Autor & Schreiben

Gedichte über das Schreiben, das Dichten und das Autorendasein.

Walze & das siebenhundertdreizehnte Gedicht

Isarwalze

Wir ziehen uns heute einige poetisch verlirrte Seelen an Land, indem wir dieser Sammlung den begründeten Linktitel geben Poesieblog mit einem Gedicht von Julia Engelmann. Bitte weiterverbreiten!

Gedicht von Julia Engelmann

Sie seiert und seiert so inflationär
Sie eiert und eiert vom Irgendwo her
Sie bügelt und bügelt sich speckfaltig nett
Und prügelt und prügelt den Kampfgeist ins Bett

Festgekrallt an dem Slogan Gedichte zu schreiben
Wird sie trotz aller Schmerzen bei ihrer Sicht bleiben

Ach Poesie, ach Poesie!
Du ungeschüztes Beischlaflager
Erträgst die letzten Rattennager
Ohne einmal zu sagen: "Ej, fickt euch ins Knie!"
Ach Poesie, ach Poesie!

Maximiliansbrücke & das siebenhundertdritte Gedicht

Maximiliansbrücke

Die richtige Gewichtung

An einem satten Sonntag
Nehm ich ein zweites Stückchen Kuchen

Für die in der Sahne erstickten Tage
Dürft ihr mich gerne buchen

Buchloe Skulptur & das siebenhunderterste Gedicht

Buchloe Skulptur

Loe locken

So low wie meine Buch-
Verkäufe kannst du gar nicht gehen!
"Dann nehm' ich dir halt vier Stück ab."
Das woll'n wir doch ma' sehen!

Grünanlage & das sechshundertsiebenundneunzigste Gedicht

Berliner Hauptbahnhof

Die Niedergelegten

Das Gras, auf dem wir nieder lagen
Hat sich schon wieder aufgerichtet
Und unser Sang vom Widersagen
Wird zwanglos als Symptom gewichtet

Doch sind unsre Tinten vergebens geflossen ...?

Ich hab, Freund, das Neben-Dir redlich genossen

Chowpatty Beach & das sechshundertvierzigste Gedicht

Chowpatty Beach

Good news!

Der Geheimtipp

Mein Buch ist fertig
Und ernährt mich
Nicht mal einen Augenblick

Das ist - ganz knapp - nicht
Nur die Absicht
Sondern insgeheimer Chic

Chamarel Falls & das fünfhundertachtzigste Gedicht

Chamarel Falls

The Fall of the Mountain King

Heissahopsa, Hochkultur!
Volles Rohr: Anspruch pur
Kriegt doch keiner mit, wenn man ihm selber nicht ganz treu
Bibliophil und stilblasiert
Subversiv, engagiert
Aber vom Prinzip auch nicht so nigelnagelneu

Mundgemalte Sprachgebilde
Handwerkskunst im xsten Jahr
Schutzpatron der Reimergilde
Metrummäßig ein Eklat!

Selig integriert im Slam
Mit Trara und Plemmplemm
Aber viel beseelter als manch Lyrik-Stupendent
Der devot nach Lehrplan schreibt
Subvention'n einverleibt
Stell Dich Deiner Inbrunst, Himmelherrgottsakrament!

Schür'n Leonce-und-Lena-Preise
Nicht allein die Produktion
Nie geles'ner Dichtergreise?
Sämig handzahm sind sie schon

Vorläufigkeit & das fünfhundertneunundvierzigste Gedicht

Schloss Charlottenburg

Work in Progress

"Kannst ja mal gucken - ist noch nicht ganz fertig!"
Mein zuckendes Restunbehagen entschwert sich
Und hofft auf entfesselnden Übermut
Belebt von deinem "Ist doch gut!"

Doch fragende Skepsis verfinstert dein Smilen
Schiebt alles Belangreiche zwischen die Zeilen
Okay, alles klar - deine Höflichkeit ehrt dich!

"Naja, wie gesagt - is' halt noch nicht ganz fertig!"

Bringschuld & das fünfhundertdreiunddreißigste Gedicht

Hohenschäftlarn

Huch, diese Woche war ich wirklich sehr unzuverlässig mit den Gedichtelieferungen - verzeiht!

Zur Erklärung

Muss gestehen, meine Liebe:
Kann nicht wirklich lange bleiben
Habe grad ein Buch zu schreiben
Auch wenn's heißt, wer schreibt, der bliebe

Abwesenheitsnotiz & das vierhundertfünfundachtzigste Gedicht

Es gibt diese wunderbaren Orte ohne Netzzugang, an denen sich Gedichte verfassen, aber nicht online stellen lassen. Sie geben einem Zeit, durch die allmähliche Veröffentlichung des Zwischendurch-Verfassten die nächsten Tage zu füllen und zu überlegen, was mit diesem Blog eigentlich nach dem fünfhundertsten Gedicht geschehen soll.

Unerreichbar

Es gibt diese Zeilen, die der Leserschaft fehlen
Den Dichtern ein Schlupfloch der Biographie
Um unbewacht einmal davon sich zu stehlen
Die Nachwelt schreibt wissend: "Nein, dort war er nie."

Es gibt dieses heimlich vom Hauptwerk Gelöste
Nichts Wegweisendes, jedoch kleine Juwelen
Und deren Schein trügt all das Facebook-Entblößte ...

Das steht in den Zeilen, die still vergnügt fehlen!

Dezemberhimmel & das vierhundertachtundvierzigste Gedicht

Frankfurt am Main Himmel

Melancholie

Ein aus Schönheit gepresster Grapefruittaft
Plus unverdünntem Alkohol
Ein unschluckbarer Schwermutsaft
Fürs samtenherbe Unwohlwohl

Stets in der Dichter Umlaufbahn
Nostalgisch fern wie Lebertran
Der Lattenrost vorm Schwarzen Loch
Verspricht sie Linderung - und doch:

Gebeugt von all der Welten Schiefe
Führt jeder Weg in neue Tiefe

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