Herbstsonne & das eintausenddreihundertzwanzigste Gedicht

Isarufer am Lehel

Die Sonne rollt den Teppich aus

Die Sonne rollt den Teppich aus,
Ein Strahlen freit die Farben -
Da schleppst auch du dich noch mal raus
Und gleitest aus dem Haben.

Und schale Überdrüssigkeit,
Das schwerfällige Regen
Durchströmt vermisste Flüssigkeit,
Versöhnungsreicher Segen.

Rausch' über glatt gestrichenen,
Verschlafen weichen Flor
Zum Hafen der Verblichenen,
To reach the other shore.

FC Bayern & das eintausenddreihundertneunzehnte Gedicht

Maskottchen vom FC Bayern Alzenau

Späte Herbstahnung

"Wirtin, ich glaub', laubig wird's!"

"Gästchen, nächsten Samstag friert's!"

Stadttheater & das eintausenddreihundertachtzehnte Gedicht

Kronleuhter im Stadttheater Aschaffenburg

Der Fettleibigen gegenüber

Auf dich und den Körper fällt kein gnädiges My
Und der Anblick von euch lässt uns schmerzen.
Deinem Lebensgeschmack ist die Würde perdu,
Er droht gültiges Glück auszumerzen.

Dein Dabeisein wird ausgelöscht von unsrem Blick,
Der im Auf-dir-sein fort von dir endet:

Dort hockt maßloser Körper, vom Hässlichsein dick,
Der nur totes Signal an uns sendet.

Barberini & das eintausenddreihundertsiebzehnte Gedicht

Eingang Museum Barberini in Potsdam

Zwischen den Palaststürmern

Dass nur nichts nochmals schlechter wird,
Ist mein Wunsch für die nächsten Minuten,
Dass kurz die Welt nicht danach giert,
Mir weitere Schmach zuzumuten.

Ich steh doch schon so ungeschützt,
Befreit von allem Glauben,
Dass mich befremdet, wem es nützt,
Mir letztes an Restmut zu rauben.

Wie eifrig meine Nachhut schält
An dem, was schon bloß Existenz ist!
Weil Zukunft sie ab heute quält,
An früh'rer Dekadenz misst.

Altes Casino & das eintausenddreihundertsechzehnte Gedicht

Im Alten Casino am Sauerlandpark Hemer

Die Iserlohner Frage

"Ich frag einmal so: Is a Lohn drin für mich?"
"Anderswo, Bro - hier in Iserlohn nich!"

Lüdenscheid & das eintausenddreihundertfünfzehnte Gedicht

Blick auf Lüdenscheid

Warnung vor der Liebe zu Lüdenscheid

Wenn Lüdenscheider Scheidenleiden
Weider unermüdlich wüden,
Musst prüd' du leider Studen meiden
Ebenso wie Ludenrüden!

Neuaufbau Altpotsdam & das eintausenddreihundertvierzehnte Gedicht

Potsdam neuer Alter Markt

Letzte Runde

In der Stammkneipe werde ich plötzlich gesiezt
Und die Gläser werd'n auch immer kleiner.
Ich hab längst vergessen, wozu du mir rietst,
Bin nun überall nur irgendeiner.

Hätte ich mich dereinst etwas stärker gereckt,
Wäre mehr zu erreichen gewesen?
Im Glauben, mich hätte ein Kellner entdeckt,
Trink ich mich in weitere Thesen ...

Doch zum ersten Mal seh ich, wie hässlich ich bin,
Vom Zersetzungsprozess überrannt.
Vorm Kloeingang twittert die Inhaberin,
Sie sei mit dem Wirt jetzt verwandt.

Nie war mir so fern, dass wir tranken,
Und ich denke, wir hab'n es getan.
Ich verstau meine letzten Gedanken
Und zahl dann mit Großvaters Zahn.

Die Kämmende & das eintausenddreihundertdreizehnte Gedicht

Die Kämmende Skulptur auf der Freundschaftsinsel Potsdam

Durchkämmen

Die Zinken ziepen an den Haaren,
Durch die sie haarspaltreihig fahren.

Bei Spliss und Filz ist Kämmen
Gewisslich nix für Memmen.

Freundschaftsinsel & das eintausenddreihundertzwölfte Gedicht

Skulptur im Park auf der Freundschaftsinsel Potsdam

Bei Birkenwerder

Heut wurden wir bei Birkenwerder
dutzendfache Tierkenmörder

Mal glückt ein Schlag und "Mücke tot!"
Mal schmückt hernach dich Pustelrot

Stillleben & das eintausenddreihundertelfte Gedicht

Stillleben von Van Gogh in Potsdam

Im Pinselstrich

Und wirklich hält Farbe das Leben
Vom steten Vergehen zurück.
Sie gefriert vom verwitterten Streben
Ein spürbar erinnerndes Stück.

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