Jede Warteminute im reiferen Alter
Ist ein höh’rer Prozentsatz an Restlebenszeit.
„Wat is’n getz?!“, geift deren Nutzungsverwalter
Bei jeglichem Reifen von Unpünktlichkeit,
Ereifert sich zu Lob und Huld
Des Phönix‘ brenn’nder Ungeduld.
Wem die Lebenszeit abläuft, muss im Zwangslauf sich sputen,
Ist berechtigt zum Unmut auf Warteminuten.
Wir erinnern die Lieder, die wir damals sangen –
Nur der Text dazu fällt uns nicht ein.
Gern täten wir wieder, was wir nie begangen,
Uns einander das Alter verzeih’n …
Du wusstest es, oder? Die Welt galt der Planung
Einer Großüberraschung für dich!
Du verneinst das zu schnell, als wär da keine Ahnung,
Durch die ein Gewissheitshauch strich.
Du trichtertest dir doch am Tresen oft ein:
Das kann’s noch nicht gewesen sein!
Nun hör der durchs Bühnenbild Huschenden Tuscheln,
Die selig sich in ihrer Vorfreude kuscheln –
Was gab’s da nicht Blödes, an dem du genagt,
Wie schön, wenn da gleich wer mit Löschtaste sagt:
„Überraschung, Junge! Schau mal da:
Hinterm Sarg – die Kamera!“
Du hast dich wirklich gut geschlagen
Und bist bei allem cool geblieben,
Noch bis zuletzt fern vom Verzagen!
Wir hab’n’s ja manchmal übertrieben –
Doch wussten auch: Der kann was ab!
Bist bis zum Sterben schön gewesen
Und bliebst doch am Schluss so alleine,
Warst so begütert wie belesen –
Und so schöne Beine!
Derweil du dich so gut gehalten,
Hielt niemand deine Hand.
Hier liegt im Grab der zählbar Alten:
Ein Schatz, der kaum bekannt.
Wie sich ein Hauch von Sommer in den Winterwind verirrt,
Befällt auch uns mal Heiterkeit (obschon man stets verliert).
Eh, dass der Frühling Bahn sich bricht, sind wir wohl längst erfroren.
Doch wer uns kennt, der sage nicht, wir hätten nur verloren.