Ilha Grande & das zweitausenddreihundertvierundvierzigste Gedicht

Die Hauptstraße von Abraão

Ein weiterer Songtext fürs nächste Marilyn‘s Army Album.

Kein Zurück in deine Welt

Kein Zurück in deine Welt,
Selbst wunde Punkte: ausgeräumt!
Nichts fügt sich mehr bereitgestellt,
Nichts scheint von Treueschwür'n umsäumt!

Schon flirtet hier alles mit all'm
Und man steht auf Zuruf stramm.
Es flirtet hier alles mit all'm
Und ich frag mich, mit wem bin ich jetzt zusamm'm

Dein Zurück in keine Welt –
Alle Illusion'n sind leergeträumt!
Die Notausgänge sind zugestellt,
Es harrt dein Mustang ungezäumt.

Du bist

doch Zurück in deiner Welt –
Du hast dich redlich aufgebäumt!
Du lebst jetzt wieder unverstellt,
Da um dich rum der Wandel schäumt.

Da um dich rum der Wandel schäumt.
Du bist zurück in deiner Welt

Und dort, dort flirtet noch alles mit all'm
Und man steht auf Zuruf stramm.
Dort flirtet noch alles mit all'm
Und es steht dir zu, das alles zu verdamm'm

Cataguases & das zweitausenddreihundertdreiundvierzigste Gedicht

Strand von Cataguases bei Ilha Grande

Ein Songtext fürs nächste Marilyn‘s Army Album.

Stille bevor jemand schreit

Es ist viel zu lang her und zudem:
Kein Problem übersteht ohne Willen die Zeit.
Es tat gut dich zu seh'n,
Wenn wir geh'n,
Zeigt sich: Wer ist zu wieviel bereit.
Es gilt von jetzt bis nächstes Jahr:
Alles ist umkehrbar.
Ein alter Stolz dimmt zum „Naja, hey?!“
Und gleich, was vom Vordem man verzeiht
Einigkeit
Ist die Stille, bevor jemand schreit.

Es ändern sich selten
Bestehende Welten
Das hat sich schon sehr oft gezeigt.
Wir sind vor deinen Thesen
Mal Freunde gewesen –
Doch du hast es leider vergeigt!
Diese Zeit von uns zwei
Ist auf immer vorbei. Bis zuletzt.

Und Metamorphosen
In wirksamen Dosen
Sind rarer als jedes Extrem.
Und das bin ja nicht ich –
Du nimmst zu wichtig!
Und richtig: Das ist ein Problem!
Die Zeit von uns zwei
Ist auf immer vorbei. Bis zuletzt.

Denn es ist viel zu lang her und zudem:
Kein Problem übersteht ohne Willen die Zeit.
Es tat gut dich zu seh'n,
Wenn wir geh'n,
Zeigt sich: Wer ist zu wieviel bereit.
Es gilt von jetzt bis nächstes Jahr:
Alles ist umkehrbar.
Ein alter Stolz dimmt zum „Naja, hey?!“
Und gleich, was vom Vordem man verzeiht
Einigkeit
Ist die Stille, bevor jemand schreit.

Itaipu & das zweitausenddreihundertzweiundvierzigste Gedicht

Der Itaipu-Staudamm bei Foz de Iguazú

Lämmer & Dämme

Wenn alle Dämme brechen,
Weil Lämmer sich erfrechen,
Sie tief und massiv abzugrasen -
Dabei auch Lehm und Stein frasen
(und schließlich gar noch das Eszett),
Macht solch vermess'nes Essen fett.

Sie - ich dachte, das erwähn' ich -
Sind darin dem Menschen ähnlich.

Iguazú-Tukan & das zweitausenddreihunderteinundvierzigste Gedicht

Tukan bei den Iguazu-Fällen

Dann spannt sich ein Regenbogen

Dann spannt sich ein Regenbogen
Übern Iguazú -
Ist entspannt ganz ohne Drogen
Und ein Spanner. So wie du.

Iguazú-Wasserfälle & das zweitausenddreihundertvierzigste Gedicht

Iguazu-Fälle von der brasilianischen Seite beim Rekordhochwasser

Stürzende Wasser, privat

Braune Wasser stürzen tief -
Ich begrüße das massiv,
Seh mich nie dran satt.

Fast scheint's, dass da im wüsten Schwallen
Alle Wasser anders fallen -
Was dann doch was hat!

Wenn auch mal im Wellenschwären
Manche Formen gleich sich wären,
Würd ich's gar nicht seh'n!

Das bändigt meinen Eindruck nich'
Letzten Endes blendet mich:
Ständiges Gescheh'n.

(Muss man nich' versteh'n)

Capybara & das zweitausenddreihundertneununddreißigste Gedicht

Wasserschweine am Itaipu-Staudamm

Schokoladentieretiere

Schokoladentieretiere
Sind Hasen und Insekten -
Nicht Kühe oder Schweine,
Die uns fleischlich immer schmeckten.

Macht uns die Milch voll Kakao
Denn treulos blind beim Essen,
Dass wir so vollends zuckerschwirr
Die Zuckenden vergessen?

Nun gießt die Sauen, gießt den Ochs
In Form'n der Schokolade -
Für Käfer, Bienen, Kerbgetier
Ist die Substanz zu schade!

Botinas & das zweitausenddreihundertachtunddreißigste Gedicht

Inselchen an der Botinas Bucht bei Ilha Grande

Furzende Jugendliche

Furzende Jugendliche sind meistens ganz leise
Und duften in Grüppchen ihr Viertelchen scharf.
Sie rüpeln sich aufwärts mit hörbarer Meise -
Sind in der Erfüllungswucht voller Bedarf.
Und furzen und furzen und bleiben dabei,
Erzählt auch der Rektor: "Nun geht - ihr seid frei!"

Furzende Jugendliche bleiben als Sorge besteh'n,
Ihr Hier-Sein in keinerlei Morgen zu dreh'n.
Man fragt: "Wollt ihr Pommes?" - sie furzen und lachen.
Und Welt muss sich dreh'n trotz solch störrischer Sachen.
Und sie dreht sich! Und die Jugend wird furzen und furzen.

Es greift jeder Vorwurf auch etwas zu kurz, denn
Wir hab'n uns ärschlich längst pazifiziert,
In mancherlei Nachhinein niedergeniert.

Was hat Pubertät an uns übelst gerochen!

Ich fühl trotz der Knackser mich noch nicht gebrochen
Und in Wellnesshotel lass ich oft einen geh'n -
Als konnte das Heute mein Früher versteh'n.

Lopes Mendez & das zweitausenddreihundertsiebenunddreißigste Gedicht

Am Strand Lopes Mendez auf der Ilha Grande

Switch

Vielleicht einfach mal sich auf 'nen Rhythmus einlassen,
Der nicht deinem Anspruch an Takten entspricht?
Es gibt so viel, damit könnt'st du dich befassen -
Doch vielleicht tust du's einfach mal nicht!

Dass augenblicklang gar nichts drängt
Zur Schnellerledigung,
Legt Chancen frei zu neuem Schwung -
Auch wenn sich was verrenkt.

Vielleicht einmal 'nen neuen Beat als frischen Sinn verspüren?
Du weißt zwar nicht wohin, womit - doch spürst: Er kann dich führen.

Blaubrustpipra & das zweitausenddreihundertsechsunddreißigste Gedicht

Blaubrustpipra bei Lopes Mendez

Zu einsam für ein schönes Lokal

Zu einsam für ein wirklich schönes Lokal,
Sitze ich froh nun im Stilkompromiss.
Ich bin mir für jeden Genuss zu egal -
So ohne Company der Miss.

Die halbschönen Sachen sind dann mein Verwöhnen,
Das "da schau her, na immerhin!" -
Für die Spitze und ihr heit'res Heiteitei löhnen,
Macht ohne dich so gar kein'n Sinn!

Mag nicht die Höhen des Geschmacks
Im Einzelgang erklimmen.
Und so genieß' ich etwas lax -
Und lass es preislich stimmen.

Weißbüschelaffen & das zweitausenddreihundertfünfunddreißigste Gedicht

Sagui- oder Weißbüschelaffen auf der Ilha Grande

Spätes Nachsitzen

Nun bin ich schon älter als einst meine Lehrer
Und frag' mich, was brächt' ich mir bei?
Wo fänd' ich den Zugang als Wissensvermehrer
Fürs üb-liche "Give it a try!"?

Schlurfende Gedankengänge,
Ohne Drall nach vorn -
Ob der Morgens-Aufsteh-Zwänge
Allen Flow verlor'n.

Konnten all die Pflichtlektüren
Mich zu den Gedichten führen?

Zumindest: Es wurden die Pfade gelegt
Zu Beeten, die seither man selbstbewusst pflegt.

Behaupt' ja gern und stur, ich hätt's
Mir selber beigebracht -
Liest das jetzt der Herr X, ich schätz',
Dass er nur herzlich lacht.

Nun bin ich schon älter als einst meine Lehrer
Und wie ihnen ist mir heute klar:
Es log meine Show als Aus-Trotz-Aufbehrer,
Wie formbar ich doch damals war.

Alle Rechte bei Hans-Peter Franz, der das Gedicht im Rahmen der Rio-Spendenaktion 2023 erstanden hat.

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