Isarhochwasser & das eintausendachthundertfünfunddreißigste Gedicht

Isarhochwasser

Badenbaden!

Die Fingerkuppen durchfurchende, dellige Rillen
Mahnten an, weiter in Wellen zu chillen,
Sei langsam nicht mehr angesagt.

Mal langsam!, hab ich mir gedacht.

Gebührt es der in Akademikerkrei-
Sen durchweg verfemten Handwahrleserei
Mein Baden als bad zu beschimpfen,
Verunfairzuglimpfen?
Die Finger zu rümpfen
Ob planschender Nymphen?

Ich verbat meinem Aber, derart gläubisch zu sein,
Und bestimmte im Brustton des Brustschwimmers: Nein,
Mich kümmert nicht der Spitzen Rat!

Und fortgesetzt hab ich mein Bad.

Ausbeute III & das eintausendachthundertvierunddreißigste Gedicht

Mein Geburtstagsblumenstrauß 2

Rittersporn

Für den Rest unsrer Zeit wird der Ritterbedarf
In der Welt Überschaubarkeit melden:
Es festigt sich ein lose Sitten entlarv-
Endes Zero-Int'resse an Helden.

Nichts rettet uns vom Tugendschwinden. -
Doch kriegt die Rotte etwas Sporn:
Muss Jugend nicht komplett erblinden,
Wird Don Quichotte neu gebor'n!

Ausbeute II & das eintausendachthundertdreiunddreißigste Gedicht

Mein Geburtstagsblumenstrauß

Ruhe finden

Ach, gelänge es doch, meine Wahrnehmungsschwelle
Unter den Irrsinn zu senken,
Um all dem zu laut angesetzten Gebelle
Nicht Be-, noch Verachtung zu schenken!

Ausbeute & das eintausendachthundertzweiunddreißigste Gedicht

Im Kater (oder The day After)

Durch den Kopf hat der Fleischer ein Brötchen belegt
Mit dänischem Höllenkäse.

Hat mein Sein sich grad etwas im Bettchen bewegt,
Geölt von zu viel Mayonnaise?

Ein verwachsenes Schäfchen ruht in meinem Schoß
Und mag drei, vier Ründchen noch kotzen.

Das erste Gedänkchen wagt sich aus dem Moos,
Den Bürden des Wachseins zu trotzen,
Bis im Knarzen sublimen Geächz/stöhns es leiert:

"Da haben wir gestern doch ganz schön gefeiert!"

Geburtstagsflora & das eintausendachthunderteinunddreißigste Gedicht

Maxvorstadt Balkon am 27. August 2021

Der Geburtstag

Heit're Zeit auf Freiterassen,
Eifrig Dichterei verfassen,
Nicht von Haien zerfleischen lassen,
Heilung ohne Eitermassen.
Geilheit wird vor Neid erblassen,
Weil wir eilig weiter prassen,
Uns trotz Pein der Pleitekassen
Ein bis zweimal feiern lassen!

Eine Armlänge & das eintausendachthundertdreißigste Gedicht

Statue "Eine Armlänge", Erwin Olaf "Unheimlich Schön" in der Kunsthalle München

Abwischabsichten

Wenn ich putze, bau ich auf gnädige Flecken. -
Denn die, die mir trutzen, um härter zu necken,
Verlachen mein Scheuern als krasses Versagen
Und zwing'n mich, die Sache erneut zu vertagen.

Tageuhr & das eintausendachthundertneunundzwanzigste Gedicht

Uhr im Innenhof des Deutschen Muesums

Sommerversagen

Mit dem lausigsten Knausern schleicht
Die Sonne sich aus diesem Jahr.
Und vom ewigen Kauen durchweicht,
Schält sich schäbig der maue Etat
Von seiner geschmacklosen, pampigen Frucht
Aus nährstoffergrauter wie sparsamer Zucht.
Die werd ich zum Spaß heut genussentwöhnt essen
Und unversöhnt dieses Jahrs Pläne vergessen.

SAR & das eintausendachthundertachtundzwanzigste Gedicht

Im Innenhof des Deutschen Muesums

Schweben in Gefahr

Wer im Gleichmute ruht, alles stoisch betrachtet,
Hat die Egomanie seiner Nachbarn entmachtet.
Doch der friedfertig schwebende Fesselballon
Ist der Pfeilspitzenschleiferei größter Affront ...

Gartenschau & das eintausendachthundertsiebenundzwanzigste Gedicht

Auf der Bühne Apfelbaumwiese, Landesgartenschau Ingolstadt

Sundowner

Die Rettungsschwimmer treiben ziellos im Meer,
Ohne sicheren Status der Lage.
Man sei immer bemüht, in der Regel gar sehr,
Doch die Fragwürdigkeit kappt manche Tage.

Dein Blick schweift von mir auf den Horizont zu -
Die See bleibt in dem Punkt verlässlich.
Und niemand knackt Austern gekonnter als du
Und bedient sich des Worts unermesslich.

Kesselhaus & das eintausendachthundertsechsundzwanzigste Gedicht

Zwischennutzung am Kesselhaus vom Klinikum Schwabing

Dem Revoluzzer

Einfach verneinen
Mehrfach betonen
Hauptfach Im Reinen
Fach an: Millionen!

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