Frank Klötgen – Post Poetry Slam – immer frische Gedichte & Fotos

Seit 2016. Auf Globetrotter-Slam-Tour durch bislang 36 Länder auf 5 Kontinenten

  • Saitenwechsel & das vierzigste Gedicht

    Saitenwechsel & das vierzigste Gedicht

    Wie ausgemacht, ein längeres Gedicht zu jedem Zehnerschritt in Sachen Gedichtmengensteigerung. Und ein Foto von Kauais Morgenhimmel, das leider auch schon wieder drei Wochen alt ist, aber wunderbar beweist, dass es Orte gibt, bei dem das Bildverarbeitungsprogramm mäkelt: „Und was soll ich hier jetzt noch groß anstellen?“

    Die Symphonie von der Guten Saite

    Pizzicato, summ, summ, summ –
    Das war schon das Präludium.
    Da tanzt und resonanzt es im Holz
    Zum ersten Satz: Des Streichers Stolz

    Wenn ich mein streichzartes Bögelchen führ‘
    Und mehr wie behauchend die Saiten berühr‘,
    So lausche ich flauschig in Rausch mich und spür‘:
    Dies ist wohl des Daseins vortrefflichste Kür.
    Fast kommt der aus Klängen gewobene Flor
    Mir nicht wie von Menschen Geschaffenes vor –
    Eh’r wie hehrste Sphären verehrender Äther,
    Der and’ren verwehrt bleibt – doch mehr dazu später.
    Noch soll keine Unbill mein Hinschwelgen trüben,
    Noch zeichnen wir Streicher alleine die Welt
    Auf Saiten, der’n Schwingung’n vom Üben und Üben
    Gesotten sind, dass es den Kosmos erhellt,
    Wenn wir unisono die Korpora melken –
    Von Genius, Mühen und Sorgfalt genährt –
    Und ein Wohlklang erblüht aus dem ewigen Welken,
    Der uns Audienz bei den Göttern gewährt,
    Dass man sich blass verneigen will
    Vor Kontrabass- und Geigenspill.
    So vieler Bögen Harmonie –
    Sie streichen – weich, als flögen sie!
    Gar hingebungsvoll laden der Klänge Kaskaden
    Des Labsales selig in ihnen zu baden …
    Diese Eintracht im vielstimmig gleitenden Singen
    Wenn zarghaft auf Viersaitern Streichbögen schwingen
    Wie im Spätsommerabendwind wiegende Gräser
    Und dann ertönt Satz 2: Der Einsatz der Bläser

    Wie ein Wettereinbruch, der da stürmt ohne Charme!
    Plötzlich herrscht Benjamin-Blümchen-Alarm:
    Torööö! Oh, nö – ihr ignoranten,
    Groben Bierzeltmusikanten
    Von Militär und Ufftata
    Mit Froschgesang und Jagd-Trara!
    Ihr aufgeblas’nen Backenspacken
    Versabbert Eure Lautattacken
    Mit rohrblätterröhrenden Dröhnen und Tröten
    Wie das quäkende Stöhnen verendender Kröten!
    Monströses Getöse und sudelnd Gedudel,
    Verhunzendes Grunzen sich schnäuzender Pudel!
    Ach, mundstückzerdrückt quält sich Luft zum Gelärme,
    Das auch noch den wohligsten Wohlklang durchdringt
    Und unnuanciert wie vom Blähen der Därme
    Schier kakophonisch Idyllen bestinkt.
    Mann, ihr versifftet bereits Mahlers Symphonien,
    Tschaikowski und den Lohengrin!
    Mann, haltet die Klappen – und auch die Ventile!
    Ihr Bläser mögt laut sein – wir Streicher sind viele.
    Und hat nicht der Lyra-verliebte Apoll
    Marsyas ob seines Geflötes gehäutet?
    Erschein’n auch der Griechen Geschichten leicht oll –
    Ihr ahnt vielleicht, was das für Euch gleich bedeutet?
    Es folgt wohl nicht von ungefähr
    Satz 3: Des Geigers Gegenwehr

    Ihr Hinterbänkler habt gedacht,
    Dass Ihr hier ein’n auf Lauten macht?
    Wohl, Schergen vom Orchestergraben –
    Wollta Ärger? Könnta haben!
    Ich zürne Eurem tumben Tross,
    Ihr Satyrn des Dionysos!
    So ward – im Namen des Apollo –
    Trötentöter ich, jawollo,
    Und pirscht‘ mich an – des Wohlklangs wegen –
    Die röhr’nden Hirschen zu erlegen!
    Vor meines Klappstuhls Schnappschafott
    Verstummten Tuba und Fagott,
    Oboen flog’n im hohen Bogen
    (weil sie halt nicht so viel wogen),
    Um ihre Trompeten beteten
    Die dies Getöse säteten –
    Doch alle Erben der Schalmei
    Wurd’n Blechschrott oder Kleinholzbrei!
    Und klar, auch von den Klarinetten
    War da nicht mehr viel zu retten.
    Zerbrochen die Flöten, peu-a-peu’chen,
    Bestenfalls noch Piccolöchen!
    Und den Bogen empor, deklamier‘ ich den Sieg
    Vom Widerstand – und der Musik!
    Doch nun macht das Ensemble, zu dem ich gehört‘,
    So voll theatralisch auf Wir sind empört!
    Gar strafend starrt mein Dirrigent,
    Weil irgend’ne Flötistin flennt.
    Ach, Undank ist der Welten Lohn –
    Und unsanft greift zu mir auch schon
    Ein Sicherheitsmann, der mir kundtut, ich würd‘
    Vollzugsbeamtlich abgeführt,
    Bekäm‘ zudäm, Schockschwerenot,
    Noch lebenslanges Hausverbot.
    Nun, schafft dies Stück hier noch die Wende?
    So hört die Coda: Happy Ende

    Denn nach einer Nacht, versenkt in Sorgen,
    Lese ich am nächsten Morgen
    Im Schlagzeilentau des Lokaljournalismus:
    „Schwerer Fall von Vandalismus“
    Im Konzerthaus, da wütete, so sagt der Bericht,
    Ein irr geword’ner Bösewicht.
    Doch am Ende des Artikels steht – oh, Triumph ungeahnt –
    Was mir zeigt, dass ich doch zurecht nicht gewichen –
    Dass all die Konzerte, die im Hause geplant –
    Sie würden auf unbestimmt komplett
    Gestrichen.


  • Aachen & das neununddreißigste Gedicht

    Aachen & das neununddreißigste Gedicht

    Dem viertältesten Slam in der westlichsten Stadt nach allzu langer Zeit wieder einen Besuch abgestattet. Natürlich gilt auch hier: der letzte. Nach diesem doch etwas arg läppisch geratenen Gedicht aber wohl auch anzuraten:

    Nach Aachen (Klärende Nachfrage an den Fuhrpark/Was der Kahn kann)

    Nach Aachen – ach, Nachen!
    Ach, Nachen
    Sach‘ an
    Ob man das
    Mit dir
    Machen kann


  • Hofgartenblues & das achtunddreißigste Gedicht

    Hofgartenblues & das achtunddreißigste Gedicht

    Man sollte Wien nicht verlassen, wenn man bislang dieses stimmungsvolle Städtchen nur mit purer Quatsch-Dichtung bedacht hat. Habe ich dennoch getan. Hier nun meine postbesuchige Wiedergutmachung:

    Vorfrühlingsmelancholie

    Die braunbegrauten Astkorallen
    Der herbstzeitvergessenen Großstadtallee
    Sie spür’n in ihren Wurzelballen
    Die ersten Signale an Knospen-in-spe
    Es lässt die Gewissheit von Blühen und Sprießen
    Sie schweigsam die Tage des Aufschubs genießen

    Denn wenn Dorn und Rösschen erst aufgewacht sind
    Ist der Wandel vorbei

    Und das Sterben beginnt.


  • Opernball & das siebenunddreißigste Gedicht

    Opernball & das siebenunddreißigste Gedicht

    Man kann das zeitliche Zusammenfallen von Wien-Besuch und Opernball als Dichter natürlich nicht vollends unkommentiert lassen.

    Der Opernball zu Wien, Schlussakkord

    Ertönt die letzte Walzerwiege
    Schnapp ich mir ’ne Tänzerin
    Die schon auf der Hausflurstiege
    Gibt sich mir in Gänze hin

    S’ist Opernball, s’ist Opernball
    Und ich bin der Herr General

    Doch nach der letzten Walzerwiege
    Warnt mich meine Tänzerin
    Dass ich bloß nichts Böses kriege
    War’n heut‘ so viel‘ xxxxxxxx xxxx…

    S’ist Opernball, welch‘ schöner Spleen!
    S’ist Opernball heut‘ nacht, in Wien


  • Wien & das sechsunddreißigste Gedicht

    Wien & das sechsunddreißigste Gedicht

    Zwei Auftritte in Wien ergeben immer einen vollen Tag vor Ort. Der sollte eigentlich auch für ein Spontangedicht reichen, aber …

    Wien in den Worten des Dichters

    Ach, Wien!
    Du bist wie’n …
    Wie’n …
    Wie’n …
    Wien, du bist wie’n …
    (plötzlich still)

    Man ahnt ja, was er sagen will


  • Umzüge & das fünfunddreißigste Gedicht

    Umzüge & das fünfunddreißigste Gedicht

    This is the day. Vor genau zwei Jahren parkten zwei riesige Zapf-Umzugslaster mit Berliner Kennzeichen vor unserer Münchner Wohnung. Wir hoffen lange Zeit nicht darüber nachdenken zu müssen, wie viele Laster für einen erneuten Umzug nötig wären. Trotzdem ist es schön zu wissen, dass unsere Clouds frei von Daten sind. Schleppen lohnt.

    Meine Wohnorte

    Jede Stadt, wo ich wohnte, kriegt’s auch ohne mich hin
    Essen, Hamburg, selbst Berlin
    Trotzdem glaub‘ ich, es flüsterte München zu mir
    „Schön, dass du da bist – wir brauchen dich hier!“


  • Vereinsheim & das vierunddreißigste Gedicht

    Vereinsheim & das vierunddreißigste Gedicht

    Auch wenn sich in diesem Jahr der Luxus zweier auftrittsfreier Tage zu etwas Lebensnotwendigen entwickeln wird, liebäugele ich mit einem Spontanauftritt heute Abend bei Blickpunkt Spot. Im stets beliebäugelungswerten Vereinsheim Schwabing. Wie das wohl ausgeht?

    Zumündest

    Du, München, wärst so gern wie Mün
    Weil der so groß und mächtig ist?

    Vergiss nicht, dass du ümmerhün
    Zumindest schon mal mündig bist!


  • Museale Vortragsäle & das dreiunddreißigste Gedicht

    Museale Vortragsäle & das dreiunddreißigste Gedicht

    Heute die ersten Auftritte jener Art gemacht, die von meinem Abschied von der Slam-Bühne nicht betroffen sind – also auch 2017 würden stattfinden können: Eine Show ohne Wettbewerb zur Picasso-Ausstellung im Buchheim Museum und ein Auftritt als Gast bei den Schwabinger Schaumschlägern. Das Spontangedicht gibt Ausblick auf die in Kürze anstehende Schweiz-Tour, vielleicht von dem überraschend üppigen Schneefall inspiriert:

    Im Buchheimmuseum zu Bernried

    Neun Tage vor Bern heut‘ in Bernried gelesen
    Das ist eine ganze Spur näher gewesen

    Um jenes sich die Aare schlängelt
    Zu jenem man von Starnberg drängelt

    Im hochverehrten Publikum
    Ging alsbald dann ein Murren um

    Denn

    Man fand, das war genug Reim
    Und schickte mich samt Buch heim.


  • Fußbad & das zweiunddreißigste Gedicht

    Fußbad & das zweiunddreißigste Gedicht

    So langsam haben sich meine hawaiigebräunten, ostseekältegeröteten Füße wieder auf eine normal durchblutete Farbe eingependelt. Eventuell hat es diese Kombi so noch gar nie gegeben: Füße, die innert 14 Tage in Maui und Graal-Müritz im Meerwasser badeten. Aber da es immer wen gibt, der Derartiges schon viel krasser durchlebt hat, das folgende Gedicht:

    Der Mann mit den kältesten Füßen der Welt

    Kommen Sie und schauen Sie: Dies
    Sind die kältesten Füße der Welt!

    Auch wenn diesbezüglich zum Proteste
    Der Rat unsrer Ältesten bellt:

    „Die Quanten soll’n kalt sein? Pah, nicht mal entfernt!
    Wir haben noch Frost zu ertragen gelernt!“

    Ich verneige in Scham mich. Mit respektvollen Grüßen,

    Frank Klötgen (der Mann mit den kältesten Füßen)


  • Strandvergleich & das einunddreißigste Gedicht

    Strandvergleich & das einunddreißigste Gedicht

    Strandvergleich kennt dieses Worte-Vorschlagprogramm nicht. Schlägt Strandurlaub vor, wo doch Schwanzvergleich näher gelegen wäre. Aber dafür sind sich die Herren Programmeure wohl zu fein.
    Wie der Sand am Strand von Graal-Müritz, könnte man poetisch notorisch anfügen. Der war außerhalb der Palmen-Saison vor allem kalt. Aber den zweiten Strandbadegang des Jahres nach dem Hawaii-Test wollte ich mir nicht nehmen lassen. Kurz vorm Knie war dann allerdings Flucht an Land zurück angesagt …

    Was heißt hier kein Badewetter?

    Grau verhangen dräut der Tag
    Düstert seine Niederlag-
    E und elend ächzt er, leer

    Ich verlaufe mich gen Meer-
    E und eh ich mich verseh-
    E, zieh‘ ich mich bloß und steh-
    E im eisigen Wasser und lall‘ es (frei nach JW von Goethe):

    Zum Meere, zum Meere drängt doch alles!


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