Frank Klötgen – Post Poetry Slam – immer frische Gedichte & Fotos

Seit 2016. Auf Globetrotter-Slam-Tour durch bislang 36 Länder auf 5 Kontinenten

Advent


  • Tor 24, 24 Zeilen & das siebenhundertachtunddreißigste Gedicht

    Weihnachten in der Karibik

    A Christmas Carol

    Umbrandet vom üblichen Weihnachtsgeschwafel
    Sitzt festlich gewandet der Bub an der Tafel
    Unverwandt im Bann des Drangs
    Das Ziel des Stilles-Örtchen-Gangs
    Zum Anlass zu nehmen, mal online zu gehen

    „Mensch, kannst du dem nicht einmal heut widerstehen?!“
    Mahnt der Geist der Weihnacht der Gegenwart
    Der diesen Schritt zu überlegen erbat
    Weil die Zeit, die man sich fürs „Schnell Mails checken!“ borgt
    Den Rest der Gesellschaft beschämt und besorgt

    „Du fühltest als Kind doch“, ergänzt nun der Geist
    Der vergangenen Weihnacht, „dich fast wie verwaist
    Wenn zum Fest nicht mit Ernst und mit Aufmerksamkeit
    (und natürlich Geschenken!) bespickt war die Zeit!
    Zahlst du nun die Gänze vom kindlichen Glück
    In knapp portionierten Momenten zurück?!“

    Und der für die Zukunft zuständige Geist
    Zeigt, was das für kommende Weihnachten heißt:
    „Da zahlst du dann für virtuelle Zeit
    Mit sehr realer Einsamkeit!
    Und mailst nur noch per send & bounce
    Mit Werbebots und Fake Accounts!“

    Da grimmt der Bub nicht mehr länger der Tafel
    Und stimmt mit ein in das Geschwafel …


  • Tor 23 & das siebenhundertsiebenunddreißigste Gedicht

    Band-Backstage Grend

    Ein Text vom Marilyn’s Army Album „Zeit zu schrei’n“ (2018). Und wie am jeden 23. Dezember nutzen wir diese Backstage für unser Weihnachtskonzert im GREND Essen.

    Keine Beweise

    Du sagst, es sei Zeit zu verstehn
    So könne es nicht weitergehn
    Da gäbs Menschen mit guten Ideen
    Aber ich werd das niemals so sehn

    Keine Beweise
    Wenn ich es nicht will
    Das sind keine Beweise
    Wenn ich es nicht will
    Vielleicht war ich zu leise
    Doch du bist jetzt still!
    Das sind keine Beweise für mich

    Du sagst, es sei letztlich banal
    Man hätte ja eh keine Wahl
    Dass Skrupel und Zweifel vergehn
    Aber ich werd das niemals so sehn

    Du sprichst von den Zeichen der Zeit
    Du wärst für was Neues bereit
    Inzwischen sei zuviel geschehn
    Aber ich werd das niemals so sehn

    Ich erkenn, wie du weichst
    Mit den Falschen die Hände dir reichst
    Mir scheint, ständig gibt’s einen wie dich
    Und immer fehlt einer wie ich


  • Tor 22 & das siebenhundertsechsunddreißigste Gedicht

    Märchenwelt der Linzer Grottenbahn

    Im Friedrichshainer Märchenbrunnen, restauriert

    Hier, zu Hufen von vier Hirschen
    im Rondell mit andren Tierschen
    küssen sich d‘ Liebespärschen
    und erzähl’n sich wieder Märschen
    Turteln sich was zwischen niedlischen Putten
    glauben sich das, zwitschern friedlisch vom gutten
    Gefühl, das zwischen ihnen herrscht
    Ob davon auch der Hirsch was merscht?

    Da steht der drüber, liegend zwar
    links, rechts – als je entzweites Paar
    das keines Blickes würdigt sich
    im Abgewandtsein brüderlich

    Doch wer sieht auch die Hirsche? Man kommt ja hierher
    um d‘ Putten zu gucken, zu rätseln, welch Mär-
    chen sich hinter jedweder sandsteingefestigt
    verbirgt und verbürgt, dass das Happy End mächtig
    ist und techtelmechtig bleibt
    Egal, was sie und ihn noch treibt

    Nur: panta rhei – hier in Kaskaden
    Wer alles will, der nimmt auch Schaden
    Die Hirsche wird’s nicht interessier’n
    die musst‘ man auch nicht restaurier’n


  • Tor 21 & das siebenhundertfünfunddreißigste Gedicht

    Märchenwelt der Linzer Grottenbahn

    Ripostegedicht zu Loriots „Advent“

    Abitus

    Ja, ist es denn verwündowlich
    Dass der Herr von Bülow sich
    Mit denen derer vom Forst überwarf?
    Ihr Sinnen für Humor nicht traf?

    Wer lässt sich schon gerne per Spottvers ermorden?
    So sind die Herrn vorsorglich tätig geworden
    Aus Notwehr mit dem Schrotgewehr –
    Nun lebt der Loriot nicht mehr!

    Die Förster in Firststrikemanier
    Beförderten das Vögeltier
    Ins Jenseits und ölten die Waidmannspistole
    Die fortan die Spötter vom Stamm der Pirole
    Von Stämmen und höheren Rossrücken hole
    Sollten diese die Grenzen der Ethik missachten
    Und Förster ob ihrer Filetstücke schlachten

    Doch was im Geäst da an lästernder Last
    Beim Förstermännchen so verhasst
    Wird weiters umhegt von den Damen der Herrn
    Die die garstigen, drastisch bestraften Strophen
    Von umgelegten Förstern mit Freude verzehr’n

    Und nichts auf der Welt beschützt ewig die Doofen


  • Tor 20 & das siebenhundertvierunddreißigste Gedicht

    Linz Donaubrücke

    Meisterschalen und Schales meistern

    Wenn die blauweißen Knappen ganz knapp unterliegen
    Die Borussia in Russia versäumt hat zu siegen
    Ringt der Ruhrpott mit der Fassung
    Und tränenreich geht’s gleich zur Trainerentlassung

    Doch wie kling’n erst derer Klagen
    Die durch stete Niederlagen
    Strandeten in Unterligen
    Während andre munter siegen

    Ach, wat leiden all die treu’n
    Fans von Wattenscheid 09!
    Fehlt dem VfL die Spannkraft
    Zum Comeback als Fahrstuhlmannschaft?
    Ist für Zebras kein Zaub’rer der Ballkunst zu kriegen
    So ein Kleeblatt ja eh wat für untere Ligen?
    Werd’n irgendwann wohl die Rot-Weissen
    Auch mal wieder etwas reißen?

    Tradition schießt keine Tore
    Ohne Kohle in der Lore
    Setzt du keine Fußballtrends!
    (Dat erklär mal deine Fans …)


  • Tor 19 & das siebenhundertdreiunddreißigste Gedicht

    Märchenwelt der Linzer Grottenbahn featuring Frank Klötgen

    Dem König

    Das Königreich einer entgrenzt grellen Schönheit ward ausgeraubt von der Dezenz
    Längst schwappt durch Gemächer der einstigen Höh’n eitler Wankelmut der Prominenz
    Gehässig macht sich Lässigkeit
    Mit grässlich vermessener Aneignung breit

    Wohl bleibt die Verstörung dir weiters erhalten, der Stolz beim Durchschreiten der Flure
    Doch insgeheim heißt es: „Der hat doch ’n Knall!“, wenn die Ehrlichkeit klafft ins Gehure
    Niemand kann sich wie die Zaren
    Das schale Verständnis des Fußvolks ersparen

    Es ist dein forschplump Für-nicht-möglich-Gehalt’ne nur das Für-nicht-nötig-Befund’ne
    Dem üppig belipglossten Mündchen entschallt es: „Du hässliche Dreckswelt, gesunde!“
    Doch diese Wiesen gibt’s nicht mehr
    Und die Prärien sind waidlos leer

    Wer wär ich, mich hinterrücks hier zu verbrüdern – mit dir, du mondänster Mandant!?
    Du schwelgst deine Zepterlast durch das Kopfübern, Regent vom verlorenen Land!
    Ich schmücke nur das letzte Wort
    Im absolutistisch verbliebenen Hort

    Versteht meine Verse nicht als ein Verneigen
    Dem Dichter gilt nur, das Entschwund’ne zu zeigen

    Und über den Wert dieser Dinge zu schweigen


  • Tor 18 & das siebenhundertzweiunddreißigste Gedicht

    Linz Hauptplatz

    Eine gute Gelegenheit, darauf hinzuweisen, dass ich mit meiner Band Marilyn’s Army immer am 23. Dezember im Grend in Essen auftrete. Und dabei voraussichtlich auch dieses Lied singe:

    Der Mann im roten Anzug

    Der Mann im roten Anzug
    die Telefonkarte hält er in der Hand
    die Zelle ist frei und der Mann ist bereit
    hinter ihm die Frau in einem schrecklichen Kleid

    Der Mann weiß genau, was zu tun ist
    die Nummer im Kopf, die Bewegung einstudiert
    ein bisschen Routine im beschissenen Leben
    der Mann kriegt die Verbindung und die Frau steht daneben

    An ihrer Seite steht ein plärrendes Kind
    das die Niedlichkeit nicht für sich gepachtet hat
    Passanten passieren, es ist nicht zu verstehn
    Warum hier niemand sagt: Es müsste endlich was geschehn

    Der Mann – er beendet das Gespräch
    sein Restguthaben beträgt zwei Mark und sechzig
    die Frau rückt ihr Kopftuch zurecht
    und denkt sich nur: Mein Gott, was die Welt doch schlecht ist

    Was die Welt doch schlecht ist!
    Naja: obwohl mir das recht ist …


  • Tor 17 & das siebenhunderteinunddreißigste Gedicht

    Märchenwelt der Linzer Grottenbahn

    Ruhr im Magen

    Wohin mit Essen?
    Dort, Mund! Hamm.
    Was ich mir in mein Mäulchen ramm‘
    Ist mitunter richtig viel
    Und erfordert wenig Stil

    Wird abgeschmackt mit Pommes Schranke
    Drum vorab ein frommes Danke
    An den Schwerverdauungstrakt
    Dass er auch die Frikka packt
    Dann ist mir der Hauptgang Wurst
    Pilsken löscht den Pennerdurst

    Manna vom Friteusengott
    Kommt gut an bei uns im Pott!
    Denn das rutscht gut durch den Magen
    Grad, wenn man sich’s pur reinzieht
    Spürt man Fettes Unbehagen
    Und sein inn’res Ruhrgebiet


  • Tor 16 & das siebenhundertdreißigste Gedicht

    Berlin Mitte

    Berlin, kulinarisch

    Buletten aus Charlottenburg
    Tea-to-go in Tegel
    Dönerwerk aus Schöneberg
    Für die Blagen Bagel

    Prenzelberger Brezel-Backwar’n
    Spanferkel aus Spandau
    Pankows Pfanne heißt jetzt Wok
    Nichts, was ich nicht ankau!

    Von frischen Hai’n in Friedrichshain
    War ja schon zu lesen
    Selbst für Nockerln aus Neukölln
    Lockern wir die Spesen

    Was allzu unverdaulich – sprich:
    „Iss das ma‘ selbst – ich trau mir nich‘!“
    Verklappen wir als Berlin-Food
    ’nem Easyjetset-Tunichtgut


  • Tor 15 & das siebenhundertneunundzwanzigste Gedicht

    Linz Donaubrücke

    Ein Tief überm Hochofen Duisburg­Nord

    Ein Tief überm Hochofen Duisburg-Nord.
    Sieht aus, als geschieht hier heut Nacht noch ein Mord …
    Fauchend stiebt Glut sich durch Eisen und Schlacke,
    Ein Schummel-Schimanski seufzt planlos: „Attacke!“
    Und das Tief schaufelt Wolken aus Finsternis.

    Schummrig erzählen erwählte Relikte,
    Von Marxloh schrillt willig ein türkisches Fest,
    Am Straßenrand lungern nach Hochfeld Geschickte,
    Und stets flüstert einer: „Das ist nur ein Test!“
    Ständig bleckt der Überbiss.

    Und dann ist auch das wieder alles Geschichte.
    Als Tatort verdorrt – nur noch Hort der Gedichte
    Von Arbeit, Arbeit, Migration,
    Vom Strandurlaub im Ungewiss –
    Wer länger bleibt, der kennt es schon.


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