Frank Klötgen – Post Poetry Slam – immer frische Gedichte & Fotos

Seit 2016. Auf Globetrotter-Slam-Tour durch bislang 36 Länder auf 5 Kontinenten

Grusel

Mysteriöses, Düsteres und Unheimliches. Gruselgedichte!


  • Gaugrau & das fünfhundertdreiundachtzigste Gedicht

    Bild 63

    Im Gau

    Da sitzte
    Im Gau
    Und weißt ja genau
    Das verspritze
    Blut
    Ist Brut
    Einer doch zu intensiven
    Spitzfindigen, dringlich tiefen
    Narbennahen
    Nabelschau

    Bauer A spricht wütend: „Wei,
    Siagst as – so a Sauerei!“
    Bis es allen ähnlich graut:
    „Gut, dass wir noch nachgeschaut!“

    Dir, gerühmter Analyst
    Reicht man Blümchen und du bist
    Nach der Wand aus Rand-Misstrauen
    Und dem Mist in andren Gauen
    Immerhin
    Mittendrin


  • Hütte 1 & das fünfhundertfünfunddreißigste Gedicht

    Im Wald von Ludwigshöhe bei Ebersberg

    Im Haus der Sünder

    Oh, reiß dir das kalbende Herz aus der Brust!
    Dann huste die Blutleere rosig und plünder‘
    Gesünderen Seelen entflohene Lust
    Aus Musterregalen im Hüttchen der Sünder

    Dort, prustend vor höhnischem Lachen, erspähten
    Wir mündervereinigend Kalamitäten
    Gleich von uns angepüstelten Sahnehäubchen
    Und schlürften vom Boden verendete Täubchen


  • Nachtschattengewächse & das fünfhundertzweiunddreißigste Gedicht

    Saatkrähe an der Isar

    Die im Dunkeln

    Düsternis an hellen Tagen
    Mahnt euch, nicht zu viel zu wagen
    Warnt vor nahendem Versagen
    Lasten, die alsbald zu tragen …

    Mein Gemüt beizt längst der Saft
    Einer düstern‘ Brüderschaft
    Den berauscht schon volle Kraft
    Wenn man kurz die Rollos rafft

    So sind aufs Dunkeln dieser Welt
    Die Unken besser eingestellt


  • Moohr & das fünfhundertdreißigste Gedicht

    Algen in Venedigs Lagune

    Wieder einmal beginne ich die Gedicht-Woche mit einem Ripostegedicht, das sich die Zuschauer meiner Lesebühne Poetry & Parade gewünscht haben. Diesmal eine erotischer Remix von Annette von Droste-Hülshoffs „Der Knabe im Moor“.

    Das Knabbern am Ohr

    O kau ich dir am Ohr, ist’s schön,
    Wenn es knistert im Speichelschaume,
    Schlucklaute über dein Trommelfell dröh’n
    Und die Zunge entspringt ihrem Zaume,
    Unter jedem Schleck ein Quellchen springt,
    Wenn’s rund um dein Ohrläppchen zischt und singt,
    O kau ich dir am Ohr, ist’s schön,
    Wenn ein Röhren flüstert vom Gaume‘!

    Fast hold vor Liebe, erzittert das Kind;
    Nun trennt es vom reinen Behage
    Die Frage, wie ehrlich die Absichten sind –
    Hat das Schleckermaul nicht eine Raubtiervisage?
    Hat denn jemals gebändigt das Menschengeschlecht
    Jenen Trieb, für den meistens ein Beutetier blecht?
    „Duhu …bist sicher nicht bissreflexblind?!
    Nicht schlucken! Nur knabbern und nagen!“

    Vom Kiefer starret Gestumpf hervor,
    Das heimlich giert nach Gehöre,
    Als Knabberei verschwand manch Ohr
    Durch Riesenhungers Begehre;
    Und wie fies es tief im Rachen spricht:
    „Ohrmuscheln sind mein Leibgericht!“
    Da bleckt der Backenzähnechor,
    Da späht die Speiseröhre!

    „Ohr dran, Ohr dran!“ so wimmert es laut,
    „Ohr dran – ach, ich will doch noch hören!
    Mit wenig Genuss wird solch Knorpel verdaut,
    Sein Fleisch will kein Mund gern verzehren!“
    Erst lippengebändigt, hebt sich das Visier;
    Da blitzt des Schneidezahns Ungetier,
    Das in diebischer Absicht den Ohrrand bekaut –
    Der will noch Papillen betören!

    Da birst’s im Ohr, den Löffel zerrt’s
    Herein in die klaffende Höhle;
    Schon rutscht’s vom Zahndamm magenwärts:
    „Ho, ho, hinein in die Kehle!“
    Der Knabberer schlingt wie im rohen Wahn;
    Wehrhaft trutzt das Kind dem nahen Zahn,
    So befreit es die Kraft des sich sperrenden Pferds
    Und gewährt, dass kein Ohr an ihm fehle.

    Da endlich Grunz-Erotik wich
    Der bübischen Zärtlichkeits Weide,
    Die Leidenschaft stimmt heimelig,
    Der Knabberer steckt in der Scheide.
    Tief atmet er auf, zum Ohr zurück
    Doch dorthin zieht’s ihn echt kein Stück:
    Denn am Gehör schmeckt’s fürchterlich,
    Und schaurig war’s für sie beide!!


  • Biedersteiner Kanal & das fünfhundertdritte Gedicht

    Eisstockschießen vorm Nymphenburger Schloss

    Unterm Eise

    Unter dem Eise
    Blubberte leise
    Eine Blase
    In mein Ohr
    Und im Gase
    Hört ich Welten
    Die die trübe Schicht erhellten
    Unter der ich gern erfror …
    Meine Arme ausbreitend
    Reglos gleitend
    Auf der Reise
    Unterm Eise


  • Spinne, bunt & das vierhundertsechsundsiebzigste Gedicht

    image

    Wem man so beim Spaziergang begegnet. Auf vielfachem Wunsch: ein Spinnengedicht! Was man nicht sieht: Im Netz hing ein wunderschöner, halb verwitterter Morphofalter.

    Die binomischen Formeln der Insektenphobie

    Spinnen drinnen?
    Braucht man Mut!
    Spinnen draußen?
    Auch nicht gut …!
    Und in Spinnen innendrin?
    Klingt nicht grad nach Hauptgewinn!

    Gut? … da alle einig grienen
    Widmen wir uns nun den Bienen:
    Bienen drinnen?
    Etc. etc.


  • Parque Central & das vierhundertfünfundfünfzigste Gedicht

    San José Parque Central

    Die Distinguierten

    Wir schlendern umher wie durch sichere Zeiten
    Als würd die Verlässlichkeit niemals gestutzt
    Wir geben uns achtlos, wir schreiten und gleiten
    Und selbst die Galoschen sind immer geputzt

    Polizei und auch Policen
    Blieben immer ungenutzt
    Wir, die wir uns sorglos hießen
    Haben jeder Angst getrutzt

    Was für uns gegolten
    Gilt schon längst nicht mehr
    Unreinheit und Wolken
    Reimen immer näh’r

    Narrenhände
    Schreiben schon
    Unser Ende
    In ihr Droh’n

    Keiner
    Sah
    Die Ge-
    Fahr

    Wir schlendern umher wie durch sichere Zeiten
    Als würd die Verlässlichkeit niemals gestutzt
    Wir geben uns achtlos, wir schreiten und gleiten
    Und selbst die Galoschen sind immer geputzt


  • Nikolaus & das vierhundertneununddreißigste Gedicht

    Isarwehr

    Ripostegedicht zu „Knecht Rupprecht“ von Theodor Storm, dessen abschreckende und erzieherische Wirkung über die Jahre etwas einzusacken droht.

    Magd Knappragd

    Magd Knappragd hieß das böse Vieh
    Ihr Defizit an Empathie
    Empfahl sie schon früh
    Als mit echtem Vergnü-
    Gen züchtigend prügelnde Knechtassistentin
    Obschon ’s Gottes Sohn echt krass empfand, wenn sie’n
    Sperriges Gör mit dem Schlagring bedrohte
    Es hieß: „Bei der Knappragd gibt’s irgendwann Tote!“

    Wo der Rupprecht sich manchmal das Schlagen erspart‘
    Blieb die Strafe der Magd immer unverzagt hart
    Sie nahm mit ihren ehernen Prügel
    Die Unartigkeit wahrhaft stramm an die Zügel
    Auch entlockten ihr weder Gejammer noch Tränen
    Je mehr als ein zähneentblößendes Gähnen
    Geriet auch mancher Schaden groß
    Die Magd blieb standhaft gnadenlos

    Es müssen, ganz klar, im beruflichen Leben
    Grad gewalterzieh’nde Frauen
    Selbstlos immer alles geben
    Und doppelt hart wie gerne hauen

    Doch es mehrten sich erstmals auch kritische Stimmen
    Dass der Chor der Schmerzensschreie
    Vom schändlich adventlichen Blagen-Vertrimmen
    Unser Weihnachtsfest entweihe …

    Jahrs drauf – da war autoritär
    Plötzlich nicht mehr populär
    So dass Magd Knappragds Boss beschloss
    Nicht fortzufahren wie bisher
    So sehr man’s jahrelang genoss
    Der Weihnachtsmarkt gäb’s nicht mehr her
    Man dürfe die Trends unsrer Zeit nicht verschlafen
    Und der Nachfragerückgang an härteren Strafen
    Sei so eklatant
    Dass man letztlich befand
    Im Züchtigungssektor ’ne Stelle zu streichen
    Denn eine Kraft würde da allemal reichen
    Wenn in dieser Phase der Harmonie
    Hier jemand zu viel ist, so sicher doch sie

    Magd Knappragd, die ja nücht mehr jung
    Verstand sich nur auf Züchtigung
    Bald machte man ihr klar, sie war
    Nicht anderwärts vermittelbar

    So musst‘, da die joblosen Tage sich jährten
    Ihr hartes Herz noch mehr verhärten

    Und neue Kinder kam’n ins Land
    Gewannen gar die Oberhand
    Kaum abgeworfen von den Storchen
    Wollten die nicht mehr gehorchen
    Knecht Rupprecht, der alleine war
    Fühlt‘ alsbald sich ’nem Burn-Out nah
    Er rief: Ey, Christkind, überreiz
    Hier nicht die Geschichte vom heiligen Geiz!
    Diese Gör’n sind so blöd wie verhaltensstur
    Kackfrech, gierig und entgrenzt im Verhalten
    Hey, wir hab’n doch grade Konjunktur!
    Und die Zeit, einen Stellenausbau zu gestalten
    Um dann zu vollbring’n, was die Eltern nicht schafften
    Die Satansbräten zu entsaften
    Jene vorlauten Paschas mit ADHS
    Die quenglig-verwöhnte „ich mag nicht“-Comtesse
    Die – so wie DU! – egomanisch verdorben!

    Nun, Magd Knappragd hat sich auf die Stelle beworben …


  • Bodenseenebel & das vierhundertdreiunddreißigste Gedicht

    Bodensee bei Bregenz

    Morgennebel

    Der See ist über die Ufer getreten
    Und lichtstrahlberaubt hört man flüchtiges Beten
    Der Anraineralten und andren Gestalten
    Die superheldsehnend die Fingerchen falten:

    „Ihr, die Ihr das Nichtzuvollbring’nde vollbringt
    Schier unüberwindbare Gegner bezwingt
    Ihr Verfechter und Rächer des Guten auf Erden –
    Mögt ihr uns nicht helfen, den See loszuwerden?“

    Doch all die Gebete zerwabern im Nebel
    Der dräuend über allem hängt
    Der See steckt bedrückend in all dem Geschwebel
    Das täglich auf die Ufer drängt

    Darunter fleh’n sterbende Seelen: „Mehr Licht!“
    Doch nichts dringt nach draußen, der Nebel hält dicht


  • Museumsquartier II & das dreihundertvierundneunzigste Gedicht

    An der Neuen Pinakothek

    Hello, Digital Native!

    Sie gestatten?
    Sie erlauben?
    Wir erstatten
    Ihren Glauben
    Mit der Gier
    Nach harten Fakten
    Die wir
    In die Saaten packten
    Um im Sumpf
    Der Schwammigkeiten
    Aufzutrumpfen
    Als Enlighten-
    Ment im Spind
    Der leichten Ziele
    Wer wir sind?
    Nun, scheinbar viele!
    Wir sind nur die Advokaten
    Neuer Fakten, neuer Sparten
    Futter für die Matten
    Tauben
    Sie gestatten?
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