Königsseefähren & das zweitausendeinhundertfünfzehnte Gedicht

Königssee Fähranleger in St. Bartholomä

Die touristische Fährfahrt

Hier streuen sich oft gut versteckte,
Aufgezäumte Dialekte
In argbefreiter Wildheit aus.

Die Gruppenzugehörigkeit
Macht schwuppdiwupp sich hörbar breit
Und reitet auditiven Graus.

Badeplatz Bartholomä & das zweitausendeinhundertvierzehnte Gedicht

Königssee Badestrand in St. Bartholomä

Heute im König

Als Toter Mann im Königssee -
Mehr Leben passt in Niemanden rein!
Das Wasser kühlt, verwöhnt mich, re-
Animiert lustvoll mein Sein.

Nie sah ich meine Hand so klar
Durch eine Sphäre schweben -
Und plötzlich scheint es offenbar
Nur wenig mehr zu geben.

Ein Toter Mann plantscht nicht mehr rum,
Lässt sich genüsslich treiben,
Genügt sich selbst als Publikum
Und seufzt: "So darf es bleiben!"

Röthbachfall & das zweitausendeinhundertdreizehnte Gedicht

Der Röthbachwasserfall beim Königssee

Am Röthbachwasserfall

Wie ich hier undramatisch schau
Auf jenen höchsten Wasserfall,
Mein ausgelatschtes Brötchen kau.
Wie mich ein schaudernd Überall
Umrauscht, das jener spendet.
Wie ich noch wortlos weiterkau,
Vom Sonnenschein geblendet.
Wie spät ich noch vom Aufstieg schwitz,
In Ruhe abgeflaut ...

Probiert, wie ich, einst diesen Sitz,
Derweil ihr Demut kaut!

Hinterseebank & das zweitausendeinhundertzwölfte Gedicht

Badebank am Hintersee bei Ramsau

Lückennießer

Sitzend unter 'nem Balkon
Bei ewig währ'nden Regen -
Fraglich freilich, was hab ich davon,
Mich hierhin zu bewegen?

Doch erkenn' im Lichterstrahl
Sich Flattertier bugsieren,
Sirrend: "Regen? Mir egal.
Muss ich halt lavieren ...!"

Und es stimmt: Sie retten sich. Weil in allem Gepladder die Lücken ja da sind!
Dass die Sichtbakeit nie alle Chancen dir nimmt - bleibe dir dieses Glücks immer gewahr, Kind!

Slinky Springs to Fame & das zweitausendeinhundertelfte Gedicht

Die Rehberger Brücke „Slinky Springs to Fame“, Emscherkunst 2010

Ripostegedicht zu den dödeldominanten Gedichten, die ich am 4. Juli 2022 zu rezitieren hatte.

Annabelle und Barbara (und viele andere mehr)

Oh Annabelle, oh Barbara,
Ihr lasst euch schnell und wunderbar
Als Sinnbilder inniger Milde vergöttern!
Eure hotshitten Tophits - sie spotten den Spöttern!
Ihr seid 360 Grad begabt,
Voll vollendeter Talente -
Ich hätte gern derer nur eines gehabt
Vor Beginn meiner mentalen Rente.

Ach Annabelle, ach Barbara,
Ich selbst ward so schnell unbrauchbar,
Wie Kaltmamsell und Wonderbra!
Doch ihr beglückt so glockenklar
Und flockiglocker noch die bigotteste Welt,
Seid dies Planeten Sternenzelt!
Es würd‘n, um in euren Zonen zu wohnen,
Sich neue Religionen lohnen!
Ihr würdet kruder Wahrheit Memen
Mit Grazie, Anmut, Charme beschämen
Als Raum und Zeit Bereicherung!

Wir scheitern am Vergleich, mein Jung!
Zur Erlösung gilt‘s, jene pompös anzuhimmeln -
Doch wir spiel‘n noch dösenddrög an unsern Pimmeln ...
Wir woll‘n untertanwürfigst an jene uns kletten -
Sie ehrend den Rest unsrer Ehre noch retten.

Denn des aufrechten Ganges Rollatorgestell
Sind Barbara und Annabell.

Gasometer & das zweitausendeinhundertzehnte Gedicht

Das zerbrechliche Paradies im Gasometer Oberhausen

Ehe du dich versiehst ... - ein Hochzeitsgedicht

Du passt genau, wie ich grad sehe,
Ins Nagelbett der kleinen Zehe -
Dort wirst du's nageliegend finden,
Dich ehelich an mich zu binden!

Rhein-Herne-Kanal & das zweitausendeinhundertneunte Gedicht

Blick vom Gasometer Oberhausen auf den Rhein-Herne-Kanal

Aber, aber ... oder: Gerade ihr?!

Über Oberhausen lästern
Kellner aus verlausten Nestern.

Osterseerunde & das zweitausendeinhundertachte Gedicht

Am Großen Ostersee

Bayerische Grundsätze

Trau dich in Kirchen,
Kau gern auf Tierchen,
Brau dir ein Bierchen,
Bau was im Hierchen!

Michalská Brána & das zweitausendeinhundertsiebte Gedicht

Die Spitze des Michaelertor (auch „Michaelertorturm“) - der mittelalterlichen Stadtbefestigung von Bratislava

Renewal

Wir renovier'n heut vor der Welt
Die altgediente Treue,
Dass sie uns weiter aufrecht hält,
Im Fortbestand, aufs Neue.

Kostol Svätej Alžbety & das zweitausendeinhundertsechste Gedicht

Die Sankt-Elisabeth-Kirche in Bratislava, die blaue Kirche

Der Deutungshoheits neue Kleider

Die Affektfreudigkeit des pastelligen Tons
Ist oversexed und underfucked,
Ein schwammiges Meer von Geplärr ohne bones,
Ein opulentes Kleid ums Nackt.

Die Affektfreudigkeit des pastelligen Tons
Ist bloß nach Recherche zu finden.
Lohnt sich sich solche Müh? Nun, sie rüstet dich schon
Für die Konversation mit den Blinden.

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