Reisen

Globetrottergedichte und andere Verse vom Reisen und Unterwegssein.

Basel & das vierhundertsiebte Gedicht

Basel Rheinufer

Gold

Plötzlich schweift um dich Gold der besonderen Welten
Als Essenz von dem Wunsch, dieses Sein zu erhalten
Doch die Delle des Eindrucks verdümpelt im Selten
Und über die Jahre wird alles zum Alten

Obgleich immer öfter die Züge entgleisen
Und täglich es schwant: Du wirst nie wieder reisen
Sind auch die Tresore schon restlos geleert -
Das Wissen vom Gold verliert niemals an Wert

Brüssel & das dreihundertsiebenundachtzigste Gedicht

Brüssel Grote Markt

Der erste Besuch

1) Schön, dich mal zu sehen ...! Warte,
Hol' mir grad 'ne Tageskarte
Will viel als "Gesehen" taufen
Ohne groß herumzulaufen

Gerne saug ich alles auf -
Aber halt im Schnelldurchlauf
Bin heut zu sehr freizeitklamm -
Reicht nur für ein Kurzprogramm

Will mich nicht umsonst abhetzen -
Kannst du mir in kurzen Sätzen
Sagen, was sich wirklich lohnt
("Wirklich" wirklich stark betont)?

2) Keine Antwort ist kein Satz

3) Doch dann öffnet sich ein Platz
Den ich ganz erfüllt beschreit'
Und mit seiner Gültigkeit
Zwingt er mich zum Innehalten
Und den Turbo abzuschalten
Ach, wie dort die Zeit verstrich!
Und ich dachte an die zig
Dinge, die ich nicht mehr sah -
War zumindest ihnen nah ...

Und nun schlummert das Ersparte
Tief in meiner Tageskarte

La Digue & das dreihundertsechsundfünfzigste Gedicht

La Digue, Uferstraße

Wenig originell, aber ein verlässlicher Quell sprudelnden Glücksgefühls: Fahrradtouren auf La Digue.

Gott ist ein Fahrrad

Ich schiebe per Pedale die ruhigste Kugel
Die sich irgendein Gott für das Erdreich ersann
Ich gelobe dem ewigen Offline und google
Mir Videos, Stichwort: "sehr glücklicher Mann"

Wo Flughunde die Lüfte cruisen
Und Üppigkeit und Sanftheit schmusen
Wo jede Blüte Farbe singt
Von jedem Ast ein Vogel winkt

Jede nächste Kurve, die ich mir ertrete
Beschert eine weitere Fototapete
Vom Schattenspiel des Walds erfrischt
Zwei Meter später: Meeresgischt

Wirklich alle Elysien der Weltreligionen
Kacken kraftlos und sämig gegen diesen Ort ab
Wie sollte sich da all die Fügsamkeit lohnen
Wo ich schon viel Schön'res durchs Flugticket hab?

Ach, Seligkeit des Hedonismus
Bleib du Begleiter meiner Fahrt
Und lass dereinst mich ewig strampeln
Rund um La Digue, mit einem Rad!

Campen & das dreihundertfünfzigste Gedicht

Zeltaufbau am Tsiribihina-River.

Okay, dreihundertfünfzig ist eine Hausnummer. Aber in diesem Jahr nur eine Zwischenstation der Tour-Dichtung. Unser Camp am Fluss.

Reisefieber

Das singende Ritschen der Zeltreissverschlüsse
Öffnet Momenten der Kindheit die Pforten
Da ich campend an Ufern französischer Flüsse
Nichts ahnend von späteren Heimsuchungsorten
Den sorgenden Eltern am Rockzipfel hing
Und die Aufbruchsbereitschaft als Hostie empfing
Ließ den Staub und Gebrauch von gut vier Dutzend Ländern
Meinen Glauben und some Chromosome verändern

Doch führt uns im Fremden empfundenes Glück
An früher genossene Orte zurück
Und das singende Ritschen der Zeltreissverschlüsse
Bleibt ewig den Ufern französischer Flüsse

Real bad road II & das dreihundertfünfundvierzigste Gedicht

Der Weg zum Weltnaturerbe Tsingys.

Der Weg zum Weltnaturerbe Tsingys. Auf die Frage, ob das der schlimmste Teil der Strecke ist, bricht der Fahrer in schallendes Gelächter aus.

Nach 70 Kilometern unbefestigter Piste

Ich möchte die Person nicht kennen
Die unter dieser Dreckschicht steckt
Obschon man nach dem Restmüll-Trennen
Darunter nur sich selbst entdeckt

Real bad road & das dreihundertvierundvierzigste Gedicht

Straßenbaobabs auf dem Weg zum Weltnaturerbe Tsingys

Der Weg zum Weltnaturerbe Tsingys. Auf die Frage, ob man diese Straße auch zur Regenzeit befahren kann, bricht der Fahrer in schallendes Gelächter aus.

Moment der Besinnung vorm Betätigen der Fensteröffnerkurbel

Was ist leichter zu ertragen:
Hitze oder Staub im Wagen?

Lakana Be III & das dreihundertdreiundvierzigste Gedicht

Tsiribihina River Sonnenuntergang

Für zweieinhalb Tage auf dem Tsiribihina. Zum Abschluss wurden wir gebeten, eine Rede auf die Fahrt und das Zusammenleben mit der achtköpfigen Bootsmannschaft zu schreiben. Natürlich musste das ein Gedicht werden, was mi glucksender Überraschung aufgenommen wurde.

Two and a half day on da Lakana Be

Two and a half day
On da Lakana Be
There are people hard working - their number is: eight
And there's two on the top - who are just gaining some weight

The water's so shallow - and it's not getting better
If the tourists on board become fatter and fatter
But the cooks both made really excellent jobs
And their singing and dancing was Top of the Pops
And so was the work of the rest of the crew
While we just lay down and had nothing to do

The captain did slalom and some marvellous u-turns
And we just laid down and were getting some sunburns
And tried hard to keep all the memories in our head
While the whole crew was eager to rescue a hat
Jonny explained us nearly whole Madagascar
And in the distribution of pencils - he's really a master
And there's so much to mention that you did for us:
Building up tents, collect wood, play guitars
So it feels like a week what was twoanhalfday
That we were your guests on the Lakana Be

We'll keep this in mind and especially
When we are back in Germany
Back in our jobs and in cold winter's shiver
We'll remember the lazy days on Tsiribihina river
Thank you so much
For giving us such
A great time: twoanhalfday
On the Lakana Be

Touristendeck & das dreihunderteinundvierzigste Gedicht

Mit der Lakana Be 3 auf dem Tsiribihina

Für zweieinhalb Tage auf dem Tsiribihina. Eine Chaiselongue nebst Zelt als Sonnenschutz auf das Dach eines Bootes zu bauen, ist ein schöne Idee. Dort zu liegen, weckt seltsame Gedanken.

King of Africa

Ich bin der King of Afrikanu
Und lächle meiner Zukunft zu
Grins' schaisselonget vom Sonnendeck
Und praktizier' den Wonnencheck

Lass mir ein schmackhaft Hühnchen köpfen
Ein Schalentier vom Flussbett schöpfen
Derweil die Sonne maßvoll brennt
Und mich als Herrscher anerkennt

Ich nuschle straff mein "Salam'!" und "Veloma!"
Ich, King of Durchfahrt - und jetzt herrsch' du ma!

Das madagassische "o" wie in dem dem deutschen "Tschüss!" entsprechenden "Veloma!" wird wie ein "u" ausgesprochen.

Antsirabe & das dreihundertachtunddreißigste Gedicht

Auf dem Weg von Madagaskars Hochland zur Küste.

Auf dem Weg vom Hochland zur Küste.

Rote Erde

In Afrikas roter Erde steckt die Kraft von sechshundert Sonnenorangen
Und der Schweiß aller Bürden der Menschheitsgeschichte
Aus den narbig durchpflügten Landwirtschaftsloungen
Spritzt das Futter für rüstige Reiseberichte
So anders, doch: "Was war ich da!"
Im kurz entblößtem Unsichtbar

Offroad light & das dreihundertvierunddreißigste Gedicht

Chamäleon

Kurze Lemurenpause. Mit einem Vertreter der großen anderen Tiergruppe der Insel. Und einem Text zu einer gewohnten Situation: durch ein fremdes Land brettern zu Songs weit hinterm Verfallsdatum. Funktioniert sogar mit Ace of Base.

Secondary Road

Nie haben UB40 sich besser in die Landschaft geschmiegt
Als im stiebend verwehenden Pistenstaub
Red Red Wine, der in Schlaglöchern taktvoll versiegt
Und wir ruckeln mit ihm, gesäßmuskeltaub

Selbst Shakira ist ganz Mama Africa
Und plädiert für ein ewiges 2010
Wir pflügen mit ihr durch die Zebu-Schar
Bitten hupend Geflügel zu Seite zu geh'n

Wir sind vom Grounddreck fast erfasst
Beseelt, wie gut der Soundtrack passt

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