Altenberg & das eintausendeinhundertdreiundneunzigste Gedicht

Zentrum Altenberg in Oberhausen

Letzte Nachricht aus der Verbannung

Keine Nachrichten mehr aus der Verbannung
Und das Grübeln im Felde stirbt aus.
Für den Lohn einer falschen Entspannung
Loopt ums Weltbild ein scharfer Applaus.

Das entwaffnende Bild einer Klarheit
Übertönt, was per se überhört.

Darin tollt ein Versprechen von Wahrheit
Und tilgt aus, was man hierfür zerstört.

Bach in Arn & das eintausendeinhundertzweiundneunzigste Gedicht

Bachstatue am Rathaus Arnstadt

Vers Tand

Ich habe dem Nichts mehr zu sagen
Und melde dem All es vorhanden,
Bin hin übers Irren in Fragen -
Doch werde meist nicht recht verstanden.

Themengärten & das eintausendeinhunderteinundneunzigste Gedicht

Im Botanischen Garten am Münsteraner Schloss

Wer?

Wann strandete ich vor solch steilen Klippen
Mit meinem als Schoner bezeichneten Boot,
Um jäh von der Kante zur Seite zu kippen?
Wann wand sich der Ausgleich vom pendelnden Lot?

Wann hat man klammheimlich die Lager geräumt,
Sich erlaubt zu vertau'n meine missliche Lage?
Wann hat man das Salz aus den Trümmern geschäumt?
Ist überhaupt "Wann?" die mich kümmernde Frage?

Prinzipalmarkt & das eintausendeinhundertneunzigste Gedicht

Der Prinzipalmarkt in Münster

Der Kuckuck

Ja, wenn so ein Kuckuck das Nachsehen hat,
Dann tut es gleich doppelt so weh!
Den Doppelkuck fuchzt‘s: „Bin vor Sehnsucht stets platt,
Wenn ich einen Siehssieh-Film seh -
Würd mich gern selbst mit Siehssieh trauen,
Anstatt nur guckguck zuzuschauen!“

Ja, wenn so ein Kuckuck das Nachsehen hat,
Dann plagt ihn das große Wehweh!
Das macht aus nem Au, au!
Nen blauzüngelnd Wau-Wau -
Als Chow-Chow sagt Siehssieh der Kuckuck Ade.

Botanischer Garten & das eintausendeinhundertneunundachtzigste Gedicht

Im Botanischen Garten am Münsteraner Schloss

Pista und Patzer

Pizzaboten liefern halt
Nicht in dichten Kiefernwald,
Lassen lieber ihre Pfoten
Von dem Platz, wo Kitze koten,
Die von roten Rickenzitzen
Gierig Rohmilch-Shots stibitzen.

Die Pizzaboten liefern stattdessen
Lieber in Städte die Delikatessen,
Wo bekiffte Showbiz-Spitzen
Schon als Kids sich Botox spritzen -
Zotenreich und witzig motzend
Vor die City-Bauten kotzend -
Wohlumworben von devoten
Pizzabotenidioten.

Waldbewohner wie -besitzer
Warten wie gewohnt auf Pizza.
Deren Boten liefern halt
Nicht in dichten Kiefernwald.

Dome & das eintausendeinhundertachtundachtzigste Gedicht

Der Münsteraner Dom

Uneindringlich (von Damen und Därmen)

Im bloßen Schoß, da lass dich nieder -
Mösenmenschen haben keine Glieder!

Schlossgarten & das eintausendeinhundertsiebenundachtzigste Gedicht

Im Botanischen Garten am Münsteraner Schloss

Verloren

Ich würd' fortan lieber in Schönheit mich ausruh'n,
Mich fläzen im reibungslosedlen Daheim!
Und was ich noch täte - ich könnt's im Zuhaus' tun
Und freut' mich gemütlich am formschönen Reim.
Ich ging' nie alleine und zeitig zu Bett,
Entnabelt auch vom Internet.

Ich hab' einen Platz für ein besseres Leben,

Doch platzier' meine Herzschläge immer daneben.

Neuaufbau & das eintausendeinhundertsechsundachtzigste Gedicht

Blick auf die Frauenkirche Dresden

Urlaub im Vakuum

Und das Ich! wird wieder mal größer geschrieben,
Derweil sie das Wir! simulieren
Und den letzten Rabatz aus den Freiräumen schieben
Aus purer Freud am Kasernieren.

Und die Blockwarte schreien auf Online-Geheiß:
"Ein Richtig! lässt sich stetig steigern!"

Tief in Kopfschüttelskepsis erschlägt mich ihr Fleiß.

Fast fliehe ich in das Verweigern.

Leipheim II & das eintausendeinhundertfünfundachtzigste Gedicht

Am Bahnhof Leipheim

Theseus

Ich habe mein Schiff vor dem Sinken gerettet,
Habe Planke um Planke durch Frischholz ersetzt,
Die Durchlässigkeit mit Lasuren befettet
Und schwimme nun wie runderneuert im Jetzt.

So trägt mich noch immer die alte Gestalt,
Da ich selbstüberholt endlich seetüchtig bin.

Bis mein Kurs sich verflüchtigt im schwellenden Bald
Und kein Wort sich noch fügt auf die Frage "Wohin?".

Donauwörth & das eintausendeinhundertvierundachtzigste Gedicht

Nebenarm der Wörnitz an der Insel Ried Donauwörth

Das Prophetische an Donauwörth

Zwei Stund' streunt ich durch Donauwörth - nein,
Nach anderthalb schon war dies Örtlein
Beseh'n. Wie manches andre
Durch das ich wohl noch wandre.

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Frank Klötgen - Post Poetry Slam - immer frische Gedichte & Fotos RSS abonnieren