Frank Klötgen – Post Poetry Slam – immer frische Gedichte & Fotos

Seit 2016. Auf Globetrotter-Slam-Tour durch bislang 36 Länder auf 5 Kontinenten

Einakter

Alles, was zwölf Zeilen überschreitet.


  • BVG & das sechshunderteinundachtzigste Gedicht

    BVG U-Bahnhalt

    Berlin an guten Tagen

    Berlin an guten Tagen ist
    Wie wenn man warmen Honig frisst
    Und Musen schmusend danach gieren
    Dich, Dichterwicht, zu inspirieren
    Für immerdar
    Ambrosia
    Und Fräuleins
    Die an ungestörten
    Orten sportlich unerhörten
    Wohlgefallen auf dich schwallen
    Selbst die U-Bahn empfängt dich mit offenen Armen
    Alles spielt hier kokett nach des Zufalls Erbarmen
    Ständig geküsst von Laternenschein-Milde
    Schnurrt die Nacht um den Tag
    Und die Nacht ist ’ne Wilde

    Doch von dir werd ich immer gezwungen zu sagen
    Wie Berlin ist an wen’jer gelungenen Tagen

    Nun,
    Nicht so gelungen. Aber das dann mal richtig!
    Nur drei Tage später ist’s auch nicht mehr wichtig


  • Karl-Marx-Allee & das sechshundertachtzigste Gedicht

    Karl-Marx-Allee

    Ich bau‘ dir ein Schloss

    … ans Ende der Karl-Marx-Allee!
    Wär‘ das nicht der aller Entrées ihr Entrée?
    Ein jeder käm‘ uns noch von sonstwo entgegen
    Um nur einmal sich dortlängs hinfortzubewegen
    Alles pro Promenieren und Boulevardieren
    Per flachem Flanieren dem Trott trottoiren

    Und halt manchmal auch einfach nur gradwegs spazieren

    Mit Upgrade-Gezwirntem mittenmang
    Wer sich geh’n lässt, ergibt sich dem Droschkenzwang
    Hei, da grüßt schon recht stramm die Strausberger Garde
    Man hält sich an Restkandelabern gerade
    Und im bersteinrostgoldenen Lichtergewühle
    Beschleichen uns schlendernd noch Torschluss-Gefühle

    Da fühlt sich der Streuner wie ein Burgherr in spe
    Auch wenn hier kein Schloss steht – Kerl, wat’n Entrée!


  • Herbsterben & das sechshundertachtundsiebzigste Gedicht

    Herbstlaub

    Ein Letztes

    Dieses Feld trägt noch immer die Sonne
    Doch es hat sich im Kopf schon getrennt
    Es strahlt in der üppigsten Wonne
    Die sich in sich selber verbrennt
    Noch wabert die fröhliche Zeit
    Im frecher fröstelnden Dunst
    Schon greift vom Waldrand aus weit
    Des Winters grobe Kunst
    Der malt ohne Farben
    Schon löscht er, was bunt
    Wir jedoch haben
    Noch ohne Grund
    Angst ums Jetzt – es
    Hält sich matt
    Manch letztes
    Blatt

    Mehr Herbstgedichte


  • Tate Modern & das sechshundertsechsundsechzigste Gedicht

    Tate Modern

    666

    Lass unsrer Körper Rohheit noch weiter vergröbern
    In Stumpfheit und Dumpfen akribischstens stöbern
    Unsre Eintönigkeit soll vernichtender wüten
    Und fortwährend nur das Entsetzlichste brüten

    Uns verfinstert die Schwärze von Abgrund und Fäule
    Das Schnauben der apokalyptischen Gäule
    Wir woll’n rücksichtslos jedweden Zustand zerstören
    Und uns dem Ruin wie dem Abgrund verschwören

    Unser katastrophales Dahinvegetieren
    Wird tödliche Unruhe kontaminieren
    Und den tödlichen Wahn, auf dem lässig wir gleiten
    Besprenkeln bald Gehässigkeiten

    Wir sind von neuem Unglück erschütterte Wesen
    Von Qualen und Fürchterlichkeiten erlesen
    Anstatt zerbrechlich woll’n wir nun verbrecherisch sein
    Und Widerwärtigkeiten spei’n

    Von verzagenden Balken ward unlängst berichtet
    Die grundlos von Armut zugrunde gerichtet
    Man beklagt sich bei uns sichtlich entrüstet: „Warum?“
    Drum.


  • Ammersee Südspitze & das sechshundertsiebenundfünfzigste Gedicht

    Ammersee Südspitze

    Der Kuss

    „Hilf mir! Hilf!“, rief’s aus dem Schilf
    „Ich bin ’ne verwunsch’ne Milf!
    Nur ein Kuss kann mich erlösen
    Von dem Fluch, der einem bösen
    Zauberer dereinst entfuhr!“

    Ich besann mich, rief retour:
    „Böte ich um deiner Nöte
    Meine Lippen dar dir, Kröte
    Wäre es nicht nachgerade
    Um den raren Zauber schade
    Der dem Ufer innewohnt?

    Wie würd‘ uns solch Schritt gelohnt
    Sagte ich: ‚Okay, da helf i!‘?
    Zur Erinn’rung gäb’s ein Selfie –
    Doch beraubt wär dieser Platz
    Um den insgeheimen Schatz!“

    Und leicht mäulig durchheulte die Halme ein Wind …
    Doch wir wissen jetzt, wo wir uns finden, mein Kind!


  • Charlottenburg & das sechshundertdreiundfünfzigste Gedicht

    Straße in Charlottenburg

    Wandrers Nachtlied. Der Spreepark-Remix

    Über allen Schienen
    Ist Ruh,
    Und in bemoosten Fahrkabinen
    Ahnest du
    Schlummern Fahrtwindturbulenzen.
    Alle Statik
    Starrt und knarrt
    Dir und uns den Riesenrat:
    Jeder stößt an seine Grenzen.

    Vor dem Tore: Kassenhäuschen.
    Die warten schon lange
    Auf Wärter und Schlange
    Und wundern sich: Kerl, wat’n krasset Päuschen!

    Hier liegt
    Des Vergnügens Mumie
    Zu Ruinen aufgebahrt;
    Die Dinos verrotten im Walde.

    Warte nur, balde
    endet auch für dich die Fahrt.


  • Hanuman-Languren & das sechshundertvierundvierzigste Gedicht

    Hanuman-Languren

    Ripostegedicht zum berlinerischen Kindergedicht „Der Klops“

    Der Leberkäs

    Da hock i, ess an Leberkäs
    Es klopft, i brumm: „Wer’s’n’dös?
    Zur Brotzeit kimmt mia keina nei!“
    I öffne nur mei Maul und schrei:
    „Schleich di, du Lackl, sonst gibt’s a Fotzn
    Mann, isch tu disch inne Fresse rotzen!“
    Und weitaus noch weniger freundliche Sachen
    Entfahren samt Leberkäs-Fetzn mei’m Rachen
    „Ja, mei“, denk i, i denk: „ja, mei
    Wos’n dös jetzt fia a bleedes Geschrei
    Mit dem man mia hia mei Brotzeit versaut?!“
    Ers war es leis, nu is es laut …
    Und i denk, wo i grad mei Pistoln schon wollt zieh‘:
    „Der, wo hia schreit – dös bin ja i!“


  • Shiv Niwas Palace & das sechshundertdreiundvierzigste Gedicht

    Shiv Niwas Palace

    Ich, Maharadsch

    Der Maharadsch
    Kommt zurück von der Haddsch
    Erfreut sich am Glück seines Reichtums und – platsch!
    Klatscht er bäuchlings und glatt in das Wasserspiel rein
    Ganz sanft in die Arme vom marmornen Stein
    Und er prustet vor Spaß in des Spülwassers Gischt
    Bis die Dienerschaft anrauscht und rasch ihm auf tischt:
    Die Erlesenheit tausend und einzweier Nacht
    Die köstlich garniert auf des Essgeschirrs Pracht
    Vom Dekors porzellaner Schalen beschosst
    In neckischen Häppchen den Körper liebkost

    „Herr, herrlich ist es, Herr zu sein
    Und durch das Mehr den hehren Schein
    Um einen Strahl zu überbieten
    Den Garten Eden anzumieten!
    Wenn man Gottes Gaben nicht wahllos verteilt
    Und all ihre Pracht nur bei einem verweilt
    Lässt der Reichtum der Welt sich erst richtig versteh’n
    Und in dem ihm schmeichelnden Lichte beseh’n
    Dass all das nur mir gehört, macht daher Sinn
    Dies alles, es gehört hier hin!
    Ich bewahr als Maharadscha
    Anmut vor der Brut der Grapscher!“


  • Worli Sea Link & das sechshundertachtunddreißigste Gedicht

    Worli Sea Link

    Pah!

    Liebe Jogger und -innen – da rast’er!
    Immer zwei Schritte schneller als ich, der Flaneur
    Seid ein Pornofilm-japsendes Optikdesaster
    Ich trag eure Schleppe voll Arbeitsodeur
    Durch den an eurem Anblick erkrankenden Park
    Den ich selbst kaum in Anspruch zu nehmen noch wag
    Stiebt doch aus jedem Turnschuhtritt
    Der Vorwurf: „Nun, ich halt mich fit!“

    Ich werd anstatt zum Läuferleben
    Doch eh’r zu dem der Säufer streben
    Die zerstören sich selbst anstatt andre zu stören
    Sind viel eleganter als trimmdumpfe Möhren
    Der’n wackres Ackern unverhohlen
    Sich abmüht, um mich einzuholen

    Pah! Zur Herrlichkeit führt nur die Spur
    Der ehrlichen Spazierkultur


  • Les Colombes & das sechshundertdreizehnte Gedicht

    Les Colombes in der Heilig Geist Kirche

    Von Herzen (doch im kleinen Rahmen)

    Ich kaufte meiner alten Mutter
    Eine Schaufel Taubenfutter

    Auch eine Traubenzuckertafel
    Verkraftete noch das Geburtstagsbudget
    Einschließlich eines – laut Packungsgeschwafel –
    Tagesbedarfes an Vitamin C

    „So“, sagte ich
    „Das ist beides für Dich!“

    Eine Schaufel voller Futter –
    Gutes, das auch Tauben schmeckt!
    Plus der Trauben Zucker, Mutter –
    Wo noch Vitamin drin steckt!

    „Ach, ich bat Dich doch nicht so viel auszugeben …!“
    Ich nick‘ nur mit Blick auf die Sachen, sag: „Eben!“


Die 254 Städte/Länder der Fotos (2016-2025)


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