Haus & Heimat

Gedichte, die dem Thema Heimat und dem Zuhause sowie der Wohnung nebst Interieur zuzuordnen sind.

Leipheim & das vierhundertvierunddreißigste Gedicht

Leipheim

Der Heimleib

Der Heimleib steckt des nachts mit dir
Unter deckungsgleichen Decken
Er ist das Beziehungstier
In das wir unsre Glieder stecken

Frühe Züge & das dreihundertzweiundneunzigste Gedicht

Poetry Slam im Tollhaus Karlsruhe

Zum Abschluss der Touretappe im Tollhaus Karlsruhe abgestiegen. Schön gefeiert trotz drohender Heimfahrt am frühen Morgen. Wieder daheim.

Doppelbett

Mit Dutzenden Stunden Schlafbedarf
Kehre ich zu dir zurück
Sehn' mich nach dem Schlafgemach
Und dass ich mal wieder geduzt werd vom Glück

Leavin' Görlitz & das zweihundertfünfundsechzigste Gedicht

Görlitz at night

Drei Tage Görlitz, Straßentheaterfestival. Abflug.

Nun bin ich manche Stunde

Solch Beschaulichkeit müsste erfunden werden
Um als Ernte der kopfsteingepflasterten Erden
Den Kantenvernarrten in mir zu entspannen
Das aufsässig Drängende sanft zu verbannen
Aus diesem Garten der Nostalgie
Wo die saftigsten Früchte aus Melancholie
Und einstiger Pracht nun im Immerfort reifen
Dass mich deren Düfte wie Ahnungen streifen:

Hier fänd'st du deine Ruh!

Doch brennst halt immerzu ...
Ich trinke genüsslich, gemächlich Kaffee
Erspür' so viel Gründe zu bleiben, doch ... nee!

Vorstadt & das zweihundertdreiundsechzigste Gedicht

Görlitz, andere Neißeseite

Drei Tage Görlitz, Straßentheaterfestival. Über Grenzverläufe innerhalb der Stadt.

Stadtkernaufwertung

Da ist der Geruch aus den Kellern der Vorstadt
Der lässt sich nicht globalisieren
Dort liegt noch Terrain, mit dem keiner was vorhat
Sind Flecken und Flecke, die nicht int'ressieren
Bald sind es nur sie, die dich an die Stadt binden

Doch kennst du die Pfade fürs Weiterempfinden
Lässt sich dieser Ort nicht hinfortinvestieren

Marienklausensteg & das zweihundertsechsundvierzigste Gedicht

Marienklausensteg

Isar-Spaziergänge. Und ein Gedichte-Marathon. Zehn Gedichte in zwei Tagen - mit der 250 zur Halbjahreswende vor Augen. Rest folgt in Kürze.

Der Blick von Außen

Der Spiegel irrt sich - das kann ich nicht sein!
Ich fordere nun Materialproben ein
Mit der Bitte zu prüfen, wieso dieser Mann
Die Darstellungskraft meiner Spiegel gewann
Er breitet sich aus - infiziert alle Schichten
Die, ihn widerspiegelnd, mein Abbild vernichten
Es steht zu befürchten, ich gleich' mich ihm an
Sobald ich den Anblick gewohnt bin und dann
Ist er der Herr im Hause hier
Und gilt als Original von mir

Wie lang kann dann noch die Gewissheit besteh'n
Das Bestreben, mich selbst doch ganz anders zu seh'n?

Ich besprüh' jetzt die spiegelnden Flächen im Haus:
"Die Wirklichkeit sieht anders aus!"

Minga & das zweihundertdreißigste Gedicht

Tengstraße

Zwischendurch auch mal wieder in München. Und der Blick aus dem Fenster.

In München

Gut, frag mich, was mir so gefällt, dort in München!

Nun, als Erstes wohl, dass ich hier bin
's gibt Dinge im Leben
Die ändert man eben
Und treibt einmal da- oder anderswo hin
Doch zwischen dem Treiben
Glaubt man an das Bleiben
Und das gibt dem Heute 'ne Masse an Sinn

Hauptbahnhof München & das hundertsiebenundachtzigste Gedicht

Hauptbahnhof München

Nach dem Auftritt, spätabends schon wieder daheim. Der Mai verspricht ein sehr sesshafter Monat zu werden.

Die Zwischenzeiten

Ich muss mir aus den Zwischenzeiten
'Ne Mindestportion einer Heimat bereiten
Mich vergewissern, wo ich wohn':
Hier Eingangstüre, da Balkon
Und all das Sich're Zwischendrin

Dort zieht's mich fort, dort zieht's mich hin

Rüttenscheid & das hundertachtundzwanzigste Gedicht

Theklastraße

Vorm Auftritt in Essen noch einmal dem Hause Klötgen Rüttenscheid einen Besuch abgestattet und an meiner alten Wohnungstür (1993-1998) vorbei gehuscht.

Ware Wohnung

Hier das war mal meine Wohnung
Und auf mal liegt die Betonung
Weil die Zeit nie mehr vergisst
Dass ein War für ewig ist

Marienbad & das hundertundzwölfte Gedicht

Marienbad

Ein Lob dem Schaumbad aus der Bademantelzone Mariánské Lázně.

Im Bade

Ich lass mich von dir ganz umfließen
Du sollst mir Raum, nicht Wasser sein
Wie ließe sich das Selbst genießen
Wenn nicht getunkt in Wärme rein-
-er Duftschauminseltauchstationen?
Dort schweigt die Stille von Äonen
Schon flieht die Hektik des Tages, geschlagen
Und mit ihr die Hektik von anderen Tagen

Man weiß
Die nahende Kälte erahnend
Dies Glück kann nicht von Dauer sein
So preis'
Die labende Gnade des Badens
Und sinke tief, tief in ihr ein

Berlin & das sechsundsechzigste Gedicht

Berlin RAW-Gelände

Soloabend in Berlin. Leider zum letzten Mal im Corbo, das Ende April die Pforten schließen muss. Ein Anker weniger in der alten Heimat.

So ist mir Berlin

So ist mir Berlin doch ein andres geworden
Vertrauliches staut sich vorm Abfluss der Nähe
Will mich meine Stadt heut per Dresscode ermorden?
Es bleibt mir verborgen, was ich hier gern sähe

Man muss nicht erblinden
Weil Dinge verschwinden
Wärst du wieder hier
Würdst du anderes finden

Die Stadt heißt dich, brandneue Schätze zu heben
Du stolperst, als müsst es die alten noch geben
Die Gehwegplatten sträuben sich
Schon gerät das Flanieren dir gegen den Strich

So ist mir Berlin doch ein andres geworden
Ob der Blick vom Balkon plötzlich unvertraut ist?
Jede Nacht unterquert von der goldenen Horden
Erneuertem Sog, hängt er da und vergisst

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