Wohin mit Essen?
Dort, Mund! Hamm.
Was ich mir in mein Mäulchen ramm‘
Ist mitunter richtig viel
Und erfordert wenig Stil
Wird abgeschmackt mit Pommes Schranke
Drum vorab ein frommes Danke
An den Schwerverdauungstrakt
Dass er auch die Frikka packt
Dann ist mir der Hauptgang Wurst
Pilsken löscht den Pennerdurst
Manna vom Friteusengott
Kommt gut an bei uns im Pott!
Denn das rutscht gut durch den Magen
Grad, wenn man sich’s pur reinzieht
Spürt man Fettes Unbehagen
Und sein inn’res Ruhrgebiet
Ein Tief überm Hochofen Duisburg-Nord.
Sieht aus, als geschieht hier heut Nacht noch ein Mord …
Fauchend stiebt Glut sich durch Eisen und Schlacke,
Ein Schummel-Schimanski seufzt planlos: „Attacke!“
Und das Tief schaufelt Wolken aus Finsternis.
Schummrig erzählen erwählte Relikte,
Von Marxloh schrillt willig ein türkisches Fest,
Am Straßenrand lungern nach Hochfeld Geschickte,
Und stets flüstert einer: „Das ist nur ein Test!“
Ständig bleckt der Überbiss.
Und dann ist auch das wieder alles Geschichte.
Als Tatort verdorrt – nur noch Hort der Gedichte
Von Arbeit, Arbeit, Migration,
Vom Strandurlaub im Ungewiss –
Wer länger bleibt, der kennt es schon.
Du zerbrechlichster Sprössling der Tagesschicht
versprichst du dir Sprossen? Hier kommt ein Gedicht:
Es scheint dir so artfremd – das Tollen und Zanken
Tja, seine Familie sucht sich niemand aus
Beschwerde führt schüchtern ein wisperndes Janken
so zartig, so artig, so „Hältst du’s noch aus?“
Man sorgt sich doch unweigerlich:
Ist die Welt nicht gefährlich für einen wie dich?
Ob hier am Busen der Natur
für einen Bambuszwerglemur
der Wind nicht gar zu garstig weht
wo alles sich um Darwin dreht?
Doch dessen Herz konntest du scheinbar erweichen
Das mag zum Überleben reichen
Dieses tolgepatschelte Hupfgesacke
dieses hoppladihoppelnde Hickedihacke
… gebührte dir die ganze Ehre
erlauchter Dornen-Eminenz
von weiserweißer Exzellenz
So superduper, so perwollig
du personifiziertes Drollig
huschst schwere- und lautlos auf samtenen Pfoten
mit höchster Höhen Haltungsnoten
In den Wipfeln bewegst du dich allzu schön
Ich sehe was, was du nicht siehst, und das ist: grau.
Das Haus dort am See? Nö. Die Berge? Genau!
Außerdem noch: Die Wiese, der gestrige Stau,
Die Kühe, die Sonne, der See – alles grau!
Ich sehe was, was du nicht siehst, und das ist: bunt.
Ja, Kerl, dat is Käse – du lügst doch, du Hund!
(Wir steh’n vorm erloschenen Hochofenschlund)
Dies Metallischmattgraue, dies gräuliche Schwatt
Der düstere Himmel, die hässliche Stadt
Von hier oben ins schwärzliche Nichts zu seh’n und
Sich dran zu erfreuen, na, das nenn ich: bunt.
Hinten bei den Teppichstangen
Hab’n wir früher abgehangen –
Für uns gab’s sonst nichts zu tun –
Lauschten, was der Nachbar schaut:
„Mensch, stell‘ den Kasten nich‘ so laut!“
„Dann hör‘ doch weg, Du blödet Huhn!“
Dann kam Euer Umzug – ich selbst blieb noch lange.
Doch nie hing ein Teppich dort über der Stange.
Der Rost hat sie dann abgebaut –
Und ich, ich hab‘ TV geschaut.
Hinten heraus, da ist München so klein
Da ist München noch nicht einmal Stadt
Da kannst du dein Zeter und Mordio schrei’n
Da fahren die Pendler dich platt
Hinten heraus, da wird nicht gezählt
Da hat man sein Leben nicht selber gewählt
Da loggt man als Ziel ein:
„Ich möchte mobil sein!“
Um zu bleiben bei dem, was man hat
Anschluss Mannheim, vier Minuten
Umsteigzeit. Das heißt: sich sputen!
Nur heißt’s auch bei fünfzig Prozent meiner Fahrten:
„Der Zug nach Berlin konnte leider nicht warten“
Sechzig Minuten im Bahnhofsgebäude
den Dealern von Kaffee und Brötchen zur Freude
Die bilden die Lobby, so lässt sich vermuten
für anschlussausschließende Umsteigminuten