Feuer

Verse für die Choleriker, denen man Feuer, Sommer, Mittag und die Adoleszenz zuordnet.
Die appellativen und derben Gedichte.
Vom Schmägedicht bis zur Gossenlyrik. Auch mit einem Gedicht von Julia Engelmann, von mir selbst geschrieben.

Sollte Ihnen ein hier eingereihtes Gedicht eher den anderen Kategorien Erde, Luft oder Wasser entsprechen, bitte ich, mir eine Nachricht über www.hirnpoma.de zukommen zu lassen!

Fés & das eintausendneunhundertsechste Gedicht

Blick auf die Médina von Fez

Weg der Erkenntnis

Und immer wanken Topographen
Den Wirrwarr‘n hoffnungshinterher.
Entwürfe, die sie schon verwarfen,
Zerknüllen ihr Erkenntnismeer.
„Aber Wasser ist nicht faltbar!“,
Tönt es trotzigneunmalklug -
Um Schlag Acht ist nicht haltbar
Der Versuche Neuversuch.

Färberei & das eintausendneunhundertvierte Gedicht

Textilfarben in einem Souk in Chefchaouen

Würze des Reisens

Wird dieses Gewürz im Daheim nochmals schmecken?
Oder uninspiriert fade Breichen bedecken,
Auf ewig den Klecks der Exotik verstecken?

Wird es irgendwer von deinen Gästen wohl checken,
Wieviel Pfunde der Ferne im Nachgeschmack necken,
Um dann nach genussvollstem Fingerbeschlecken
In Demut den lobenden Daumen zu recken?

Oder kann diese Würze nur eines bezwecken:
In dir die Erinn'rung ans Fortsein zu wecken?

Warschauer Straße & das eintausendneunhundertzweite Gedicht

Blick auf den S-Bahnhof Warschauer Straße

Istzustand vs. Warschauer Straße

Warschauer Straße,
Schau', Du wars' ma'
Sechsträngig gängiger Umschlagplatz.

Doch man hat Dich
Ratzefatz

Zu NullAchtFuffzehn degradiert,
Mit Billigrampen ramponiert.

Und plötzlich soll jeder hier zweigleisig fahr'n
Und kann sich die geistige Mitarbeit spar'n.

Am Bauwerk versündigt,
Den Fahrgast entmündigt -
Vielleicht heißt In-die-Zukunft-Schau'n
Bloß geistig/gleisig abzubau'n.

Rabat Beach & das eintausendneunhundertste Gedicht

Blick auf den Strand von Rabat

Afterworkbar (Der erste Menkenkevers)

Zu viel Menkenke, zu wenig Getränke -
Ich denke, es fehlt mir an Flair in der Schenke!

Königspalast Rabat & das eintausendachthundertneunundneunzigste Gedicht

Eingan zum Königspalast von Rabat

Reptilienstepper

Wir tanzen auf den Rücken von Krokodilen
Und jeder verlor schon ein Bein.
Wir zählen uns beide als manche von vielen,
Denn man tanzt ja nicht gerne allein.

Und wir komm'n nicht umhin, uns einander zu danken,
Aneinander gelehnt nicht mehr kritisch zu schwanken -
Wär'n wir auch prinzipiell bereit
Zu früh bestand'ner Wackligkeit.

Ob wir je zurück an das Ufer gelangen?
Ob ich einbeinig doch besser flieg?

Wenn andre auch um unsre Sicherheit bangen -
Noch immer läuft unsre Musik!

Magdeburger Dom & das eintausendachthundertvierundneunzigste Gedicht

Magdeburger Dom

Für das Abendthema des Lesebühnenwettbewerbs in Magdeburg, UNESCO-Welterbe, habe ich den Refrain vom Poetry & Parade Abschiedssong "Föhn" entsprechend dem jüngsten Welterbe - Bedeutende Kurstädte Europas - umgedichtet.

Föhn goes Kur

Kur - Kur - Kur
Stressvermeidung pur
Wir trinken Wasser mit Furzgestank
Sind vor Entspannung krank

Neoberlin & das eintausendachthundertdreiundneunzigste Gedicht

In der Eingangshalle des Humboldt-Forums

Stadtteiler Zweizeiler: Prenzlauer Berg

Prenz'lberger stöh'n, wenn's Ärger ob des Nachbarns Nachtbar gibt!
Vor die man zunächst 'nen Riegel, dann den Kinderwagen schiebt.

13 & das eintausendachthundertzweiundneunzigste Gedicht

Pappelallee

Gerade ein Mahnmal umstreunt das Vergessen.
ein Schrei ist ein Schrei ist ein Schrei
Was sorgsam in brutalen Zahlen vermessen,
Borgt uns spröde Tablettchen, bedruckt mit "Verzeih!".

Man kann einen vordem geharkten Pfad harken.
ein Schrei ist ein Schrei ist ein Schrei
Man kann all die Reue am Pavillion parken,
Aber die mit dabei war'n, sind nicht mehr dabei.

Die Mathematik lässt sich immer vererben,
Auch Repliken von "Arbeit macht frei",
Erinnern, gemahnen wie weitere Verben.
ein Schrei ist ein Schrei ist ein Schrei

Paradiesstille & das eintausendachthundertneunundachtzigste Gedicht

Schnelle Tage

Frühmorgens hält sich der Tag noch an die Zeit,
Gen Mittag erhebt er die Peitsche und schreit:

"Sputet los, ihr müden Minuten und Stunden,
Scheucht den Tag in die Dunkelheit, dass er verschwunden

Ist, bevor die To-Do-List sich leert -
Damit sich Lebenszweifel mehrt!

Weil man nichts wirklich hinkriegt und nichts voll vollbringt,
Eh dass die Nacht zum Abschied winkt -
Schon ahnend, dass, wenn's wieder tagt,
Man abermals samt Plan versagt!"

Fès Citystorch & das eintausendachthundertdreiundachtzigste Gedicht

Storchennest in der Medina von Fes

Kalif Storch

Es wurde wohl etwas zu lange gelacht,
Um das Zauberwort sich zu behalten.
Nun fehlt die in Märchen vergangene Macht:
Wir werden nie wieder die Alten.

Wir nisten jetzt im höchsten Punkt unsres Baus,
Während drinnen die Nachfolger feiern,
Und schauen in Demut nach Eulenkot aus.
Doch finden nur welchen von Geiern.

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