Wasser

Verse für die Phlegmatiker, denen man Wasser, Winter, Nacht, Baby- und Greisenalter zuordnet.
Die beschreibenden und erzählenden Gedichte.
Von der Naturlyrik bis zu allen Längenvarianten der Ballade.

Sollte Ihnen ein hier eingereihtes Gedicht eher den anderen Kategorien Erde, Luft oder Feuer entsprechen, bitte ich, mir eine Nachricht über www.hirnpoma.de zukommen zu lassen!

Septembertiefe & das sechshundertvierundsechzigste Gedicht

Am Ammersee

Unter Stürzenden

Die Luft ist hier ein Kilo schwerer
Die Nächte fast elfmal so kalt
Hier zieht noch der Flächenbeteerer
Den Hut vor dem dräuenden Wald

Der Pfarrer fragt uns, wo es weh tut
Wir werden von jedem gegrüßt
Sind Brüder und Schwestern in Demut
Und haben für all das gebüßt

Wir schmecken lebendige Süße
Doch niemals ganz ohne Verdacht

Dir, Mutter, die herzlichsten Grüße
Ich wünsch dir 'ne bessere Nacht

Pichola See & das sechshundertfünfundvierzigste Gedicht

Pichola See Bei Uidapur

Ripostegedicht zu Erich Kästners "Maskenball im Hochgebirge"

Am Mittwoch nach Maskenball

Ab Mittwoch wär wieder was frei im Hotel
Und man freue sich auf den Besuch
Die Tanzabende vorerst zwar ohne Kapell'
Doch Schnee gäb's noch immer genug

Im Garten wär jetzt so ein Massengrab
Und auch manch totes Reh
Der Vollmond vom Maskenball nähm wieder ab
Im Gegensatz zum Schnee

Du zweifelst: "Vielleicht fahr'n wir doch nicht dorthin?
Der Hausherr heißt Erich, mein Bester ...
Ich bin in solch Vers-Tecken nich so gern drin
Denn der Mörder ist immer der Kästner!"

Hungrige Tiger & das sechshundertvierunddreißigste Gedicht

Im Golf von Bengalen

Tigerstaaten

Im Schatten einer neuen Welt
Die faktisch wie taktisch sich klüger aufstellt
Schleicht sich katzengleich tödlicher Unbestand an

Und er betet sein wissendes "Wir irgendwann!"

Schon stürmt es durch die Zeichen, es
Türmt sich Unverzeihliches
Unser Jetzt knibbelt längst am Vergangenem rum

Und das Netz der Geschmähten bewirbt sich gern um:

Das Königreich der Kleinigkeiten
Inklusive der in ihnen brütenden Weiten

Taj Mahal & das sechshundertzweiunddreißigste Gedicht

Taj Mahal

Taj Mahal

Ein aus Wolken gepurzeltes Sahnebaiser
Aus pudrig gerieselten strichzartem Schnee
Das steinhart erzählt vom symmetrischen Fall
Despotisch wie ein Eiskristall

Shahjahanabad & das sechshunderteinunddreißigste Gedicht

Gassen von Alt Delhi

Old Delhi

Diese Gassen verbannen den Autoverkehr
Und die Neuzeit schafft's auch nur als Blitz
All die Hektik zwängt sich als ein Dogma hierher
Der Trubel hat hier seinen Sitz

Sieh dich vor, dass an dir hier kein Rattenzahn nagt
Dass kein Tandrausch zerrt dich aus der Zeit
Jeder Sprung hier rein scheint so klein, dass man ihn wagt
Man sollte nur wissen, wie weit

Von den steten Gefährten weht's keinen hier lang
Und die Enge bleibt ewiglich fremd
Man hat fast alle Balken, doch keinen Empfang
Ein Salzband bemustert dein Hemd

Indien & das sechshundertsechsundzwanzigste Gedicht

Mumbai Worli

Mein Buch "Slammed!" benötigt einen Schlusssatz. Den hoffe ich in den nächsten drei Wochen in Indien zu finden.

Indien

Für "heimelig" und "schnuckelig"
Zu keimig und zu ruckelig
Für "Such dir doch ein and'res Land!"
Zu deliziös und int'ressant

Vogelinsel & das sechshundertvierundzwanzigste Gedicht

Altmühlsee Vogelinsel

Landmaus und Stadtmaus

Wie viel Gegend liegt wohl so im Nirgendwo rum
Ohne zu wissen, wieso?
Die mächtigsten Bäume haut's mittendrin um
Und niemand macht daraus 'ne Show

Doch die Orte, um die die Themen kreisen
Sie machen mit Allmacht in allem sich breit
Sie speichern das Wasvorzuweisen
In simulierter Ewigkeit

Forst & das sechshundertzweiundzwanzigste Gedicht

Pullacher Forst

Ripostegedicht zu "Mondnacht" von Joseph von Eichendorff.

Mondnacht bei Hausarrest

Der Eichendorff hat Hausarrest
Und einsam ist's im Wald
Heut lobt kein Vers das Blattgeäst
Als göttliche Gestalt

Die Linde rauscht bedeutungslos
Der Linda droht das Gleiche
So all des Sinnens Schwere bloß
Ohn' Dorffpatron der Eiche

Die Vögel weiten - nur zum Test
Die seelenlosen Flügel
Und alle finden Hausarrest
Viel grauslicher als Prügel

- Mehr Gedichte über Pflanzen und Natur -

Pullach & das sechshundertzwanzigste Gedicht

Maria in Pullach

6:20 Uhr, nach Öffnen des Fensters

Klammheimlich regt die Straße sich wieder
grummelt halbverreckt dumpf erste Tramfahrtenlieder
Mählich tastet heran früher Autoverkehr

Irgendwer in der Schlucht brüllt sein gestriges Mäulig
Der Rückfall ins Kissen, mein Gaumen schmeckt fäulig

Noch immer voll, noch immer leer

Les Colombes & das sechshundertdreizehnte Gedicht

Les Colombes in der Heilig Geist Kirche

Von Herzen (doch im kleinen Rahmen)

Ich kaufte meiner alten Mutter
Eine Schaufel Taubenfutter

Auch eine Traubenzuckertafel
Verkraftete noch das Geburtstagsbudget
Einschließlich eines - laut Packungsgeschwafel -
Tagesbedarfes an Vitamin C

"So", sagte ich
"Das ist beides für Dich!"

Eine Schaufel voller Futter -
Gutes, das auch Tauben schmeckt!
Plus der Trauben Zucker, Mutter -
Wo noch Vitamin drin steckt!

"Ach, ich bat Dich doch nicht so viel auszugeben ...!"
Ich nick' nur mit Blick auf die Sachen, sag: "Eben!"

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