Tölendenkmal & das zweitausendeinhundertzweiundsiebzigste Gedicht

Zinneken Pis in Brüssel

Schwabinger Schlachtruf

Wir wollen die Enormen sein,
Man zwängt uns nicht in Formen rein!

Man kriegt uns nicht bedingungslos,
Wir sind vor allen Dingen groß!
Wir sind wie Frau von Reventlow:
In München ein Event und Show!

Wir wollen uns enorm erheben!
Als hätt's dies nie zuvor gegeben ...

Haltestellensimulation & das zweitausendeinhunderteinundsiebzigste Gedicht

Comic auf einer Fassade in Brüssel

Spätes Frühstück

In Käse dräut der Überdruss
Mit unbestimmten Noten.
Ich fläze mich im Nicht-Entschluss,
Wo Eile wär geboten.

Ach, heilige Uneinsigkeit
Im Tee jeder Entscheidung!
Ich füttre dich mit meiner Zeit,
In zu bequemer Kleidung.

Es knuspert auch ganz ohne Biss -
Das wahrt mir meine Ehre
Und sei, sagt mir mein Selbst-Beschiss,
Die Art, wie ich mich wehre.

Cervantes & das zweitausendeinhundertsiebzigste Gedicht

Don Quichotte und Sancho Pansa am Brüsseler Zentralbahnhof

Wahl der Waffen

Nimm gern nach abstrusestem Stänkern
Im Schoß meiner Großmutlust Platz!
Gern schütz ich dich dort vor den Henkern,
Bin Schurz dir und Trutze der Hatz.

Doch Großzügigkeit ist ein Geben,
Das dringt auf des Nehmenden Wert!
Zieh‘n sich nur aus Selbstsucht die Gräben,
Hast du all dein Wüten entehrt.

Messe Brüssel & das zweitausendeinhundertneunundsechzigste Gedicht

Messegebäude am Heysel Park

Ein Bremshöckersingsang

Bring mir aus tränenreichen Tagen
Gern was zu heulen mit
Und schlag's mir kräftig auf den Magen -
Den halten Beulen fit!

Verdorben klingt das heile Weltchen
Und liegt im Klee sich wund -
Ich dusch im Sorgsog, feile Fältchen
Und träum den Schnee mir bunt.

Festbeleuchtung & das zweitausendeinhundertachtundsechzigste Gedicht

Das Atomium bei Nacht

Ripostegedicht auf gleich drei vom Publikum gewünschte Ursprungstexte: "Oktoberfest 100 Jahre" von Ludwig Thoma, "Was ich habe, will ich nicht verlieren" von Thomas Brasch und das anonym verfasste "hic liber est mein" aus dem 18. Jhd.

Oktoberfest 187 years, aber

It's raining all day cats und Hunde, aber
I don't care und dreh a Runde, aber
I neverever drank my Maß im Steh'n, aber
So far i have no free'et Plätzchen geseh'n, aber
The price for a beer is too high zum Verwässern, aber
The weather refrains from mal endlich Verbessern, aber
As soon as the people stand up on the Bierbank
Entstehender Zwischenraum frohlockt auch dir, Frank! Aber
The music is boring and absolute fad, aber
To wish the song „Layla“ erscheint mir too hart (to be honest) aber
After two year's break this song's the einzige Chance
For an alle verpflichtenden Bierbänketanz, aber
To sing this song eckt echt rebellious an -
We're fast like the awesome young girls im Iran, aber bei uns heißt's
Nach ProTEST ProSIT der Gemütlichkeit
Coronavir'nempfangsbereit (feel free)
Denn we all came here trotz cough and nies'n
Auf a covidliche Wies'n!

Expo 1956 & das zweitausendeinhundertsiebenundsechzigste Gedicht

Blick auf das Atomium von der Messe

Brüssel

Brüssel scheint artig pompös, fast phlegmatisch,
Etwas Paris, nur sozialdemokratisch -
Ein Amsterdam, dem man die Schärfe entzogen.

Die Heimeligkeit heischt nicht gar so verlogen
Wie die Willenskulissen beliebterer Städte -
Hier gilt als Idyllenprämisse das Nette
Und streckt oder reckt sich ins Unterpompöse,
Wird ständig beklampft von dem Dampf der Fritteuse,
Im "Lass 'ma gut sein!" eingeparkt.

Ich nehm ein Bier, falls jemand fragt ...

Design Museum & das zweitausendeinhundertsechsundsechzigste Gedicht

Sammlung von Plastik Verzierungen im Brüssler Designmuseum

Pommespsalm

So gab uns Gott in seiner Güte
Jesus und die Pommestüte.

Doch Jesus lebt ja nun nicht mehr
Und deshalb gab uns Gott, der Herr,
Auch jene Frau, die unbeirrt
Am Pommesstand für uns frittiert.

Sind wir auch tieftaligst umtost,
So spendet Mayonnaise Trost,
Wenn reich sie über Fritten läuft,
Alsbald das Fett im Fett ersäuft,

Auf dass dies unsern Hunger stille,
Denn alles das ist Gottes Wille!

Brüssler Fassaden & das zweitausendeinhundertfünfundsechzigste Gedicht

Eine von unzähligen Comic-Fassaden in Brüssel

Allein vorm Bistro

Die Muße zum Mut zu Gemütlichkeiten
Muss ohne dein Zutun ich müd unterschreiten,
Denn ohne dein Zutun komm ich nicht dazu:
Der Gütigkeit Gründe bist immerzu du!

Eine von 6.700 & das zweitausendeinhundertvierundsechzigste Gedicht

Felsen in der 6.700-Inselwelt von Aland

(...) II

Ich liege bar in einem Strom - 
Nur Himmelblau und Wolken. 
Beim Reset auf mein Erstgenom 
Werd ich vom Fluss gemolken.
Ein sprudelnd Dudeldiedelei 
Bespült und kühlt mein Köpfchen high - 
Nur Himmelblau und Wolken.
Und nun ersäuft's mir allen Reim 
Im murmelndgurgelnden Daheim - 
Nur Himmelblau und Wolken. 

Es umströmt und umströmen mich Reinheit und Klarheit 
Wie göttlich zur Wurzel gereichende Wahrheit  - 
Nur Himmelblau und Wolken. 

Bis Narrenhandwerk, ungeübt,
Den Fluss zu solch Erkenntnis trübt,
Das stolz zu dies erlaubt sich glaubt
Und sich im Raubbau selbst beraubt,
Im Immergrau der Wolken.

Ausarbeitung/Fortsetzung vom gleichnamigen Text vom 22. Juli 2022

Strandvägenwagen & das zweitausendeinhundertdreiundsechzigste Gedicht

Blick auf die Hafenpromenade Strandvägen von Östermalm

Fernverbindung

Zunächst dröhnt uns der Schwall einer Rettungssirene
In meinen empfindsamen Handyempfang -
Da ich doch allein deine Stimme ersehne
In alle Gerätschaft verleugnendem Klang!

Später donnert es in einer Bahnunterführung
Im Takt vom geschürten Verkehrsflussgebell.
Das desavouiert jeden Ton meiner Rührung -
Und alles, was ist, ist es nicht mehr reell.

Letztlich haken nur hässliche Netzartefakte -
Jede Funklocherrettung scheint gleich überbucht!

Tief in deinem Herzen bin ich der Benackte,
Der armselig dich zu erreichen versucht.

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Frank Klötgen - Post Poetry Slam - immer frische Gedichte & Fotos RSS abonnieren