Wartburg & das neunundsiebzigste Gedicht

Wartburg Eisenach

Pflichtprogramm Eisenach: Einmal zur Wartburg hoch. Die Ursprungsslamlocation.

Die Sehnsucht der Steine

Eh die Wartburg Burg ward, war sie
Unbehauner Fels und quasi
Wie der Berg, den sie heut krönt

Manches Werden wird bestöhnt:
"Was soll das Gewese? Ich hab doch das Meine!"

Sieh dein Mühsal als Dienst für
Die Sehnsucht der Steine

Anmerkung zum Genus: Heute wird Mühsal nur noch als Femininum verwendet, früher konnte Mühsal indessen auch ein Neutrum sein.

Eisenach & das achtundsiebzigste Gedicht

Sommergewinn Eisenach

Sommergewinn Eisenach. "Gut Ei und Kikeriki!", Blütendreherei und Umzug. Kennt jeder in der Gegend und außerhalb niemand.

Sommergewinn, revisited

Beim Speiseeis denk' ich bald: Ach,
Du hattest doch recht, Eisenach!
Zwar später erst, doch immerhin
Fügt sich der Frost dem S-Gewinn

Club Zero Eisenach & das siebenundsiebzigste Gedicht

Club Zero Eisenach

Wer ahnt denn in der weiten Welt, dass sich ganz Eisenach während der Festlichkeiten des Sommergewinns mit "Gut Ei und Kikeriki!" begrüßt? Dieser aller Wahrscheinlichkeit nach exotischste Volkfest-Schlachtruf des Globus' lässt einen natürlich nicht unberührt, insbesondere, wenn man nach dem Auftritt noch in einer Kicker-Kneipe landet:

Gut Kickern

Ei, gut
Kickere i
Net
Nett
Allenfalls

Dass du dies, Dicker, nie
Vor halb Fünf in der Frühe ralls' ...!?

Rathen-Wehlen & das sechsundsiebzigste Gedicht

Bahnhof Stadt Wehlen

Irgendwo zwischen Rathen und Wehlen geschrieben, mit Schlamm am Schuh und Blick auf das Elbsandsteingebirge. Am Bahnhof Stadt Wehlen fotografiert, Selfie 2.0.

Wild West

Hier liegt die Prärie meiner Inspirationen
Ich weiß, dass da tausend Gedichte drin wohnen
Doch manchmal ist's so, dass - zu meinem Bedauern
Ihn'n all meine Worte vergeblich auflauern

Du fragst, ob an solch' Waidmannsleid ich mich störe?

Das gleitende Schreiten der Dichter-Flaneure
Zieht auch im leeren Schritt und Tritt
Sich stets ein Bild der Wildnis mit

Oscar & das fünfundsiebzigste Gedicht

Elbsandsteingebirge

Gedichtstau! Wer hätte das gedacht? Von der Ost-Tour am Wochenende schweben noch fast zehn Gedichte in der Warteschleife, aber die Nummer 75 soll doch ein Langtext sein - aus der neu entwickelten Reihe der Oscar-Balladen, die davon ausgeht, dass neue Balladenstoffe den optisch übermittelten Mythen entspringen könnten. Hier, mit optischem Rückblick auf den Mittagsspaziergang in der Sächsischen Schweiz am Freitag, Teil 1 der Ladies-Edition der Oscar-Balladen:

Nina Sayers (Black Swan, Natalie Portman)

Du bist der perfekteste Schwan, Nina!
Stiebt auch ins Idyllne des Lebens Intrige,
Bleibt Deine Verwandlung im Plan, Nina!
So stirbst du denn schließlich im höchsten der Siege.

Reut oder freut Dich das jähe Vergehen
Einer, die von der Spitze ins Eis eingebrochen?
Kannst Du Dich schon in ihren Fußstapfen drehen?
Du bist ihnen emsig entgegen gekrochen.

Kapp Dir knapp Deine Nägel in Mamas Nest,
Denn das Rosa der Haut - es muss unzerkratzt scheinen.
Eine Hand wird zur Kralle, sobald man sie lässt.
Hör wie plüschentwachsene Stofftiere greinen:

Da ist Blut in Deinem Schuh, Nina -
Du bist nicht die Richtige für diese Rolle!
Man sucht das Prinzesschen, doch Du, Nina,
Bewahrst Deine bestens bewährte Kontrolle!

Schaffst Du es, vom Ufer Dich abzustoßen?
Gibst Du Dich hin dem schwarzen Kleid?
Deine Lippen sie tragen die Farbe der Großen -
Auf Kosten Deiner Ehrlichkeit.

Sieh dort im Spiegel die Undankbarkeiten!
Wo ist nur Mamas Mädchen hin?
Möchtest Du Deinen Weg via Kränkung erstreiten,
Entnabelt für den Neubeginn?

Stetig verrät Dich der Schorf auf dem Rücken -
Es nährt ihn die Zerrissenheit.
Lässt der garstige Zwang sich durch nichts unterdrücken -
Bist du wohl zu alldem zu wenig bereit!

Königin könntest Du sein, Nina -
Also öffne die Flügel fürs dunklere Ich!
Im Nest war's behaglich und rein, Nina -
Nun entzieh Dich der Welt, die gewacht über Dich!

Wart nicht auf ein Morgen im alten Leben!
Alles, was jetzt geschieht, das entlockte Dein Ehrgeiz.
Der hat Dir seit jeher Kontrolle gegeben,
Doch nun liegt im Schwindel der Hingabe mehr Reiz.

Spür das fedrig Leichte der Abgründigkeit,
Neue Lust im Urinduft der Nachtclubtoilette,
Treib ins Leben und zeig Dich zu allem bereit,
Zerreiß Dir die Zeh'n für die Prachtpirouette,

Die Deinen Durchbruch markiert, Nina -
Und endlich entschwebst Du dem neidenden Reigen!
Noch scheinst Du uns etwas blockiert, Nina?
Du spürst die Verwandlung - kannst Du sie auch zeigen?

Macht das Licht wieder an - hier wird noch geprobt!
Denn die zweite Besetzung, sie steht immer bereit
Und Ersetzbarkeit wird nicht vom Erdball gelobt.
So gebär Deinen Zwilling und stell dich dem Fight!

Gib niemals zu, dass der Druck Dich vernichtet,
Sondern zwing dich, die Augen in Blut einzutauchen!
Du hast Deine rosige Heimstatt vernichtet,
Um als schwärzeste Schwänin zum Angriff zu fauchen.

Da tropft Blut von Deinem Kleid, Nina!
Dreh Dich wie im Trance zu des Publikums Tosen,
Genieß es als Lohn für Dein Leid, Nina,
Lass Dich von dem Beifallssturm zärtlich umkosen!

Der Spiegelsplitter steckt in Dir.
Doch du hast es gefühlt: Es war alles perfekt.
Die ganze Welt steht Dir Spalier,
Hat den flatternden Traum eines Lebens geschmeckt.

Du warst der perfekteste Schwan, Nina -
Doch wird Dein Triumph hier im Siege versiegen.
Du hast Deine Chance nicht vertan, Nina -
Das Sprungtuch, es fing Dich. Und nun bleibst du liegen.

Albertplatz & das vierundsiebzigste Gedicht

Dresden Kästner-Museum

Beim x-ten Dresden-Aufenthalt immer noch keinen Besuch des Kästner-Museums am Albertplatz eingebunden. Aber der Skulptur mit dem Zitat aus "Als ich kleiner Junge war" einen kurzen Besuch abgestattet.

Als ich ein kleiner Junge war

Als ich ein kleiner Junge war
Hab ich selbiges Buch Erich Kästners gelesen
Der war zwar selbst schon nicht mehr da
Und ist dennoch mir irgendwie nahe gewesen

Solltest du, Bub, im Papier mal verweilen
Da ich längst geworfen vom Rappen der Zeit
Schnapp dir die Zügel der passendsten Zeilen
Gib Spuren die Sporen, blick vorwärts und reit!

Kurzbesuche & das dreiundsiebzigste Gedicht

Stallhof Dresden

Kurz und bündig.

Locus Focus

Ziele Viele
Eins Deins

Dresden & das zweiundsiebzigste Gedicht

Altstadt Dresden

Der Slam in der Scheune Dresden. Top 3 der am häufigsten von mir besuchten Poetry Slams. Ab gestern Vergangenheit.

Verlustig

Heut hat im Gewühl auf den Brühlschen Terrassen
Mich sang- wie auch klanglos die Wehmut verlassen
Da stand ich nun plötzlich allein im Gewühl
So elendig fröhlich, ganz ohne Gefühl

Brandenburg & das einundsiebzigste Gedicht

Brandenburger Tor

Ins Brandenburger Umland gefahren, zur wunderbaren Potshow. Für Potsdam selbst war dann keine Zeit - schaue ich mir nächste Woche an. Solch ein Kratzen an der Oberfläche soll dann auch nicht mit Tiefgründigem überreizt werden:

Überfordert

... kommt sich der Brandenburger Tor
Beim Anblick einer Burka vor
Weil immer, wenn er drunter schaut
Die Braut ihm eine runterhaut

Pollock & das siebzigste Gedicht

Jackson Pollock, Mural

Berlin, Kunsthalle. Große Bilder, kleines Gedicht:

Mural (6,039 x 2,429 m)

Jackson Pollock packt seen Zollstock
Streckt sich stolz von Eck zu Eck
Sacht: "Zwofuffzich mal sechs Meter!"
Steckt den Zollstock wieder weg

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