München

Fotos aus München, seit 2014 Stammsitz der Reimerei Klötgen. Unzählige Auftritte während der Tour 2016. Und danach quasi alleinige Dienststelle in Sachen meiner Poesie.

Kleinkram & das sechshundertdritte Gedicht

Kirche von Väterchen Timofej

Dem Detail

Und doch habe ich nie an der Schönheit gezweifelt
Ich vermisste nur etwas Verstand
Und böt' sich die zweite Chance, blieb es dabei, Welt:
Ich behielt' diesen zahnlosen Trumpf auf der Hand
Um ihn mir stündlich anzuseh'n
Und sein täglich Erwachen zu preisen
Das Wissen genießend, hier richtig zu steh'n
Und schmähendes Mitleid strikt von mir zu weisen

Denn niemals hat diese Schönheit an Wert eingebüßt
Nur sie traf nicht sehr oft auf Versteh'n
Sie hat unbeirrt weiter die Ahnung versüßt
In den totesten Winkeln vom Tagesgescheh'n
Dem trüben Blick fehlt das Detail
Doch entscheidet nicht er, ob es da ist
Sein Urteil ist auch gar nicht nötig mehr, weil
In diesem Moment Du schon ungewohnt nah bist!

Der Pilz & das sechshundertzweite Gedicht

Olympiapark

Das Leben im Glückspilzgarten

Du ahnst die Welt mit Optimismus hinfort
Und ich kann Deinen Sturz kaum erwarten
Doch Du findest trotz Blindheit das passende Wort
Und eroberst Dir weitere Staaten

Und mitten im Camp der stochastischen Duldung
Hast Du Dir ein Blockhaus gebaut
Ich gleite durchs Koma der Weiterverschuldung
Schrei wirklich um Hilfe und doppelt so laut

Nun bleibt für den Ausgleich auch nicht mehr die Zeit
Und wahre Verachtung verklärt sich zu Neid

von Wittelsbach & das sechshunderterste Gedicht

Reiterstandbild Herzog Ottos von Wittelsbach

Süßer Gries

Schnitzt aus meinem Schädelknochen
Euch ein Elfenbeinbesteck

Schmeißt, was vorm Dessert zerbrochen
Und auch all die Selfies weg

Poem 600 & das sechshundertste Gedicht

Am Schwabinger See

Du Schwabing

Schwabing, Du altes Versprechen!
Ich hör Dir schon gar nicht mehr zu
Du musst Dich nicht zwanghaft erfrechen
Du Gör einer lästigen Lou!

Schwabing, Du Schalk aus Gebrechen!
Ich trau Dir schon gar nix mehr zu
Muss jeden Tag blau sein und zechen
Hau mir auf den Pimmel, Du Kuh!

Schwabing, Du Allerwelts Schwabing
Muss immerzu bar für Dich blechen
Bis ich mich in Dir dann zum Star sing
Schwabing, Du altes Versprechen!

Kein Märchen & das fünfhundertachtundneunzigste Gedicht

Schwanennachwuchs an Schwabinger See

Das hässliche Entlein

Die, die da entwarnen sind
Auf dem Weg zum Schwanenkind

Du aber bist wirklich hässlich
Abgrundtief und unermesslich

Ringelnatz & das fünfhundertsiebenundneunzigste Gedicht

Im Englischen Garten

Ein Ripostegedicht, das sich die Zuschauer meiner Lesebühne Poetry & Parade zu "Morgenwonne" von Ringelnatz gewünscht haben. Diesmal gleich doppel-ripostiert: inhaltlich mit meinem Gedicht-Tryptichon "Die verkaterten Morgen", "Im Bade" und "Spätes Frühstück" - sowie formal:

Rohachim Natteritz: Morgenwonne

Die Wachtel ist ins Gnu verknallt
Das Huftier hat 'ne Klatsche
Was sehr verlockend sei, doch bald
Zerschürft es sie zu Matsche

Ein Kackekicker macht 'nen Schmu
Und balanciert am Grate
Zum "Schlagt dem Wicht die Augen zu
Bei einem Attentate!"

Auf rauer See ein Schifflein wippt
Das hat, was vielen blühe
Ein Ungeheuer angenippt
Zerstückelt in der Frühe

Lebendfalle & das fünfhundertsechsundneunzigste Gedicht

Lebendfalle Maus

Ich musste sie erwischen - tot oder lebendig. Lebendig - durchatmen! Und bereits umgesiedelt.

Der Zen-Dung mit der Maus

Wie kann in so viel Niedlichkeit
Ein Schädling sich verbergen?
Gehört, wer hier laut "Töten!" schreit
Nicht zu des Teufels Schergen?

Wer macht der Maus hier den Garaus?
Wem zieht's die Stirn vor Mitleid kraus?
"Legst du den Nager nun ad acta?
Mir massakriert es den Charakter
Der durch solch Tun gewiss zerschlisse
Benagt von des Gewissens Bisse!"

Ach, wie kann in so viel Niedlichkeit
Ein Schädling sich verbergen?
Gehört, wer hier laut "Töten!" schreit
Nicht zu des Teufels Schergen?

Weiherbach & das fünfhundertvierundneunzigste Gedicht

Weiherbach bei Puchheim

Seelenfrieden

Hier schwappt es sich aus
Das bekloppte Getue
Mal murgelt das Blesshuhn
Und mal gibt es Ruhe
Es gurgelt ein Wellenversuch

Da muss was im See sein
Das atmet die Seel' ein
Und fläzt sich zufrieden in Frottee und Tuch

Und du sitzt daneben
Schaust raus auf den See, denn
Da blitzt immerzu etwas Sonne im Schwipp
Tanzt dunkliger Glimmer
Von tanigem Schimmer
Allplanig galönzigt ein windhauchend Trip

Und mulmig riecht die Kühle rüber
Ein Natterich schlürft durch die Küber
und Barkschmelz küsst die Leckenlipp

Am Ufer von den Badeseen
Entsperrt sich alles Grundversteh'n

Isarkanal & das fünfhundertzweiundneunzigste Gedicht

Isarkanal bei Unterföhring

's wird ...

... manchen Mönchen in München
Ihr Menschsein gewahr,
Wenn Dein Mündchen
Ihr'n Männchen im Mondschein zu nah!

Farben & das fünfhundertsechzigste Gedicht

Baumblüte am Japanischen Teehaus im Englischen Garten

Kalter Frühling

Ob der letzten Ahnung von Farben
Habe ich dir alle Ganglien gebrochen
Wir schwebten mit Krähen oder Raben
Und alles hat durchgehend seltsam gerochen

So lebten wir unsere Winter im Mai
Dass ich's war, der nicht so lang durchhielt - verzeih!

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