Verse für die Melancholiker, denen man Erde, Herbst, Abend, Erwachsenenalter zuordnet.
Die besinnlichen und leisen Gedichte.
Von Aphorismen bis zur Vanitasdichtung.
Sollte Ihnen ein hier eingereihtes Gedicht eher den anderen Kategorien Erde, Luft oder Feuer entsprechen, bitte ich, mir eine Nachricht über www.hirnpoma.de zukommen zu lassen!
Hier legen sich immer die Dichterlein ab
Und lauern auf Eingeberei.
Die Eiche schweigt, dass „ich grad nichts für dich hab,
Komm morgen gern wieder vorbei!“
Insgeheim weiß ich, dass in ihrer Rinde,
Wenn ich nur tief genug schab‘, etwas finde.
Doch ehe ich sie und auch mich damit schinde,
Belasse ich’s heute beim puren Belegen,
Betrachte die Nichtschreiberei als ’nen Segen.
Ihr zweifelt? Nun, glaubt mir, ich weiß schon weswegen.
Denn ich komm‘ nicht nur morgen, sondern immer vorbei
Und mein Restwortschatz nimmt stetig ab
Im Zaum jener Zügel der Eingeberei,
An der ich mich abmüh‘ und lab‘.
Die Begabung meines Deutschlandtickets
Bewahrt mich beharrlich in der Illusion,
Ich wäre ein tief in den Kosmos geschicktes
Versprechen. Dass nur Zufall ist, dass ich hier wohn‘,
Wo ich Tag für Tag allzusehr stoisch verweile –
Denn ich strotze vor Ausweg (an dem ich noch feile)!
Ich bin für die Welt – und die Welt für mich – offen.
Aber heut in der Enge des Gleichklangs ersoffen …
An diesem Ort könnt ich ein Leben verbringen,
Doch hab nicht mal dreißig Prozent.
Ich würd die Idylle auch lautstark besingen –
Doch finde hierzu keine Band.
Was man alles erlernt,
Eh man sich dann entfernt?!
Es befleckt die Erfahrung mit Inflation.
Denn je glatter ich sowas wie Leben verstehe,
Desto mehr schwillt der Unterton, dass ich vergehe –
Bin sinnlos der Rohheit entfloh’n.
Ich kannte mal eine Routine
(wir grüßen uns lang schon nicht mehr),
Ich nannte sie damals Sabine –
Wir hatten fast täglich Verkehr.
Sie war für mich Ein-, Um- und Ausstieg
Und Morgen- wie Abendgebet.
Ich war wie’n „Ach, werft mich nicht raus!“-Freak,
Der auf ’ner Gehaltsliste steht.
Heut meistere ich das Vergessen
(mich speist unlängst andre Routine),
Doch seufzte ich grad vor dem Essen:
Sabine, Sabine, Sabine …
Mit schwerem Kopf hinabgeneigt,
Umkranzt von goldnen Strahlen –
Ein krauser dunkler Kern entsteigt
Den unverblümten Zahlen,
Die ungestüm zu zügeln glauben,
Dass nur bestünd, was sie erlauben.
Mir ist bewusst: Es ist erloschen –
Das Feld in allem abgedroschen.
Doch der Blitzrausch des Sommers schwand nicht in die Ferne –
Er säuselt im Glutnest der dunkelsten Kerne …
Und wieder bemüh ich mich mehr Wer zu sein,
Als mein Selbst eigentlich ist.
Und wieder reck ich mich aus meinem Kleinklein
Und ich hoff, dass man nicht zu streng misst.
Und wieder werd pampig ich unglücklich sein,
Wenn jemand mir nicht wirklich traut.
Und wieder lädt man andre überall ein …
Noch ein kurzer Gang durch verlassene Gassen –
Auf ein Gedicht und ein passendes Bier!
Kann die Zwanghaftigkeit meines Ausritts kaum fassen …
Doch irgendein Kurzrausch gehört noch ins Hier.
Dieser Tag könnte jetzt schon vorüber sein –
Und er ist es, bei Lichte beseh’n!
Da erhellt eines Dosenbiers trübender Schein
Seiner letzten Minuten Vergeh’n,
Untergehakt von verhaltenen Zeilen –
Die später mit mir diesen Aufenthalt teilen.
Ich habe als Kind im Spiel sehr viel getötet,
Pathetisch dazu Morricone geflötet,
Als ’ne Armada Playmobil
Zum Showdownschluss zu Boden fiel.
Es überlebten meist nicht mehr als vier von den Guten –
Der Rest meiner Recken aus Plastik musst‘ bluten …!
Doch es mildert’s Gemetzel, solang man im Kopf hat:
Es wird kein Figürchen für immer geopfert.
Selbst wenn mir ein Typus so gar nicht gefiel –
Ich braucht‘ ihn als Bösewicht fürs nächste Spiel
Und um nichts in der Welt hätt ich auf ihn verzichtet!
Ich denk, im Reallife wird eh’r lässig vernichtet.