Das Siegreiche darf sich schon wieder verpissen
Zur Notiz noch die Anzahl der Leichen
Im Gilb ihrer Kopfhäute glitzern die Nissen
Bevor sie dann gleichsam erbleichen
Von einem Twen wird der bereits welke Triumph
Zu den alten Geschichten geschrieben
Der Jugend ist hierfür kein Griffel zu stumpf
Und sie drängt uns, sie dafür zu lieben
Wer war’s, der mir das Displayglas so körperwarm gestrichen?
Wer spornte jenes Windchen an, das meinem Darm entwichen?
Wer hat denn all den Fastfoodkram ins Bäckchen mir gestopft?
Den ganzen Tag mit geistesarmen Serien zugepfropft?
Der Protokollant giftet, ich selbst sei’s gewesen!
Für mich trägt das alles die Handschrift vom Besen …
Das Signal meint: Sag nie Nil
Dann krieg i a Krokodil
Oder ein Ei von der Dohle
Keiner leiht Jodokus Kohle
Zweierlei Protestgeschrei:
Mann, wann wird der Lokus frei?
Es hotzt und plotzt auf dem Kanal
Plötzlich hört man ein Signal:
Ich grüße dich, biographielose Jugend!
(Und verzichte drauf, hierfür auch Snapchat zu nutzen)
Ihr fühlt Metropole aus Freude an Fugen
Und erreimt euch die Freiheit im dreckigen Dutzend
Ihr schleicht euch aus allem als User davon
Und ihr urteilt notorisch: „Empörend!“
Ihr generiert Content (oft nicht sehr gekonnt)
Und könnt diesen Gruß gar nicht hören
Umbrandet vom üblichen Weihnachtsgeschwafel
Sitzt festlich gewandet der Bub an der Tafel
Unverwandt im Bann des Drangs
Das Ziel des Stilles-Örtchen-Gangs
Zum Anlass zu nehmen, mal online zu gehen
„Mensch, kannst du dem nicht einmal heut widerstehen?!“
Mahnt der Geist der Weihnacht der Gegenwart
Der diesen Schritt zu überlegen erbat
Weil die Zeit, die man sich fürs „Schnell Mails checken!“ borgt
Den Rest der Gesellschaft beschämt und besorgt
„Du fühltest als Kind doch“, ergänzt nun der Geist
Der vergangenen Weihnacht, „dich fast wie verwaist
Wenn zum Fest nicht mit Ernst und mit Aufmerksamkeit
(und natürlich Geschenken!) bespickt war die Zeit!
Zahlst du nun die Gänze vom kindlichen Glück
In knapp portionierten Momenten zurück?!“
Und der für die Zukunft zuständige Geist
Zeigt, was das für kommende Weihnachten heißt:
„Da zahlst du dann für virtuelle Zeit
Mit sehr realer Einsamkeit!
Und mailst nur noch per send & bounce
Mit Werbebots und Fake Accounts!“
Da grimmt der Bub nicht mehr länger der Tafel
Und stimmt mit ein in das Geschwafel …
Hinten bei den Teppichstangen
Hab’n wir früher abgehangen –
Für uns gab’s sonst nichts zu tun –
Lauschten, was der Nachbar schaut:
„Mensch, stell‘ den Kasten nich‘ so laut!“
„Dann hör‘ doch weg, Du blödet Huhn!“
Dann kam Euer Umzug – ich selbst blieb noch lange.
Doch nie hing ein Teppich dort über der Stange.
Der Rost hat sie dann abgebaut –
Und ich, ich hab‘ TV geschaut.