Wasser

Verse für die Phlegmatiker, denen man Wasser, Winter, Nacht, Baby- und Greisenalter zuordnet.
Die beschreibenden und erzählenden Gedichte.
Von der Naturlyrik bis zu allen Längenvarianten der Ballade.

Sollte Ihnen ein hier eingereihtes Gedicht eher den anderen Kategorien Erde, Luft oder Feuer entsprechen, bitte ich, mir eine Nachricht über www.hirnpoma.de zukommen zu lassen!

Affenbrücke & das zweitausendvierhundertdreiundsiebzigste Gedicht

Kurzschwanzmakake beim Überqueren eies Nebenarms des Kinabatangan.

Schmierfingern

Unter einem Palmölteppich
Schlummert ein Rhinozeros,
Das durchs Horn - ganz wohlstandspeppig -
Als Potenzschub sich ergoss.

In die Palmölgluckerfluten
Taucht ein Orang-Utan.
Wir, als die besorgten Guten,
Trinken uns grad Mut an.

Und die Palmölwedeldecken
Meucheln weitre Tiere.
Wir, die ihre Finger recken,
Stehen dabei Schmiere.

Kuching-Sunset & das zweitausendvierhundertsiebenundsechzigste Gedicht

Auf dem Fluss Sarawak bei Kuching

Sonnenwasserstrahl

Im winddurchpflügtem Schwappgewell
Fängt sich das Sonnenlicht.
Dann färbt sich Blei zu gleißend Hell,
In dem der Strahl sich bricht.

Fast scheint's, als sei's der Sonne Pflicht,
Heut länger zu verweilen -
Denn manchentags sieht man sie nicht
Einmal vorübereilen.

Silberhaubenlangur & das zweitausendvierhundertvierundsechzigste Gedicht

Silvermonkey im Baku-Nationalpark

Dschungelexkursion

Makakenattacken,
Mückenzerdrücken
Und immer den Blick in die Kronen,

Wo die Wildnis regiert,
Als Gebild irritiert
Von niemals erschließbaren Zonen.

Gespringe, Gesinge,
Wurzelgepurzel
Und immer den Blick in die Wipfel.

Wenn Genickstarre droht
oder Krokodiltod,
Ersehn' ich der ersten Welt Zipfel.

Rhinozerosvogel 2 & das zweitausendvierhunderteinundsechzigste Gedicht

Zwei Rhinozerosvögel am Ufer des Kinabatangan im malaysischen Bundesstaat Sabah auf Borneo.

Rhinozeros Hornbill, near threatened

Ich hab zwei der letzten 500 geseh'n -
Jetzt gilt es mich selber zu schützen!
Denn wenn die 500 bald gänzlich verweh'n,
Kann ich dem Gedächtnis noch nützen.

Diese liebschaftbesiegelnde Paarturtelei
War die letzte von 250.
Vielleicht entspringt dem Akt ein Ei
Und entbrütet sich ihm noch ein Künftig.

Auch möglich, dass es der Welt noch zerbricht.
Um so nötiger scheint's, dass ich's heute bedicht':

Es ist flatternd geschehen. Und ich war dabei.
Die 500 letzten - und davon gleich zwei!

Kuala Lumpur & das zweitausendvierhundertachtundfünfzigste Gedicht

Blick von den Petronas Towern auf den KLCC Park und Kuala Lumpur

Unter Tigern

Europas Überholspurdasein -
Längst wird es zur Ausfahrt gedrängt.
Es ist, das sollt' dem Lenkrad klar sein,
Von Südostasien abgehängt.

Sungai Sarawak & das zweitausendvierhundertdreiundfünfzigste Gedicht

Der Fluss Sarawak bei der Stadt Kuching

Normromantik

Romantik nimmt Platz auf den günstigsten Plätzen
Per "Man muss mich mögen, so stumpf, wie ich bin!"
Mit Ansprucherheben wird man sie vergrätzen -
Sie gibt sich den gängigsten Strickmustern hin:

Rosen, Sonnenuntergänge,
Dösende Pianoklänge,
Weinglas-Paar (besonders teuer),
Schummrig Light und Lagerfeuer,
Venedig- und Paris-Ausflüge,
Komplimente bis zur Lüge,
Schnell zufrieden, voll empathisch,
Niedrigschwellig, demokratisch.

Romantik ist - einfach - für alle - zu haben -
Die unprätentiöse der wertvollen Gaben.

Oct 20, 1973 & das zweitausendvierhundertsechsundvierzigste Gedicht

Wahrzeichen der "Town of peace" Sri Aman, vormals Simanggang, in Erinnerung an die  "Deklarasi Sri Aman", die hier am 20. Oktober 1973 unterzeichnet wurde.

Sri Aman

Chinesische Shophouses säumen die Straßen
Und alles geleitet zum breitbraunen Fluss.
Ein Blechkrokodil mahnt uns (die's lange vergaßen):
Dem Dschungel dient jedes Motiv als Genuss.

Das Ur- unsrer Wälder gilt scherbenbesiegt -
Doch die Fallzahlen prahlen mit Splittern.
Die Spatzen bezetern, dass niemand mehr fliegt
Im Geblitze von leeren Gewittern.

Zwischen Rückzug und Aufbruch wird so viel gedeutet
Und im Fort lauern greise Kanonen.
Vielleicht wird noch manches Mal Manches erbeutet,
Doch die Stadt, sie beschränkt sich aufs Wohnen.

Und der Rauch der verlegenen Streetmarket-Stände -
Er verfliegt ohne weitere Noten.

Doch der Strom, er verbirgt noch zu schreibende Bände -
Darum bleibt weiters Vorsicht geboten!

Transferstaffage & das zweitausendvierhundertdreiunddreißigste Gedicht

Haus auf der Straße nach Mantanzas

Taxifahrt am Morgen, stadtauswärts

Das Höhenflugrausch-artige,
Fremdstädtisch Taxifahrtige
Lässt den Tanz der Verkehre genießen.

Das Einsaugen von Athmosphären,
Als wenn sie Augentauchgrund wären -
Bald ganz in sich zerfließen ...

Bei geöffnetem Fenster, vom Fahrtwind gekühlt,
Hat sich mir die Stadt in die Arme gespült.

Tagesausblick & das zweitausendvierhundertzweiunddreißigste Gedicht

Varadero Beach

Calle 62, Meerseite

Erst wenn jedes Korn im Korps beschließt:
"Wir sind heute doppelt seidig!"
Ist jener Punkt erreicht - da fließt
Um Knöchel Sand. Fast gleit' ich
Durch dessen Weichheit, schrittverführt -
Gewahr, wem Ehre hehr gebührt.

An dem bekannten Strandabschnitt
Stand der Belag, den ich durchschritt,
Im monumentsten Schmeidesaft
Von sanftigster Bestreichelkraft.

Vollendet als mehlgleicher, sämiger Sand -
Oh, was für'n füßelnd Allerhand!

Parque Josone & das zweitausendvierhundertsiebenundzwanzigste Gedicht

Im Parque Josone, Varadero

Eine Kosmosfülle Gutgemeintes

Eine Kosmosfülle Gutgemeintes
Erstreckt sich in die Gassen.

Durch der Fassade Gipspracht scheint es:
So müsst'es halbwegs passen,
Dass Motivation und Erfolg sich mal küssen!?

Der Überstrich fordert: Sie müssen, sie müssen!

Doch nichts passiert. Nein, der Verfall
Ermächtigt sich hier überall
Der quasi unbenutzten Stadt
Und plündert das gemachte Nest
Für das so schmuck garnierte Fest,
Das niemals stattgefunden hat.

Alle Rechte bei Ute Kratzer, die das Gedicht im Rahmen der Kuba-Spendenaktion 2024 erstanden hat.

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