Frank Klötgen – Post Poetry Slam – immer frische Gedichte & Fotos

Seit 2016. Auf Globetrotter-Slam-Tour durch bislang 36 Länder auf 5 Kontinenten

Grusel

Mysteriöses, Düsteres und Unheimliches. Gruselgedichte!


  • 12 Querwasser & das achthundertsechsundfünfzigste Gedicht

    Bild 1

    Schadlose Tat

    Da ist schon Gewalt, wenn sich unangesprochen
    Nasses Laub auf Befangenheit legt
    Da kommt jede Ahnung als Angst angekrochen
    Und wird auch beständig gepflegt

    Die gut Situierten und anmaßend Rohen
    Sie sippeln an Smoothies aus wortlosem Drohen
    Und ihr Schweigen spricht: Füg dich, sonst mach ich dich kalt!

    Eine Tat ist nicht nötig, da ist schon Gewalt


  • 11 Denkverhinderung & das achthundertfünfundfünfzigste Gedicht

    In den Isarauen

    Das Gären

    Unterm asphaltischen Wegekonstrukt
    Regt sich verbotenes Denken
    Noch halten die Mägen, die alles geschluckt
    Noch kann man es ungestört lenken

    Doch

    Über kurz oder lang lässt sich’s nicht mehr verdecken
    Denn es bläht und es furzt schon aus allerlei Ecken


  • 1 Innenwind & das achthundertfünfundvierzigste Gedicht

    independence avenue victoria mahe seychelles

    Auf zum lesebegleitenden Dichten! Zu jedem der 45 Kapitel des Romans „Miakro“ von Georg Klein werde ich ein Gedicht verfassen, zu dem ich durch irgendeine Wendung, irgendeinen Ausdruck oder sonstige Abschweifung angestoßen wurde. Keine Nacherzählung – zumal ich während des Verfassens nicht einmal weiß, wie die Geschichte verlaufen wird, aber vielleicht eine stimmungsbegleitende Vershülle.

    Vorahnen

    Schon dem Morgenwind entrinnt
    Das Quäntchen der Verlässlichkeit

    Wer erwacht noch sorgenblind
    Wenn jeder Hauch nach Augen schreit?

    Trotz der Stille aufgerührt
    Sammeln sich wandernde Zeichen
    Willensschwach und leicht verführt
    Fügen sich die Weichen


  • Isarlauf & das achthundertneunte Gedicht

    Isar

    Ripostegedicht zu „Der Reiter und der Bodensee“ von Gustav Schwab

    Die anderen Reiter und der Bodensee

    Tief unten und in Bodennäh‘
    Harrt auf dem Grund vom Bodensee
    Die Reiterschar, die übers Jahr
    So durch das Eis gebrochen war

    Von Zeh und Huf bis zu den Ohren
    Starr’n Ross und Reiter schockgefroren
    Hinauf zur milchig strahl’nden Schicht
    Wohlwissend: „Manchmal hält die nicht!“

    Und jeder, der hindurchgerammt
    Schwebt nun zum Zombietum verdammt
    Im kühlen Nass, wo nichts verdirbt
    Bis er im Frühling richtig stirbt

    Wenn Sonnenstrahl die Eisschicht taut
    Wird auch der Körper abgebaut
    So lange müssen unten warten
    Die hier ein Stockwerk tiefer traten

    So muss manch Recke nutzlos dümpeln
    Im Bodensee und andren Tümpeln

    Doch, horcht! Da naht auf seinem Rosse
    Vom Ufer ein künftiger Leidensgenosse!

    Schon trabt er mit immer leicht schlitternden Tritte
    Zum Eingangsbereich der schon knisternden Mitte
    Dumpf durchwabert der Schall von dem Todesgalopp
    Die zermürbende Stille des Sees, bis dann „Stopp!“

    Ein Leichnam namens Bertram schreit
    „Ihr Mannen, macht euch mit bereit!
    Entreißt eure Leiber des Winterschlafs Betten
    Treibt mit mir nach oben, den Knaben zu retten!

    Stützt mit den Leibern eurer Rappen
    Die Eisschicht, wo sie einen schlappen
    Und kläglich tragend Eindruck macht
    Und wo’s beim nächsten Kleindruck kracht!

    Nun, Freunde, was soll ich euch lange behellen
    Ihr kennt wohl am besten die heikelsten Stellen!
    Vollbring’n wir’s mit vereinter Kraft
    Dass er’s ans andre Ufer schafft!“

    Kurz drauf wird die Schicht, wo ihre Deckkraft im Argen
    Von den Rücken ertrunkener Pferde getragen

    Schon donnert heran das Getrommel der Hufe
    Von vorderster Front hört man Jubel und Rufe:

    „Es hielt – wir hielten’s! Er hat uns passiert!“
    Und wenn auch manch Sprung durch die Eisdecke sirrt
    Solange die Schutzschicht nur splittert statt bricht
    Hält auch noch die Mitte des Reiters Gewicht

    Und im Zentrum von alldem hält Bertram sein Ross
    Den gefall’nen Gefährten im See nun der Boss
    Da der durchschlagskraftmächtigste Tritt auf ihn bangt
    Und er nur ruft: „Treffer. Mitnichten versenkt!“

    Da schöpfen auch die, die’s noch treffen wird, Mut
    Zudem dort das Eis mählich dicker wird. „Gut,
    Den kritischen Teil hat er nun überwunden
    Und bald auch den Weg an das Ufer gefunden

    Wo im Schatten der Berge es stärker gefriert
    So dass ihm von nun an wohl nichts mehr passiert!“
    Da jubelt die Schar und man gibt sich Highfive
    Sie tanzen und singen zu „Stayin‘ Alive“

    Doch kommt ein Zwerg hervorgekrochen:
    „Just dort bin ich ins Eis gebrochen!“

    „Just wo?!“ „Nun, er reitet geradewegs hin!
    Und dort ist das Eis wirklich dünner als dünn!“

    Weh! Niemand traut da gern seinen Ohren
    Nur Bertram gibt dem Pferd die Sporen
    Und sein treuer Gaul schießt durch das Nasselement
    So wie man das höchstens von Seepferdchen kennt

    Schon ist’s – so sehr strengt es sich an
    Gleichauf mit jenem Reitersmann
    Wie ein gekipptes Spiegelbild
    Dort arglos – da entschlossen wild

    Nun wird auch die Gefahr reell:
    Den See trifft hier ein warmer Quell
    Macht’s Eis porös wie Blätterteig
    Durchschmetterbar vom kleinsten Zweig

    Um zu erkenn’n: Das hält ihn nicht!
    Braucht es nicht erst ’nen Testbericht
    Auf Verstärkung zu warten, dazu fehlt die Zeit
    Also plant Recke Bertram die Rettung zu zweit:

    „Wir bleiben stetig unter ihnen
    Geleiten sie so wie auf Schienen

    Und öffnet sich des Eises Spalt
    Geb’n unsre Körper ihnen Halt!“

    So ward zum Peak vom Eisschicht-Schwund
    Das Pferd dem Pferd ein Untergrund
    Bewahrt‘ es vor dem kühlen Grab
    Perfekt getimet im Hucketrab

    Dem Highsporn, der nach vorn nur stiert
    Wird nicht gewahr, was hier passiert
    Schon nimmt er mit ’nem Riesensatz
    Im Fließ der Uferwiese Platz

    Bloß Pferd und Bertram treib’n zerfetzt
    Vom Hufgetrampel arg verletzt
    Im eisfrei’n Teil des Sees herum
    Wo sie sofort verwesen – dumm!

    Denn kaum am Sauerstoff gerochen
    Schält sich das Restfleisch von den Knochen
    Trotzdem feiert nun stürmisch: „Oh, Bertram, du Held!“
    Der Reittrupp Unterwasserwelt

    „Siehst du ihn, noch?“ „Ja, er erreicht jetzt das Dorf!“
    Von den brüchigen Lippen des Boss‘ blättert Schorf

    „Erzähl uns, was tut er?“ „Er blickt grad zurück!
    Ich denke, allmählich begreift er sein Glück.

    Und nun … bitte, nein! Gott, das glaub ich jetzt nicht!“

    Na, ihr kennt ja das Ende vom andren Gedicht!


  • Alter Nordfriedhof Zentral & das achthundertachte Gedicht

    Alter Nordfriedhof Zentral

    Einschlafgedicht

    Ich traf in einer coolen Bar
    Schon oft den Grafen Dracula
    Das Blut vom Mund sich wischend

    Er sprach: „Die coolen Leute hier
    Gefüllt mit gut gekühltem Bier –
    Das schmeckt doch sehr erfrischend!“

    Ja ja, Vampire
    Tun das ihre
    Dass des Nachts was los ist!

    Und willst du nicht pennen
    Lernst du sie schon kennen
    Bevor du wirklich groß bist!


  • Tor 15 & das siebenhundertneunundzwanzigste Gedicht

    Linz Donaubrücke

    Ein Tief überm Hochofen Duisburg­Nord

    Ein Tief überm Hochofen Duisburg-Nord.
    Sieht aus, als geschieht hier heut Nacht noch ein Mord …
    Fauchend stiebt Glut sich durch Eisen und Schlacke,
    Ein Schummel-Schimanski seufzt planlos: „Attacke!“
    Und das Tief schaufelt Wolken aus Finsternis.

    Schummrig erzählen erwählte Relikte,
    Von Marxloh schrillt willig ein türkisches Fest,
    Am Straßenrand lungern nach Hochfeld Geschickte,
    Und stets flüstert einer: „Das ist nur ein Test!“
    Ständig bleckt der Überbiss.

    Und dann ist auch das wieder alles Geschichte.
    Als Tatort verdorrt – nur noch Hort der Gedichte
    Von Arbeit, Arbeit, Migration,
    Vom Strandurlaub im Ungewiss –
    Wer länger bleibt, der kennt es schon.


  • Tier(e im )Garten & das sechshundertsechsundneunzigste Gedicht

    Im Tiergarten Berlin

    Die Schlacht am Schlachtensee (Präludium)

    Wenn Tauben ihre Ohren spitzen
    und Spatzen schmatzend Silben (…)bitzen
    dein Hund in Mikrowelsen gart
    wird dir gewahr: Das Ente naht!

    Wenn die sich erst trauen
    am Menschen zu kauen
    werd’n die ein’n nach’m andern
    am Stück uns verdauen

    Dir schwant beim Anblick jedes Schwanes:
    Das Tier plant ganz was Abgefahr’nes!

    Und niemand von uns wird in Ehren ergrauen
    wenn die sich erst trauen
    wenn die sich erst trauen


  • Tate Modern & das sechshundertsechsundsechzigste Gedicht

    Tate Modern

    666

    Lass unsrer Körper Rohheit noch weiter vergröbern
    In Stumpfheit und Dumpfen akribischstens stöbern
    Unsre Eintönigkeit soll vernichtender wüten
    Und fortwährend nur das Entsetzlichste brüten

    Uns verfinstert die Schwärze von Abgrund und Fäule
    Das Schnauben der apokalyptischen Gäule
    Wir woll’n rücksichtslos jedweden Zustand zerstören
    Und uns dem Ruin wie dem Abgrund verschwören

    Unser katastrophales Dahinvegetieren
    Wird tödliche Unruhe kontaminieren
    Und den tödlichen Wahn, auf dem lässig wir gleiten
    Besprenkeln bald Gehässigkeiten

    Wir sind von neuem Unglück erschütterte Wesen
    Von Qualen und Fürchterlichkeiten erlesen
    Anstatt zerbrechlich woll’n wir nun verbrecherisch sein
    Und Widerwärtigkeiten spei’n

    Von verzagenden Balken ward unlängst berichtet
    Die grundlos von Armut zugrunde gerichtet
    Man beklagt sich bei uns sichtlich entrüstet: „Warum?“
    Drum.


  • Septembertiefe & das sechshundertvierundsechzigste Gedicht

    Am Ammersee

    Unter Stürzenden

    Die Luft ist hier ein Kilo schwerer
    Die Nächte fast elfmal so kalt
    Hier zieht noch der Flächenbeteerer
    Den Hut vor dem dräuenden Wald

    Der Pfarrer fragt uns, wo es weh tut
    Wir werden von jedem gegrüßt
    Sind Brüder und Schwestern in Demut
    Und haben für all das gebüßt

    Wir schmecken lebendige Süße
    Doch niemals ganz ohne Verdacht

    Dir, Mutter, die herzlichsten Grüße
    Ich wünsch dir ’ne bessere Nacht


  • von Wittelsbach & das sechshunderterste Gedicht

    Reiterstandbild Herzog Ottos von Wittelsbach

    Süßer Gries

    Schnitzt aus meinem Schädelknochen
    Euch ein Elfenbeinbesteck

    Schmeißt, was vorm Dessert zerbrochen
    Und auch all die Selfies weg


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