London

- 30.09.-03.10.2017 Familienbesuch
- 03.-07.05.2023 Geburtstags- und Krönungsfeier

Luftveränderung & das zweitausendzweihundertvierundachtzigste Gedicht

Formationsflieger zur Krönung Charles III

Sonne, unverhofft

Nach all den Regenfällen
Mag der Himmel sich gern klären.
Ach, wenn die raren hellen
Stell'n nicht gar so ferne wären!

Der Teer der Spärlichkeit verziert
Die Gründe, schon zu hoffen.

Bis alles wie von selbst passiert.

Die Münder stehen offen.

Zweiseitig & das zweitausendzweihunderteinundachtzigste Gedicht

Blick von Greenwich auf Canary Wharf

Bist du schon zweigeschlafen?

Es steigt der Bedarf, seit zusammen wir wohnen,
An Partnerschaft salbenden Schlafpositionen.

Der Zweisamkeit Bekräftigung
Schafft selbst im Schlaf Beschäftigung.

Victoria Station & das zweitausendzweihundertachtzigste Gedicht

Blick vom Shard auf die Victoria Station

Vorwärts zur Natur

Wo reine Technik sich bemächtigt
Naturentsprung'ner Verben,
Klingt schmiegen durchaus unberechtigt,
Ein Schlängeln nach Verderben ... aber:

Oft öffnet erst das Nachgeahmte
Den Blick aufs Originale -

So segnet das scheint's voll Entcharmete
Das vordem fast Egale.

Coronation & das zweitausendzweihundertneunundsiebzigste Gedicht

The Mall vorm Coronation Day

Coronation of Charles III

Coronation nach Corona,
Buckinghampalastbewohner,
Schickercharles heut chic in Schale,
Rant am Rand tauft man Randale.

Fahnenfans erahn'n Fanfaren,
Chartern schon die Charts der Scharen -
Alles will Begeisterung!
Alles sagt sich: "Na, so jung
Krönen wir nicht mehr zusammen!"

Gewöhnt man sich erst an die Schrammen,
Versiegen Insignien, einst geliebt,
Ins Resignieren: "Tja, dann gibt
Der Vater seinem erstbesten Sohne
Das Erbe bald halt ohne Krone!"

Und fast ohne Stolz in der Betonung, i say:
"The latest coronation-day
War vielleicht schon the last -
Und myself war dabei -
And i bought souvenirs of King Charles, Nummer Drei!"

Towerbridge & das zweitausendzweihundertachtundsiebzigste Gedicht

Relondoned

Und London ist nach all den Jahr'n hier stetig Stadt geblieben,
Nur wir hab'n unsre Zeit nach Dort dann andernorts vertrieben -
Und die will in Gesichtern sich nun sichtbarstens entfalten.

Die Städte sind noch immer ganz und wir jetzt auch: die Alten.

London revisited & das neunhundertvierundneunzigste Gedicht

In der Tate Modern

Todschick

An der Schwelle zum Alter empfing mich der Tod
Mit "Kann ich Ihnen behilflich sein?"
In der Fremde oft schnell in Erklärungsnot
Gelang mir zur Antwort ein griffiges "Nein,
Ich schaue mich vorerst hier nur etwas um."
(Und brauch dazu kein Publikum!)

"Aber gerne!", entgegnete denkbar devot
Und von Dienstleistungseifer beseelt
Der fortan nicht mehr von mir weichende Tod
"Sie melden sich, wenn Ihnen irgendwas fehlt?
Wir hab'n jede Krankheit von Krebs bis Katarrh
Auch noch in andren Größen da!

Und ich weiß ja, man zögert es gerne heraus
Auch Ernsthaftes mal zu ertragen
Doch schlussendlich ist's ja für viele im Haus
Die letzte Chance etwas zu wagen!
Das Leben ist kurz - heißt das elfte Gebot!"
Bekräftigte nochmals wie freundlich der Tod

Und obschon ich ihn anfangs mit Argwohn beäugt
Fühlt' ich mich auch etwas geborgen
Er hat schon Millionen von sich überzeugt
Und erlöst von der Last aller Sorgen

Also ging ich zur Probe
In seine Garderobe
Nahm mir das nächste Stück und fand
Dass dieses mir schon prächtig stand
Wie jedes Stück der Kollektion -
Das ist vielleicht des Alters Lohn

An der Schwelle zum Alter empfing mich der Tod
Und machte mir ein Angebot
Mir war bis dato gar nicht klar
Wie nahe ich ihm da schon war

Teetisch & das sechshundertzweiundsiebzigste Gedicht

Von der Tate Modern

Ripostegedicht zu "Sie saßen und tranken am Teetisch" von Heinrich Heine unter der Vermutung, dass Heine sich nur aus semantischen Gründen den Lapsus eines identischen Reimes (Teetisch - ästhetisch) leistet. Es war natürlich der rein reimende Stehtisch gemeint, dessen Nutzung durch Sitzende Heine unstatthaft, wenn nicht kriminell, erschien.

Wir saßen und tranken am Stehtisch

Wir saßen und tranken am Stehtisch
Und kamen so lieblos uns vor
Denn fraglos war's wenig ästhetisch
Wie der Tisch an Bedeutung verlor

Wie negierten frech alle Semantik
Und bestuhlten, wo aufrecht man steht
Der Plattenbau moserte grantig:
"Ey, wenn ihr nicht steh'n wollt, dann geht!"

Towerbridge & das sechshunderteinundsiebzigste Gedicht

Towerbridge

In Wellen

Hier ist eine von so nicht mehr möglichen Welten
Die werden nicht mehr hergestellt

Vielleicht früher mal üblich, doch jetzt sehr sehr selten
Von Kellerfeuchte angewellt

London Callin' & das sechshundertsiebzigste Gedicht

Von der Tate Modern

Nadelöhr der Anglikanischen Kirche

Patam! Pappatann! schallt Londons U-Bahn –
Kann man dann dort denn nie in Ruh' fahr'n?
"Herr, bedeutet Fortbewegung
Hier jed' Wort Hinfortzerfegung?!"
"Was? Ich hab Dich nicht verstanden!?"
This is how it goes in London ...

London Landin' & das sechshundertneunundsechzigste Gedicht

London aus der Luft

Nicht gern geseh'n ...

... in der District-Line
Ständig "Miststück!" schrei'n
In der Jubilee-Line
Einen Bubbletea spei'n
In der Bakerloo-Line
Nochmals Bubbletea spei'n

Wer solche Zeichen setzen muss
Der nimmt doch besser gleich den Bus!

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