Frank Klötgen – Post Poetry Slam – immer frische Gedichte & Fotos

Seit 2016. Auf Globetrotter-Slam-Tour durch bislang 36 Länder auf 5 Kontinenten

Einakter

Alles, was zwölf Zeilen überschreitet.


  • Puerto Viejo & das vierhundertneunundsechzigste Gedicht

    image

    Salzstreuer

    Länder, in denen der Salzstreuer bockt
    Haben die richtige Feuchte
    Die sorgt dafür, dass alles Rieseln verstockt
    Das sich ob der Streulöcher deuchte

    Doch jedes Loch ist zugeklebt
    Wie rüttelnd und schüttelnd man auch danach strebt
    Die eben servierten huevos zu würzen

    Es lässt sich der Vorgang insoweit verkürzen
    Dass man des Streuers Schraubverschluss
    Zwecks Pökelung benutzen muss
    Um dann mit seinen Fingerspitzen
    Zwei, drei Kristalle zu stibitzen
    Die zugedeckt von altem Reis
    Der darlegt, dass man durchaus weiß
    Ob hiesigen Kränkelns vom Streuergerät
    Aber hier geht’s vor allem um Identität:

    Denn immer, wenn der Streuer bockt
    Bist du in einem von wenigen Ländern
    In die uns ein Stück Paradiesnähe lockt

    Weshalb sollt‘ da irgendwer je was dran ändern?

    Wo die Sinne mit all ihren Züngelchen schnalzen
    Erträgt man sein Rührei auch leidlich gesalzen!


  • Hörnchen & das vierhundertfünfundsechzigste Gedicht

    Costa Rica Eichhörnchen

    Wem man so alles beim Spazieren begegnet. (Übrigens auch einem Dreizehenfaultier, aber das Foto ist schlechter)

    Faulkatzl

    Wer flitzt denn da ins Eichhornloch
    Völlig auf Adrenalin?
    Der Herr Oachkatz wollte doch
    Schon letztes Jahr entzieh’n?!
    Bist du noch immer komplett unter Speed!?
    Klar, hektische Flecken are all that we need!

    Kannst du dort das Faultier sehen?
    Das da hängt an zwei, drei Zehen
    Und denkt: „Gott, was macht der da?
    Hallo Brudi, komm mal klar!
    Man ist eh nie schnell genug!
    Sich so hetzen – Selbstbetrug!“

    Das ist wie du ein Säugetier
    Und deines Absturz‘ Zeuge hier
    So nimm dir zum Vorbild und Ziele je-
    Mand aus der Familie!


  • Parque Central & das vierhundertfünfundfünfzigste Gedicht

    San José Parque Central

    Die Distinguierten

    Wir schlendern umher wie durch sichere Zeiten
    Als würd die Verlässlichkeit niemals gestutzt
    Wir geben uns achtlos, wir schreiten und gleiten
    Und selbst die Galoschen sind immer geputzt

    Polizei und auch Policen
    Blieben immer ungenutzt
    Wir, die wir uns sorglos hießen
    Haben jeder Angst getrutzt

    Was für uns gegolten
    Gilt schon längst nicht mehr
    Unreinheit und Wolken
    Reimen immer näh’r

    Narrenhände
    Schreiben schon
    Unser Ende
    In ihr Droh’n

    Keiner
    Sah
    Die Ge-
    Fahr

    Wir schlendern umher wie durch sichere Zeiten
    Als würd die Verlässlichkeit niemals gestutzt
    Wir geben uns achtlos, wir schreiten und gleiten
    Und selbst die Galoschen sind immer geputzt


  • Römer & das vierhundertsechsundvierzigste Gedicht

    Römer Frankfurt

    Lieb Fresshüttchen (Entsorgung der Altlasten)

    „Lieb Fresshüttchen vom Weihnachtsmarkt
    Was bietest du mir an?“

    „‚Nen Champion, halb angenagt
    Von einem schwarzen Mann!“

    „Ein mohrbenagter Champion?“
    (So formuliert ein Stammtischsohn)
    „Lieb Fresshüttchen vom Weihnachtsmarkt
    Den Pilz wollt‘ ich wohl gern
    Eh dass er vollends eingeparkt
    In jenem dunklen Herrn!“

    Von Unenschlossenheit geplagt
    legt sich die Stirn in Falten
    Lieb Fresshüttchen vom Weihnachtsmarkt:

    „Ich sag dir, wie wir’s halten:
    Du sollst zunächst dich satt dran essen –
    Dann darf der schwatte Mann dich fressen!“

    „Das klingt nach einem Angebot:
    Erst satt zu sein und dann gleich tot!
    Ich fühl‘ mich eh schon zu betagt
    Lieb Fresshüttchen vom Weihnachtsmarkt!“


  • Roland & das vierhundertfünfundvierzigste Gedicht

    Roland Bremen

    Der Tänzer

    Herrmann, mann, frag mich!
    Herr, das ertrag ich
    Keinen Tanztee länger!
    Du alter Rattenfänger
    Wie kannst du es wagen
    Grad mich nicht zu fragen?!
    Wann wählst du mich aus
    Als rattige Maus?

    Wir lassen’s all die andren seh’n
    Wenn wir uns dann im Tanze dreh’n!
    Wie fiebrig sie schelten
    Aus schmerzlich verprellten
    Nassen Tanzteephantasien
    Die nur als Chance vorüberzieh’n!

    „Was schmeißt sich denn die Grande Madame
    An diesen Gecken Hermann ran?!
    Hat sie denn kein Gramm Stolz im Bauch?!“

    Ich muss gesteh’n, so dacht‘ ich auch

    Und denke es vielleicht noch länger
    Fragst du mich nicht, du Rattenfänger


  • Sekundenschlaf & das vierhundertsechsunddreißigste Gedicht

    Großhesseloher Seeufer

    Schlaf im Zug

    Es rinnt die verbindliche Mittagsschlafschwere
    Ins immergrüne Hirn hinein
    Ich taumle in Gedankenleere
    Unbeweglich wie ein Stein

    Für Sekunden, immer wieder
    Senken sich die Augenlider
    Und es blitzt ein anschleichleiser
    Kurzgeschluckter Appetizer
    Der sündig gefüllten Tresore von Schlaf
    Die sich halbzertrümmert von Nachholbedarf
    Doch erst später öffnen lassen
    Zum juchzgestöhnten „Essen fassen!“

    Ich trinke derweil einen brüsken Kaffee
    Und winke fürs Erste der Wohltat in spe


  • Bodenseenebel & das vierhundertdreiunddreißigste Gedicht

    Bodensee bei Bregenz

    Morgennebel

    Der See ist über die Ufer getreten
    Und lichtstrahlberaubt hört man flüchtiges Beten
    Der Anraineralten und andren Gestalten
    Die superheldsehnend die Fingerchen falten:

    „Ihr, die Ihr das Nichtzuvollbring’nde vollbringt
    Schier unüberwindbare Gegner bezwingt
    Ihr Verfechter und Rächer des Guten auf Erden –
    Mögt ihr uns nicht helfen, den See loszuwerden?“

    Doch all die Gebete zerwabern im Nebel
    Der dräuend über allem hängt
    Der See steckt bedrückend in all dem Geschwebel
    Das täglich auf die Ufer drängt

    Darunter fleh’n sterbende Seelen: „Mehr Licht!“
    Doch nichts dringt nach draußen, der Nebel hält dicht


  • Schwäbeln & das vierhundertachtundzwanzigste Gedicht

    Freiburger Bächle

    Die Säbel des Schwäbelns

    Das Schwäbeln attackiert meine Misanthropie
    Es martert den fleischigen Schmelz meiner Ohren
    Die Impertinenz dieser Sprachmelodie
    Klingt niedlichkeitssauer, im Kleingeist gegoren

    Man schnattert sich sein Dorfsein gut
    Im Schatten von Furor und Wut

    Doch ich möchte verletzen, vergrätzen, verstören
    Nicht immerfort dessen Negierungle hören

    Ha noi, du abscheulichstes Buttercremeschwätzen
    Du zwingst uns zum Kinderlaternenzerfetzen!

    Darum geht’s vielleicht auch – wirkt das Schwäbeln doch wie
    Ein Stochern im Ofen der Misanthropie
    So drängt man die Welt zu Zerstörung und Leid …

    Auf dass ihr Schwaben fröhlich seid!


  • Exit Weinstraße & das vierhundertsechste Gedicht

    DSC00655

    Von der Weinstraße nach Basel …

    Auf der Weinstraße

    So ein Weinstraßenkind möchte ich gerne sein
    Ach, täglich verputzt‘ ich –
    Kläglich verschmutzt – zig
    Schoppen
    Alle Hirten und Wirte
    Hier lud ich dann ein
    Mich bäuchlings zu poppen

    Und ganz ohne Schrei’n
    Bezahlten mich die Peiniger

    Und als rektalen Reiniger
    Führt‘ abermals mir Wein
    Ich ein

    Man soll ja nicht zu glücklich sein –
    Ein stückweit hatt‘ ich einfach Schwein!

    So genießet in Maßen:
    Den Wein und die Straßen!


  • Museumsquartier III & das dreihundertfünfundneunzigste Gedicht

    Museum Brandhorst

    … und am Montag wird gekündigt!

    O2 can mich’ma

    Hallo Hotline und O2
    Ich schlag ja ohne Grund nich zu …!

    Doch jede Geduld beugt sich deinem Gedudel
    Und schuld ist dein scheißblödes Seier-Gesudel
    Von Leitungen, die leider grade belegt
    Und das wiederholst du sogleich, unentwegt
    Stellst in Aussicht, in ungefähr dreißig Minuten
    Wendet sich wartendes Elend zum Guten
    Um dann – nach vollendeter Stunde – zu melden
    Man danke dem artig noch wartenden Helden
    Aber nun würde hier doch wohl nichts mehr passieren
    Und man wolle ja niemands Geduld strapazieren
    Und löse die Warteschleife jetzt auf!

    Scheinheiligst hofft man wohl darauf
    Dass Expectare voll humanum esse …

    Doch treff ich dich einst – gibt es was auf die Fresse!


Die 254 Städte/Länder der Fotos (2016-2025)


Gedichte/Fotos ausgewählter Tourstationen:

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