Ich möchte die Welt gern von oben betrachten,
Um die als Hürden ausgemachten
Bürden einzuebnen.
Auf die zu viel ich geb, denn
Es hängt ihre Macht an dem Dasein im Drunten
Und Ziel war: sich endlich zu trennen.
Dass sie mich stets runterzieh’n, hat seinen Grund, denn
Von weit oben
Sind ihre erhoben-
En Fallstricke nicht zu erkennen.
Sechste Auftragsversewoche 2021: Gewünscht wurden Gedichte zu den Themen Schnitzelbrötchenverleih, Riesenrad, Scheißwetter, Geheimratsecken, Megastau und Ghosting.
Schnitzelbrötchenverleih
Der Bote vom Ortsschnitzelbrötchenverleih
Grüßgottelt: „Ich hätt‘ was für Klötgen dabei!“
„Prächtig – ich öffne, die sechste Etage!“,
Lächelt’s von mir durch die Türsprechanlage.
Doch die Anlieferung ist nicht möglich für ihn
Vorm unlängst verbindlichen Abholtermin. –
Sechs Etagen ohne Fahrstuhl sind für alle Pagen uncool.
Doch der kurze Besitz
Von Brötchen samt Schnitz-
El krönt dieses Tags, meines Lebens Begehren –
Alles war auf dem Weg,
Fehlt auch jeder Beleg. –
Ohnehin ging’s mir nie um das Wirklichverzehren.
Nur die Illusion, dass ich befugt dazu sei,
Verleiht mir der Brötchen-um-Schnitzel-Verleih:
Bezahlbar sich etwas nicht-einzuverleiben –
Und dabei nicht mal Vegetarier zu bleiben.
Die Bienlein toll’n im Pollenschlüpfer
Von Stempelchen zu Stempel,
Das Zierpen eingegraster Hüpfer
Beteppicht stur den Tempel,
Der sich aus Schwärmerei errichtet –
Und fehlt’s ihm auch an Sichtbarkeit:
Ein Wärmeschwall hat ihn gedichtet
Und all dem Schwirrgetier geweiht.
Was Astronauten so aus den Händen fällt,
Landet nirgends, nimmermehr,
Trudelt durch eine nicht endende Welt –
Und die gibt als All all dies nie wieder her.
Die Einsamkeit brüht nachschublos
Den x-ten Aufguss aus Resten.
An jeder Luke droht ein Stoß
Von ungebet‘nen Gästen.
Will die Kirche im Dorf sich erneuern
Nach dem dreckigen Kolonialismus,
Muss sie den Wert unsres Kreuzzugs beteuern
Gegen Hexen-Kannibalismus.
Wer in Glaubensfragen Abstand wahrt
Gitscht im Bodensatz unserer Werte!
Die Kluft wird schnell ein schmaler Grat
Und die Gastfreundschaft schwindet in Härte.
Denn jeder, der nicht bei uns mitglaubt, der zahle
Mit dem schwär’nden Verdacht, er sei selbst Kannibale.
All das Sterben ist ne Strafe Gottes
Und Aids die Klinge des Schafottes,
Aber wir als belesene Messe-Kadetten
Werd’n eure besessenen Seelen erretten!
Ab ins Virengeseuch diabolischer Mächte
Führt uns unser Kreuzzug und Gott, der Gerechte!
Ferne Dörfer soll’n nun in Kaskaden
Von Weihwasser und Gospel baden!
Es ist Aids das Werk kannibalistischer Hexen –
Die müssen den Trog der Verantwortung exen,
Bis aus höhnenden Körpern die Stigmata schäumen,
Wenn gottlose Bestien das Feld dröhnend räumen!