Herrmann, mann, frag mich!
Herr, das ertrag ich
Keinen Tanztee länger!
Du alter Rattenfänger
Wie kannst du es wagen
Grad mich nicht zu fragen?!
Wann wählst du mich aus
Als rattige Maus?
Wir lassen’s all die andren seh’n
Wenn wir uns dann im Tanze dreh’n!
Wie fiebrig sie schelten
Aus schmerzlich verprellten
Nassen Tanzteephantasien
Die nur als Chance vorüberzieh’n!
„Was schmeißt sich denn die Grande Madame
An diesen Gecken Hermann ran?!
Hat sie denn kein Gramm Stolz im Bauch?!“
Ich muss gesteh’n, so dacht‘ ich auch
Und denke es vielleicht noch länger
Fragst du mich nicht, du Rattenfänger
Dornbirnchen hat nur eine Nacht geschlafen
Und das nach ihres Prinzen unzähligen Küssen!
Ich erwähn’s nur, damit Sie bei Märchenbedarfen
Nicht immer so mainstreamig auswählen müssen …
Ich möchte gern auf großen Plätzen
Dich bei der Wirklichkeit verpetzen
Schnell abtauchen ins Einerlei
Im tiefen Tale, göttlich high
Und dann, erschöpft vom Nichts-Erleben
Wie Schauspieler die Röcke heben
Helgoland und Legoland
Küssten sich auf Sansibar
Was die Helga „Köstlich!“ fand
Und ihr Mann, der Leonhard
Sprach sodann – nach Beo-Art:
„Siagst, die zwoa san a a Paar!“
Ein Gedicht zu einem der vom Aussterben bedrohten Worte.
Die Grisette
Der Hausmeister grüßt dich oft offensiv freundlich
Die Zugehfrau mustert dich weniger nett
Die komplette Studentenschaft würde nicht scheu’n, dich
Zum Tanz zu geleiten – doch leider, Grisette
Bleibst du heute Nacht wohl allein auf dem Zimmer
Dessen Miete du selbst begleichst, monatlich, immer!
Wer könnte von all den dich scheltenden Damen
Behaupten, für ihr Leben selbst zu bezahlen?
Es nährt sich ihr Stolz an des Ehemanns Samen!
So soll’n sie mit schäumenden Leumunde prahlen
Und sich drei Moralstufen höher einrichten –
Über keine von den’n würd‘ ich je ein Wort dichten!
Doch man lädt mich jetzt oft zu Gesellschaften ein
Die sind sich für deine Gesellschaft zu fein …
Dass niemand mehr bleibt, um mit dir heut zu tanzen
Erfüllt dich mit Wehmut im Großen und Ganzen
Doch kennst ja die Maschen von jederMann:
Sie schell’n gleich morgen wieder an!
Drum gräm dich nicht weiter und leg dich ins Bett –
Denn das gehört dir ganz alleine, Grisette!
Wo einem Berlin noch wie Berlin vorkommt. Nach einem Schwarzbier mit Bauernfrühstück.
Unter den S-Bahnbögen
Unter den wummernden S-Bahnbögen
Gestanden sie stumm sich einander zu mögen
Befreit, beseelt sah’n sie sich an
Derweil die Bahn verschwand und dann
Enteilten auch sie, ohne weitere Worte
Doch fortan verbanden die zwei mit dem Orte
Wie nah man dort einander war
Obschon ja wirklich nichts geschah
Nachtrag:
Nun, wer den beiden zugeschaut
Schiebt dies auf im Lärm noch gefallene Worte
Doch dafür war’s dann echt zu laut
Und wer mehr versteh’n will – der lausche dem Orte!
Ich mag Franz Marc und das Mark der Tomate
Trag oftmals Schwarz und ertrag manche Schwarte
Ich nag nich grad am Hungertuch
Und bade nackt – doch nu genug!
Guck dir noch meinen Penis an –
Sag, willst du mich zum Ehemann?