Die Bänke
Doch steh’n wir hier an, um bald einsam zu sein
Alle Leichtigkeit wird uns gestohlen
Und ständig grölt uns jetzt ein Post-It an „NEIN“
Viel mehr wird sich nicht wiederholen
Frank Klötgen – Post Poetry Slam – immer frische Gedichte & Fotos
Seit 2016. Auf Globetrotter-Slam-Tour durch bislang 36 Länder auf 5 Kontinenten
Die Bänke
Doch steh’n wir hier an, um bald einsam zu sein
Alle Leichtigkeit wird uns gestohlen
Und ständig grölt uns jetzt ein Post-It an „NEIN“
Viel mehr wird sich nicht wiederholen
Die da werden von der Wintersonne
Die Schatten werden nicht nur länger, sondern int’ressanter
Wer vermisste schon das Quengeln Sonnenbadverbrannter?
Der letzten Tage Sonnenschein
Birgt das Wissen von einem zerschlissenen Jahr
All das Brüllende, Brennende dringt nicht mehr ein
Und er stellt dich Gestalt gnädig riesenhaft dar
Jauchzet, frohlocket!
Nun, Krippenplätze sind begehrt
Drum wird das Jesuskind verehrt
A Christmas Carol
Umbrandet vom üblichen Weihnachtsgeschwafel
Sitzt festlich gewandet der Bub an der Tafel
Unverwandt im Bann des Drangs
Das Ziel des Stilles-Örtchen-Gangs
Zum Anlass zu nehmen, mal online zu gehen
„Mensch, kannst du dem nicht einmal heut widerstehen?!“
Mahnt der Geist der Weihnacht der Gegenwart
Der diesen Schritt zu überlegen erbat
Weil die Zeit, die man sich fürs „Schnell Mails checken!“ borgt
Den Rest der Gesellschaft beschämt und besorgt
„Du fühltest als Kind doch“, ergänzt nun der Geist
Der vergangenen Weihnacht, „dich fast wie verwaist
Wenn zum Fest nicht mit Ernst und mit Aufmerksamkeit
(und natürlich Geschenken!) bespickt war die Zeit!
Zahlst du nun die Gänze vom kindlichen Glück
In knapp portionierten Momenten zurück?!“
Und der für die Zukunft zuständige Geist
Zeigt, was das für kommende Weihnachten heißt:
„Da zahlst du dann für virtuelle Zeit
Mit sehr realer Einsamkeit!
Und mailst nur noch per send & bounce
Mit Werbebots und Fake Accounts!“
Da grimmt der Bub nicht mehr länger der Tafel
Und stimmt mit ein in das Geschwafel …
Ein Text vom Marilyn’s Army Album „Zeit zu schrei’n“ (2018). Und wie am jeden 23. Dezember nutzen wir diese Backstage für unser Weihnachtskonzert im GREND Essen.
Keine Beweise
Du sagst, es sei Zeit zu verstehn
So könne es nicht weitergehn
Da gäbs Menschen mit guten Ideen
Aber ich werd das niemals so sehn
Keine Beweise
Wenn ich es nicht will
Das sind keine Beweise
Wenn ich es nicht will
Vielleicht war ich zu leise
Doch du bist jetzt still!
Das sind keine Beweise für mich
Du sagst, es sei letztlich banal
Man hätte ja eh keine Wahl
Dass Skrupel und Zweifel vergehn
Aber ich werd das niemals so sehn
Du sprichst von den Zeichen der Zeit
Du wärst für was Neues bereit
Inzwischen sei zuviel geschehn
Aber ich werd das niemals so sehn
Ich erkenn, wie du weichst
Mit den Falschen die Hände dir reichst
Mir scheint, ständig gibt’s einen wie dich
Und immer fehlt einer wie ich
Im Friedrichshainer Märchenbrunnen, restauriert
Hier, zu Hufen von vier Hirschen
im Rondell mit andren Tierschen
küssen sich d‘ Liebespärschen
und erzähl’n sich wieder Märschen
Turteln sich was zwischen niedlischen Putten
glauben sich das, zwitschern friedlisch vom gutten
Gefühl, das zwischen ihnen herrscht
Ob davon auch der Hirsch was merscht?
Da steht der drüber, liegend zwar
links, rechts – als je entzweites Paar
das keines Blickes würdigt sich
im Abgewandtsein brüderlich
Doch wer sieht auch die Hirsche? Man kommt ja hierher
um d‘ Putten zu gucken, zu rätseln, welch Mär-
chen sich hinter jedweder sandsteingefestigt
verbirgt und verbürgt, dass das Happy End mächtig
ist und techtelmechtig bleibt
Egal, was sie und ihn noch treibt
Nur: panta rhei – hier in Kaskaden
Wer alles will, der nimmt auch Schaden
Die Hirsche wird’s nicht interessier’n
die musst‘ man auch nicht restaurier’n
Ripostegedicht zu Loriots „Advent“
Abitus
Ja, ist es denn verwündowlich
Dass der Herr von Bülow sich
Mit denen derer vom Forst überwarf?
Ihr Sinnen für Humor nicht traf?
Wer lässt sich schon gerne per Spottvers ermorden?
So sind die Herrn vorsorglich tätig geworden
Aus Notwehr mit dem Schrotgewehr –
Nun lebt der Loriot nicht mehr!
Die Förster in Firststrikemanier
Beförderten das Vögeltier
Ins Jenseits und ölten die Waidmannspistole
Die fortan die Spötter vom Stamm der Pirole
Von Stämmen und höheren Rossrücken hole
Sollten diese die Grenzen der Ethik missachten
Und Förster ob ihrer Filetstücke schlachten
Doch was im Geäst da an lästernder Last
Beim Förstermännchen so verhasst
Wird weiters umhegt von den Damen der Herrn
Die die garstigen, drastisch bestraften Strophen
Von umgelegten Förstern mit Freude verzehr’n
Und nichts auf der Welt beschützt ewig die Doofen
Meisterschalen und Schales meistern
Wenn die blauweißen Knappen ganz knapp unterliegen
Die Borussia in Russia versäumt hat zu siegen
Ringt der Ruhrpott mit der Fassung
Und tränenreich geht’s gleich zur Trainerentlassung
Doch wie kling’n erst derer Klagen
Die durch stete Niederlagen
Strandeten in Unterligen
Während andre munter siegen
Ach, wat leiden all die treu’n
Fans von Wattenscheid 09!
Fehlt dem VfL die Spannkraft
Zum Comeback als Fahrstuhlmannschaft?
Ist für Zebras kein Zaub’rer der Ballkunst zu kriegen
So ein Kleeblatt ja eh wat für untere Ligen?
Werd’n irgendwann wohl die Rot-Weissen
Auch mal wieder etwas reißen?
Tradition schießt keine Tore
Ohne Kohle in der Lore
Setzt du keine Fußballtrends!
(Dat erklär mal deine Fans …)
Dem König
Das Königreich einer entgrenzt grellen Schönheit ward ausgeraubt von der Dezenz
Längst schwappt durch Gemächer der einstigen Höh’n eitler Wankelmut der Prominenz
Gehässig macht sich Lässigkeit
Mit grässlich vermessener Aneignung breit
Wohl bleibt die Verstörung dir weiters erhalten, der Stolz beim Durchschreiten der Flure
Doch insgeheim heißt es: „Der hat doch ’n Knall!“, wenn die Ehrlichkeit klafft ins Gehure
Niemand kann sich wie die Zaren
Das schale Verständnis des Fußvolks ersparen
Es ist dein forschplump Für-nicht-möglich-Gehalt’ne nur das Für-nicht-nötig-Befund’ne
Dem üppig belipglossten Mündchen entschallt es: „Du hässliche Dreckswelt, gesunde!“
Doch diese Wiesen gibt’s nicht mehr
Und die Prärien sind waidlos leer
Wer wär ich, mich hinterrücks hier zu verbrüdern – mit dir, du mondänster Mandant!?
Du schwelgst deine Zepterlast durch das Kopfübern, Regent vom verlorenen Land!
Ich schmücke nur das letzte Wort
Im absolutistisch verbliebenen Hort
Versteht meine Verse nicht als ein Verneigen
Dem Dichter gilt nur, das Entschwund’ne zu zeigen
Und über den Wert dieser Dinge zu schweigen
Eine gute Gelegenheit, darauf hinzuweisen, dass ich mit meiner Band Marilyn’s Army immer am 23. Dezember im Grend in Essen auftrete. Und dabei voraussichtlich auch dieses Lied singe:
Der Mann im roten Anzug
Der Mann im roten Anzug
die Telefonkarte hält er in der Hand
die Zelle ist frei und der Mann ist bereit
hinter ihm die Frau in einem schrecklichen Kleid
Der Mann weiß genau, was zu tun ist
die Nummer im Kopf, die Bewegung einstudiert
ein bisschen Routine im beschissenen Leben
der Mann kriegt die Verbindung und die Frau steht daneben
An ihrer Seite steht ein plärrendes Kind
das die Niedlichkeit nicht für sich gepachtet hat
Passanten passieren, es ist nicht zu verstehn
Warum hier niemand sagt: Es müsste endlich was geschehn
Der Mann – er beendet das Gespräch
sein Restguthaben beträgt zwei Mark und sechzig
die Frau rückt ihr Kopftuch zurecht
und denkt sich nur: Mein Gott, was die Welt doch schlecht ist
Was die Welt doch schlecht ist!
Naja: obwohl mir das recht ist …
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