Bevor es in die österreichischen Berge geht, noch etwas Wind von der Nordsee:
Die Nassforschen
Wir heuern an beim Schwesterschiff
Erneuern noch mit letztem Schliff
Die Liftings unsrer Entourage
Das Plan-Getäu, die Takelage
Und stechen als Schon-mal-Gesunk’ne in See
Losch Pech auch die Lunte der alten Idee
Die Neue scheint vermeintlich groß
Drum Segel setzen, Leinen los!
Die noch triefende Kleidung beföhnt uns der Fahrtwind
Weil ich Thüringen immer schon das landschaftlich schönste Bundesland nenne, Rainald Grebe (in Vertretung vieler) nicht mag und sich dies schicksalhaft in dessen Lied „Thüringen“ zu einem Gesamtmurren’n’Schnurren sammelt, hier eine Zusammenfassung als Gedicht.
Die Rache der Prärie
Für Thüringen
Umbringen
Könnte man,
Einverstan-
-den, den überheb-, gräss- und gewöhnlichen Grebe
Weil dummbeifallsüchtiges Flachwitzesingen
Grund genug nimmt, dass er weiters wohlgemut lebe …
Nun
Durch die Saale-Schleifen läuft kein RTL II
Und die einfachsten Scherzchen geh’n meist schnell vorbei
Wettertragödien, vermieste Feste. Aber das kann auch vielleicht das Beste sein, was passieren konnte.
Feste, die ins Wasser fallen
All den Festen, die ins Wasser fallen
Bleibt die nicht widerlegte Verheißung erhalten
Sie wären die besten Feste von allen
Gewesen, sofern sie von weniger kalten
Regenfällen gesegnet gewesen …
Dies sind – wie gesagt – auch berechtigte Thesen
Denn schließlich war, wie jammerschade
Klar das Wetter ohne Gnade
So scheint manches Mal das gescholtene Wetter
Missratenen Festen willkommen als Retter
Alle wollen sich hier erholen
Hier erholen wollen sich alle
Alte toll’n herum wie Fohlen
Promenier’n mit frohem Schalle
Dass sich dran die Jungen laben
Solche Restzeit noch zu haben
Selig streckt sich der Spazierweg
Uns wohlgefällig das Altern zu mildern …
Spröde Pragmatik nennt das vielleicht Irrweg
Doch krönt den Genuss ja sein Wird-nichts-Verhindern
Noch ein Nachschlag vom Saale-Spaziergang. Mit sonnigem Gruß von der Statue der Lesenden.
Dessert not Desert
Betrachte mit Nachsicht die Nachtisch-Verächter
Die „Hauptsache Hauptgang“-Gang isst so viel schlechter!
Denn das bessere Essen beseelt das Dessert
Ist dem kundigen Munde ein Mindestverzehr
Gibt nach Fastfutterfadheit Dir Süße zurück
Ist genüsslich den Müßiggang küssendes Glück
Wer mag sich in Patisseriekunst versenken
Wer ruft nur heroisch „Ach nein, ich entsage
Will mich auf Asketen-Diäten beschränken!“?
Angekommen. Und jetzt: Vier Auftritte auf Sardinien.
Statt Stadt
Die haben hier Kakteen und Palmen
Wir kauern auf bekackten Halmen …
Ob ich eher auf Mäher oder mehr so auf Meer steh‘?
Ob ich scharf werde, wenn ich ’ne Schafherde anseh‘?
Mann, bis spät in die Nacht lacht hier Sonnenlichtzauber
Da mach‘ ich mich sonst für die Frühschicht schon sauber!
Ach, wär’s so, dass ich Firma nenn‘
Der Insel Sternenfirmament
Die Karelische Pirogge (Pirakka) ist hier eine wichtige Grundlage meiner tagtäglichen Mästung. Gerne in ihrer schmucklosen Urform. Warum eigentlich?
Pirakka
Die Pirakka schmeckt wie ein junges Versprechen
Die Geschmacksknospen maulen: „Öhm, kommt da noch was?!“
Wenn roggenmehlsämig Erwartungen brechen
Döst nur noch die Haptik zu geltendem Maß
So würzt Zurückgenommenheit
Dies kleine Stück Vollkommenheit
Zu ’nem Etwas, das wie nichts fast schmeckt
Macht die mulmige Speise
Zum Start einer Reise
Auf der man nicht einfach von selbst was entdeckt
Mal wieder in Berlin. Und endlich mal wieder in der Ritter Butzke. Nach dreimal Schwänzen.
Ritter sein
Ich würd‘ ja gern ein Ritter sein
Dann tränke ich zwei Liter Wein
Bloß um im nächsten Schritt zu schrei’n:
„Da passt auch noch ein dritter rein!“
Dann tät‘ – um wieder fit zu sein
Ich in den Pool von Britta spei’n
Die schaute wohl verbittert drein
Doch ich, ich würde Ritter sein
Wenn wer vor Wut entrüstet‘ sich
Stünd‘ immer gut gerüstet ich
Ewiges Zwischenstoppziel Berlin. So undankbar wird von mir vermutlich keine Stadt bereist. Es ist das Wissen um die stete Wiederkehr. Welches gleichsam als Kompliment gedeutet werden darf.
Fremdschaftsgrade
Berlin, ick kenn dir, biste mir
Ooch manchmal zu veränderlich
Ick finde mir zurecht in dir
Wie sons in andre Länder nich
Da wollen welche gleich entgegnen
Anstatt den Text so abzusegnen:
Ditt andre Lända fremda wär’n
Ditt wär ja nich verwundalich
Da kennen wohl die Dam’n’un’Herr’n
Dich Hund von einer Stadt noch nich
Amsterdam by night. Aber natürlich im Bereich der Fiktion (ich bitte, an dieser Stelle nicht nach einem Wortwitz zu suchen. So weit sind wir noch nicht.).
Fast treu (In De Wallen)
Beim Betrachten der Grachten
Begann ich zu schmachten
Da sprach – wenig sachlich
‚Ne Dame vom Fach mich
Fast nackig auf ’nen Nachtisch an
„Sachte, Freund, sachte!“ sagte ich mir
Verbrachte die Nacht aber trotzdem mit ihr