Revisitäten

Nach zweieinhalb Jahren Gedichtreisen steht das 1.000ste Gedicht an! Aus diesem Anlass wird bei den letzten 25 Gedichten vorm Ziel mit 25 Fotos an einige der schönsten Stationen der letzten 2,5 Jahre erinnert.

Abu Dhabi revisited & das neunhundertachtzigste Gedicht

Abu Dhabi Stadtstrand

Der Entertainer

Du starbst nach 'nem Auftritt, im Billighotel
Gekrümmt auf 'ner toten Matratze
Die fremde Umgebung verzeichnete grell
Den finalen Versuch einer Fratze

Du starbst nach 'nem Auftritt, im Billighotel
In allem zu fern von Zuhause
Die Show war vom Ansatz hoch professionell
Und du hieltst das Niveau bis zur Pause

Du starbst nach 'nem Auftritt, im Billighotel
Neues Publikum starrt durch die Tür
Es musste so kommen, doch kam's dann sehr schnell
Und im Raum steht die Frage "Wofür?"

Paris revisited & das neunhundertneunundsiebzigste Gedicht

Blick vom Eiffelturm

Am Wachwechsel

"Wir räumen das später weg", wurde gedacht
Doch dann wurde sehr zeitig gestorben
Von Tätern erträumt, steht das "Wird noch gemacht"
Vor dem Tor der Geschichte
Und im Fort der Gedichte
Und fühlt sich wie weiters umworben

Seattle revisited & das neunhundertachtundsiebzigste Gedicht

Seattle Needle

Grenzen Loser

Wie gerne ich an Grenzen stoß?
Nun, ein Tänzerinnenbinnenschoß
Wär sehr gern diesen vorzuzieh'n -
Ich fröne keinem Sportlerspleen!
Anstatt die Grenzenlosigkeit
Lausig anzuschwitzen
Lebt der Schwänze große Zeit
Von versauten Witzen

Hawaii revisited & das neunhundertsiebenundsiebzigste Gedicht

Maui - Black Beach at the Road to Hana

Nach dem Abbau (und Gründe zu grinsen)

Wir kamen nicht nur viel zu spät zu dem Fest
Wir waren noch nicht einmal da
Uns tarnte die eigne Präsenz nur zum Test
Wie alles, was löschenswert war

Die Einladung quillt wie kopiert durchs Revers
Ich könnt ihre Anzahl nicht schätzen
Du nimmst, sag ich mir, einfach alles zu schwer!
Doch vieles scheint leicht zu ersetzen

Wir sehn uns - nach allem - noch immer im Recht
Und errechneten schon unsre Zinsen
Wir hielten die Haltung in diesem Geflecht
Wir bunkerten Gründe zu grinsen

Chicago revisited & das neunhundertsechsundsiebzigste Gedicht

Chicago Straßenflucht mit U-Bahn

Ripostegedicht zu "Erinnerung an die Marie A." von B. Brecht

Erinnerung an den Bertolt B.

Es war nicht September, er war auch kein Sommer
Auch war er zu sehr in sich selbst verliebt (Komma)
Um mir irgendnäh're Beachtung zu schenken
Da musst er die Fakten in Lyrik ertränken

Nie war ihm all das Angefasse
Nur Fron triebgesteuerter Profanität
Alles half der Befreiung der Arbeiterklasse
Die ihn angeheuert als Verse-Athlet

So bölkte er, als er mein Höschen entfernte
"Bauer auf, zur Pflaumenernte!"
Bei dem Brecht-Techtelmechtel erkannt ich zu spät
Seinen Fetisch proletischer Fertilität

Sieben Kinder!? Bertolt, ernsthaft: sieben!?
Es ist wie erwartbar, bei einem geblieben
Denn mehr gab trotz Geschlechtsverkehr
Mein Job als Stewardess nicht her ...

Oh, ich wär ihm als Näherin lieber gewesen
Ein Zwangslieferant sozialistischer Thesen
Unser Liebesnest hat er dann ländlich geschildert
Und mit einer Wolke noch schwülstig bebildert

Nun, das einzige Luftspiel - ich erwähn es mal kurz
War ein mir beim Geschlechtsakt entglittener Furz
Über den, lacht' er, müsst' er doch irgendwas schreiben ...
Damals hoffte ich noch, Bertolt, du ließest es bleiben!

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