiundfünfzigste Gedicht

Traum und Wirklichkeit

Ein Brontosaurus aus Toronto
Räumte nachts im Traum sein Konto

Morgens sah der Bronto, yeah
Konto is ja gar nich leer!

Kopenhagen & das vierhundertzweiundfünfzigste Gedicht

Zweierlei Schuld

Habe an der Last zu tragen
Dass ich einst den Kopf von Hagen
Im Affekte abgeschlagen ...
Schlimm, doch damit nicht genug:

Bei Kopenhagen hab ich Gitte
Abgeschlagen eine Bitte ...
(Jedenfalls gab's den Versuch!)
Das - geschah's auch ohne Blut -
Sagt mein Bauch, war oonich jut!

Dänemark & das vierhunderteinundfünfzigste Gedicht

Kopenhagen Flughafen

Eine Dreiviertelstunde Umstieg muss reichen, um ein Gedicht zu hinterlassen. Gruß vom Kopenhagener Flughafen. Und jetzt schnell in den Flieger nach Toronto.

Mon Dän

Dänemark und Dönermarkt
Wer von euch ist schöner?
Sprich: Was ist grad mehr gefragt -
Dänen oder Döner?

Dezembersonne & das vierhundertfünfzigste Gedicht

Isarauen

Die Milde der Dezembertage

Und ein Friedensangebot
Pupst sich aus dem Himmel
Lächelnd weicht der Kältetod
Weihnachtsmarktgebimmel

Fühl dich wie ein Lämmchen, dem
Nie ein Leid geschieht!
Wenn der Frost auch - trau, schau, wem!
Schon sein Messer zieht

Nicht-Karlsruhe & das vierhundertneunundvierzigste Gedicht

Isarufer

Nein, dies ist kein Foto von Karlsruhe - weil der Zug bereits um 2:11 Uhr fuhr und mich noch vor Tagesbeginn wieder nach München brachte. Wovon es natürlich eh schon etliche Fotos gab. Tja.

Der Nörgler

"Ach, nie - wirklich nie - werd' ich Karlsruhe seh'n
Weil wir immer gleich sofort fort von dort geh'n!"

"Na, dann kehr'n wir um und ich zeig's dir noch, Sohn!"

"Ne, Alter, kein Stück - nachher kenn' ich's doch schon ..."

Dezemberhimmel & das vierhundertachtundvierzigste Gedicht

Frankfurt am Main Himmel

Melancholie

Ein aus Schönheit gepresster Grapefruittaft
Plus unverdünntem Alkohol
Ein unschluckbarer Schwermutsaft
Fürs samtenherbe Unwohlwohl

Stets in der Dichter Umlaufbahn
Nostalgisch fern wie Lebertran
Der Lattenrost vorm Schwarzen Loch
Verspricht sie Linderung - und doch:

Gebeugt von all der Welten Schiefe
Führt jeder Weg in neue Tiefe

Frankfurt/Mein & das vierhundertsiebenundvierzigste Gedicht

Frankfurt am Main

Ich vermeine, Du verneinst

Wenn ich, Frank, am Meinen bin
Dich entführ auf Meinetwegen
Spür die Deinung, immerhin
Kommt mir Stück für Stück entgegen ...
Folgt der Frage zum Vereine
"Möchtest du die Meine sein?"
Deinerseits dann doch ein "Nein!"

Römer & das vierhundertsechsundvierzigste Gedicht

Römer Frankfurt

Lieb Fresshüttchen (Entsorgung der Altlasten)

"Lieb Fresshüttchen vom Weihnachtsmarkt
Was bietest du mir an?"

"'Nen Champion, halb angenagt
Von einem schwarzen Mann!"

"Ein mohrbenagter Champion?"
(So formuliert ein Stammtischsohn)
"Lieb Fresshüttchen vom Weihnachtsmarkt
Den Pilz wollt' ich wohl gern
Eh dass er vollends eingeparkt
In jenem dunklen Herrn!"

Von Unenschlossenheit geplagt
legt sich die Stirn in Falten
Lieb Fresshüttchen vom Weihnachtsmarkt:

"Ich sag dir, wie wir's halten:
Du sollst zunächst dich satt dran essen -
Dann darf der schwatte Mann dich fressen!"

"Das klingt nach einem Angebot:
Erst satt zu sein und dann gleich tot!
Ich fühl' mich eh schon zu betagt
Lieb Fresshüttchen vom Weihnachtsmarkt!"

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