Steinbockfelsen & das eintausendneunhundertdreiundsiebzigste Gedicht

Steinbockfelsen im Berliner Zoo mit der Zuchtgruppe Sibirischer Steinböcke

Rat for the Ratless (Dem Franz B.)

Nach seligem Versuch, mal besser als die Welt zu sein,
Stach, stetig wie ein Fluch, das Messer auf den Helden ein.

Versteifst du dich in Absichten, so schütz erst deinen Bauch!
Du reifst ja eh gen Grablicht - überhitz nicht beim Verbrauch!

Kapuziner & das eintausendneunhundertzweiundsiebzigste Gedicht

Brauner Kapuzineraffen im Affenhaus im Zoo Berlin

Mein erster Klapphornvers, gekreuzt: Preispolitik der Sünde

Zwei Knaben gingen ohne Arg
Durchs Viertel eines Rotlichts.
Der eine gab 'nen hoh'n Betrag,
Der andre - weil schon tot - nichts.

Bartgeier & das eintausendneunhunderteinundsiebzigste Gedicht

Bartgeier im Zoo Berlin

3G-Regel

Nur zwei G-säße pro Sitzbank im Bus -
Wo nötig, gilt auch 2G plus!
Für drei G-säße, bittesehr,
Reicht einfach dann der Platz nicht mehr!
Und vor dem Sitzplatzokkupieren
Bitte kurz sich registrieren!

Hyazinth-Ara & das eintausendneunhundertsiebzigste Gedicht

Blaupapagei in der "Welt der Vögel"-Vogelhaus im Zoo Berlin

Die märtyrische Lücke

Dass du unverwundet aus all'dem entkamst -
Dafür muss ich dir jetzt eine scheuern!

Ja, dass du im Stillen an Schmerzen verarmst -
Das magst du gern weiter beteuern,

Nur ein Leiden aus zweiter Hand ist nicht real -
Auch wenn das deine Talkshows befeuern!

Du littst keine Marter, doch bunkerst den Pfahl -
Um die Ferienhaus-Porch zu erneuern.

Flammenkopf & das eintausendneunhundertneunundsechzigste Gedicht

Flammenkopf-Bartvogel in der "Welt der Vögel"-Vogelhaus im Zoo Berlin

Ein Patzer

Ein seltsam trüber Abstand schiebt sich
Zwischen mich und meine Pläne.
Ein Hauptziel färbt sich unbeliebt, ich
Neig zum Reißaus meiner Zähne.

Die Wichtigkeiten sind nun kindlich,
Gebarten sich lang als Reflex -
Ihr Leumund wird mir unerfindlich,
Sie degenerieren zu Gags.

Ein seltsam trüber Abstand schiebt sich
Zwischen mich und meine Pläne.
Er klärt sich auf, wenn man sich letzte Unrast vergibt.
Ich schüttle den Kopf und gähne.

Bienenfresser & das eintausendneunhundertachtundsechzigste Gedicht

Bienenfresser in der "Welt der Vögel"-Vogelhaus im Zoo Berlin

Der Minnesang

Es ist ja grad die Hohe Minne
Im Tiefen zu erspür'nden Sinne
Ohne Maß.

Das immergleiche Leid als Suhlgrund
Empfand man einst als megacool und
Man blieb dem Trip der Agonie fromm,
Dem Liebesrausch, obschon man nie vom
Mohne aß.

Cyber Park Bülbül & das eintausendneunhundertsiebenundsechzigste Gedicht

Graubülbül im Arsat Moulay Abdeslam Cyber Park Marrakesch

Wolkenkuckucksheimreim

Der Wolkenkuckuck sagt: "Ich fühl mich nirgendwo zuhause."
Im Auskuck wird geklagt: "Der macht auch doppelt so lang Pause!"
Doch plötzlich heißt es: "Heim in Sicht!"
Und fertig ist das Reimgedicht.

Anima Garten & das eintausendneunhundertsechsundsechzigste Gedicht

Waldgeist im Anima Garten von Andre Heller bei Marrakesch

Ripostegedicht auf den Text "Zähneputzen, pullern und ab ins Bett" von Knorkator.

Der Putz ist ab, nehmt die Zähne raus! Gepullert wird ins Bett.

Die Verstärker aus! Und das Hörgerät an!
Statt BAD FUN liegt die Bettenpfann'
Bei euch willig unter den Decken!
Gelenk-Knackertore, ihr ächzenden Recken
Solltet längst nicht mehr über ein Lifting nachdenken,
Sondern lieber den Blick Richtung Treppenlift lenken.

Anstatt auf Tour geht ihr auf Kur
Und "Heavy Metal!" gilt jetzt nur
Fürs neue Hüftgelenk in echt.
Ist der Highway to Hell wohl rollatorgerecht?

Es bestimm'n das Nightlife einst'ger Stars
Statt Prost! und Traras die Prostatas:
"Boah, Leut, ich hab die ganze Nacht
Fast so wie früher - durchgemacht!"

Glatze, Plauze,
Faltenschnauze -
Wenn du dich nicht mehr selbst erkennz,
So schieb es einfach auf Demenz!

Ein "phasenweise schmerzbefreit" markiert nun einen guten Tag -
Die Knute der Gebrechlichkeit stylt euch als künft'gen Sargbelag.
Schon in gut zwanzig Jahr'n, oh Graus,
Seid ihr Knochkator - heißt: nur noch Skelett.
Der Putz ist ab, die Zähne raus!
Gepullert wird ins Bett.

Sonnenuntergang & das eintausendneunhundertfünfundsechzigste Gedicht

Sonnenuntergang über Marrakesch

Letztes Reisen

Wohin wir nun nicht mehr gelangen,
Soll'n Träume uns hinlenken!
Wir sind zwar im Alter gefangen,
Doch unangeleint streunt das Denken
Durch längst zu hohe Niederungen
Und apportiert in seinen Pfoten,
Was uns das Leben nicht geboten
Wie gültige Erinnerungen.

Wanderer & das eintausendneunhundertvierundsechzigste Gedicht

In der Steinwüste bei Erg Chebbi

Lavendelfeld

Nenn dir eine Farbe, riskiere,
Dich vollends in ihr zu verlieren,
Brüll alles raus und randaliere -
Unendlichkeit wird es kaschieren!

Für diesen einen, deinen Platz
Zahlst du mit Einsamkeit -
Doch strahlst hervor mit jedem Satz!
Der Markt bestimmt, wie weit.

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Frank Klötgen - Post Poetry Slam - immer frische Gedichte & Fotos RSS abonnieren